Die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan übernommen. Viele Länder versuchen ihre Staatsangehörigen zu evakuieren. Die aktuelle Lage im Ticker.
Kabul Taliban
Menschen mit Gepäck vor dem Flughafen von Kabul. - EPA/STRINGER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kabul ist gefallen – die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan übernommen.
  • Die Kämpfer versprechen, Frauen Rechte zu gewähren – im Rahmen der Scharia.
  • Die ersten Schweizer Staatsangehörigen haben aus Afghanistan ausreisen können.

14.38: Das Chaos am Flughafen in Kabul will kein Ende nehmen. Wo schon gestern ein Baby über einen Stacheldraht gehoben wurde, klettern nun auch erwachsene Personen über Mauern. Auch weitere Kinder werden über die Mauern des Flughafens in die Arme von US-Soldaten gehoben.

Afghanistan Kind
Ein Kind wird am Flughafen in Kabul über eine Mauer gehoben.
Frau Mauer
Auch eine Frau klettert auf die Seite der US-Soldaten.
Kind Mauer
Bereits heute Morgen wurde ein Baby über einen Stacheldraht gehoben.

«Es ist wie in einem Alptraum, einem Horrorfilm», so eine junge Afghanin zu «BBC». Sie versuchte über den Luftweg zu flüchten, kam jedoch nicht an den Taliban dabei. Diese feuern rund um den Flughafen mit Waffen in die Luft. Auch das US-Militär hat Tränengas verwendet, um die Menge in Schach zu halten.

12.40: Die Taliban suchen in Afghanistan nun auch nach ex-Nato-Mitarbeitern. Das zeigt ein neuer UN-Bericht. So würden die Taliban von Tür zu Tür gehen und Familien bedrohen.

Taliban
Die Taliban ziehen von Tür zu Tür und suchen nach Ex-Nato-Mitarbeitern. - Keystone

Die islamistische Hardliner-Gruppe hatte zunächst versprochen, keine «Rache» nehmen zu wollen. Doch die Angst vor einer Kluft zwischen dem was sie sagen, und dem was sie tun, wächst weiter.

«Die Taliban haben derzeit eine grosse Anzahl von Personen im Visier», sagte Christian Nellemann zur «BBC». Er leitet die Gruppe hinter dem UN-Bericht. Er warnte davor, dass jeder auf der schwarzen Liste der Taliban in grosser Gefahr sei. Es könne dadurch zu Massenhinrichtungen kommen.

10.40: Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace befürchtet, dass durch das Taliban-Regime in Afghanistan Terror-Pläne von al-Qaida befeuert werden könnten. Die Terrorgruppe würde den Abzug der westlichen Streitkräfte als «Chance» sehen, so Wallace.

Taliban Ben Wallace
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat Putin als «Irren» mit «Klein-Mann-Komplex» bezeichnet. - Keystone

Gegenüber «BBC Radio 4» sagt er: «Es ist ziemlich einfach. Gescheiterte Staaten führen zu einer Explosion der Armut und in der Regel zu einer Explosion von Extremismus oder Sicherheitsproblemen. Deshalb haben wir in Fähigkeiten investiert, um von ausserhalb eines Landes handeln zu können.»

07.15: Ein neues Video aus Afghanistan schockiert: Zu sehen sind zahlreiche Menschen, die in Kabul vor einem Sicherheitszaun am Flughafen. Die Menschen sind derart verzweifelt, dass sie kaum noch einen Ausweg sehen. Verzweifelte Mütter reichen ihre Babys über die Hände der Menschen nach vorne, schreibt der «Independant».

06.41: Weit über 9000 Menschen wurden angesichts der dramatischen Lage nach der Machtübernahme der Taliban aus Kabul ausgeflogen. Tausende warten immer noch verzweifelt auf ihre Rettung.

05.32: Laut eines Nato-Mitarbeiters sind seit der Machtübernahme der Taliban mehr als 18'000 Geflüchtete vom Flughafen in Kabul ausgeflogen worden. Wie Reuters berichet, drängen sich weiterhin viele Menschen vor dem Airport, die verzweifelt versuchen zu fliehen.

