Tasmanischer Küstenort bietet die «sauberste Luft der Welt»

Cape Grim, ein Zipfel auf der australischen Insel Tasmanien, gilt als weltweiter Referenzpunkt für reine Luft.

Es ist eine Richtgrösse für die wissenschaftliche Welt. Seit 1976 sitzt hier die staatliche Cape Grim Baseline Air Pollution Station. Und die exzellente Luft wissen die Menschen von Cape Grim auch erfolgreich zu vermarkten.

Fernab aller Zivilisation fängt die Messstation von Cape Grim die reine Luft ein – ohne Verkehrs- und Industrieabgase. Wenn unverschmutzter Wind aus Südwest bläst, nehmen Cleland und sein Team Proben aus der Umgebungsluft. Ihre Ausrüstung ist so empfindlich, dass aus der nächstgelegenen Stadt heranfahrende Lieferwagen protokolliert werden, weil sie die Messwerte verfälschen könnten.

Cape Grim wirbt mit seiner unberührten Natur: Regionales Rindfleisch wird mit Hinweisen auf die Luftqualität vermarktet, die Zahlen von Windparks und Touristen steigen.

Mike Buckby verdient sein Geld als Regenfarmer. Für die Cape Grim Water Company verkauft er Wasser, das «vom reinsten Himmel der Erde» fällt. Er fängt auf der Fläche eines halben Fussballfeldes vor der Küste Regen auf.

Durch die Messstation und die saubere Luft heben sich die regionalen Produkte von Wettbewerbern ab. «Ja, wir verkaufen Romantik», gibt Buckby freimütig zu. Schliesslich gebe es hier nach den Messdaten der vergangenen 43 Jahre «den saubersten Luftmix der Welt».

Aber auch Cape Grim ist nicht immun gegen steigende Schadstoffwerte. Bei Nordwind aus Melbourne oder Sydney erkennen die Wissenschaftler an den Messungen, welche Fabriken an diesem Tag produzieren. Aus China registrierten sie einen Anstieg von Gasen, die die Ozonschicht gefährden.

Selbst die sauberste Luft verändert sich rapide. «In den letzten 2000 Jahren blieben insbesondere die CO2-Werte auf einem ziemlich stabilen Niveau», erklärt Cleland.

Das CO2 lag in den vergangenen eine Million Jahren meist bei etwa 275 Teilen pro Million (ppm) lag. Das zeigen aus dem Polareis gebohrte Kerne. «Als wir 1976 hier mit der CO2-Messung begannen, waren es bereits bis zu 330, seitdem sind wir bei etwa 405.»

Die Schwelle von 400 ppm wurde Anfang 2010 überschritten. Das ist laut Cleland ein Zeichen dafür, dass die Umweltschutzpolitik weltweit unzureichend sei. Die aktuellen Kohlendioxidwerte in Cape Grim ähnelten denen einiger Städte zu Beginn der industriellen Revolution.