Thailand hat neuen Regierungschef: Anutin im Porträt
Nach der Absetzung der vorherigen Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat Thailand Anutin Charnvirakul zum Regierungschef gewählt. Ein Porträrt.

Der 58-jährige Anutin Charnvirakul hat sich als neuer thailändischer Ministerpräsident durchgesetzt und übernimmt die Führung eines politisch zerrütteten Landes. Seine Wahl erfolgte nach tagelangen Verhandlungen zwischen den wichtigsten politischen Kräften des Königreichs.
Das Parlament bestätigte ihn laut der «Zeit» mit einer Mehrheit von 247 der 492 Abgeordnetenstimmen als Nachfolger von Paetongtarn Shinawatra. Entscheidend für seinen Erfolg war die überraschende Unterstützung durch die grösste Oppositionspartei People's Party.
Diese machte jedoch Neuwahlen binnen vier Monaten zur Bedingung.
Regierung in Thailand sehr instabil
Thailand erlebt damit bereits den dritten Regierungswechsel innerhalb von nur zwei Jahren. Das verdeutlicht die anhaltende politische Instabilität des südostasiatischen Königreichs.
Anutins Aufstieg markiert gleichzeitig das Ende der Regierungszeit der einflussreichen Shinawatra-Dynastie, die das Land jahrelang geprägt hatte.
Politische Laufbahn und Erfahrungen
Anutin Charnvirakul bringt umfangreiche Regierungserfahrung in sein neues Amt mit, nachdem er bereits verschiedene Ministerposten in Thailand bekleidete. Als ehemaliger Vize-Regierungschef, Innen- und Gesundheitsminister kennt er die Mechanismen der thailändischen Politik aus erster Hand.

Seine bekannteste politische Leistung war laut der «Tagesschau» die Legalisierung von Cannabis im Jahr 2022, die er als Gesundheitsminister vorantrieb. Diese progressive Drogenpolitik verschaffte ihm sowohl in Thailand als auch international Aufmerksamkeit und etablierte ihn als reformorientierten Politiker.
Als Vorsitzender der konservativ-populistischen Bhumjaithai-Partei führt er die drittstärkste Fraktion im thailändischen Unterhaus. Seine Partei konnte sich trotz ihrer relativen Grösse als Königsmacher positionieren und den entscheidenden Durchbruch zur Regierungsbildung schaffen.
Anutin hat unternehmerischen Hintergrund
Neben seiner politischen Karriere ist Anutin laut «nationalthailand.com» als erfolgreicher Bauunternehmer in der thailändischen Wirtschaft etabliert. Seine Geschäftserfahrung verleiht ihm eine pragmatische Herangehensweise an politische Herausforderungen, die sich von der traditionellen Politikerkaste unterscheidet.
Der rechtsgerichtete Unternehmer verkörpert einen neuen Typus des thailändischen Politikers, der wirtschaftliche Kompetenz mit populistischen Ansätzen verbindet. Seine Doppelrolle als Geschäftsmann und Politiker spiegelt die zunehmende Verschmelzung von Wirtschafts- und Politikeliten in Thailand wider.
Diese unternehmerische Prägung könnte sich als Vorteil erweisen, wenn es darum geht, Thailands Wirtschaft nach Jahren politischer Turbulenzen zu stabilisieren. Gleichzeitig bringt sie auch potenzielle Interessenkonflikte mit sich, die seine Amtsführung beeinflussen könnten.
Herausforderungen der Regierungsführung
Anutin übernimmt die Regierungsgeschäfte in einer Zeit beispielloser politischer Instabilität, die durch häufige Machtwechsel geprägt ist, so die «Tagesschau». Seine Minderheitsregierung steht vor der schwierigen Aufgabe, ohne stabile parlamentarische Mehrheit zu regieren und gleichzeitig das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.

Die Bedingung der Opposition für Neuwahlen Anfang 2026 setzt seine Regierung unter enormen Zeitdruck, konkrete Erfolge zu erzielen. Politische Beobachter warnen bereits vor einer herausfordernden Legislaturperiode, die von der Unsicherheit über die politische Zukunft überschattet wird.
Zusätzlich muss er sich mit anhaltenden regionalen Spannungen in Thailand auseinandersetzen, insbesondere dem schwelenden Grenzkonflikt mit Kambodscha. Die Bewältigung dieser aussenpolitischen Herausforderungen wird ein wichtiger Gradmesser für seine Führungskompetenz sein.