04.50: Ein Foto vom Donnerstagnachmittag zeigt das Ausmass des Exodus am Flughafen von Kabul. Die «Stern TV»-Reporterin Sophia Maier hat das Foto auf ihrem Twitter-Account geteilt und schreibt dazu: «Es ist schockierend, herzzerbrechend und beschämend zur gleichen Zeit. Diese armen Leute.»

04.20: Laut einem norwegischen Nachrichtendienst stellen die Taliban eine Todesliste zusammen. Darauf zu finden seien die Namen der Personen, die in Schlüsselpositionen mit der Regierung oder mit den internationalen Truppen zusammenarbeiteten.

In dem Bericht heisst es: «Die Taliban intensivieren die Jagd auf alle Personen und Kollaborateure des früheren Regimes. Falls sie erfolglos sind, nehmen sie die Familien ins Visier. Sie werden sie verhaften und sie nach ihrer eigenen Auslegung der Scharia bestrafen.» Besonders gefährdet seien Personen, die in zentralen Positionen bei Militär, Polizei und Ermittlungsbehörden gewesen seien.

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Die Taliban sollen entgegen ihren Versprechungen doch auf Rache aus sein. - Keystone

Zuletzt hatten die Taliban noch erklärt, dass auch alten Feinden Amnestie gewährt werde und man nicht auf Rache aus sei. Verschiedene Bilder aus Afghanistan zeigen jedoch bereits Gewalt sogar gegen Frauen und Kinder.

Deutsche Bundesregierung spricht Soforthilfe von 100 Millionen Euro

03.51: Die deutsche Bundesregierung wird eine Soforthilfe von 100 Millionen Euro für Geflüchtete aus Afghanistan zur Verfügung stellen. Wie das Auswärtige Amt auf Twitter mitteilt, sollen mit dem Geld internationale Hilfsorganisationen in den Nachbarländern unterstützt werden.

Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben mit bisher elf Flügen mehr als 1640 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Erst um 1.36 Uhr ist wieder ein A400M mit 181 Geflüchteten an Bord in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet.

02.45: Der deutsche Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) befürwortet diplomatische Gespräche mit den Taliban, um gefährdeten Menschen in Afghanistan zu helfen. «Die Kunst guter Aussenpolitik besteht gerade darin, mit solchen Staaten zu Lösungen zu kommen. Also mit Staaten deren Ziele und Menschenbild unsere Gesellschaft zu Recht ablehnt.»

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Der Kanzlerkandidat der CDU, Armin Laschet. - POOL/AFP

Das sagte Laschet der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). Der CDU-Chef weiter: «Den Dialog mit den Taliban zu verweigern, würde den Menschen nicht helfen, die aus Afghanistan herauswollen.»

01.55: Bei einem Telefongespräch mit Wladimir Putin hat Emmanuel Macron eine enge internationale Zusammenarbeit für Afghanistan eingefordert. Das Gespräch zwischen Frankreichs Präsident und dem russischen Staatschef soll über eineinhalb Stunden gedauert haben.

Macron Putin Afghanistan Taliban
Emmanuel Macron und Wladimir Putin trafen sich wegen dem Ukraine-Konflikt. - dpa

Macron habe insbesondere über «vordringliche Erwartungen» an die radikalislamischen Taliban gesprochen, wie der Elysée-Palast mitteilte. Dazu zählten demnach der «Kampf gegen den Drogen- und Waffenhandel und der Respekt der Rechte von Frauen. Und der Bruch mit internationalen terroristischen Bewegungen».

Zuvor hatte Macron mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi ebenfalls eine enge Zusammenarbeit im EU-Rahmen vereinbart. So sollen die Evakuierungsflüge für Europäer und Afghanen aus Kabul gewährleistet werden.

Facebook entwickelt «Einmal-Klick-Tool» für Sperrung von Konten

01.06: Facebook hat aus Sicherheitsgründen vorübergehend für Nutzerkonten in Afghanistan die Möglichkeit entfernt, Freundeslisten einzusehen oder zu durchsuchen. Zudem hat die Soziale Plattform ein «Einmal-Klick-Tool» für Nutzer in Afghanistan entwickelt.

Damit können sie schnell ihre Konten sperren. Das Unternehmen wolle auch afghanische Instagram-Konten schützen, so Nathaniel Gleicher, der Leiter für Sicherheitspolitik von Facebook.

00.42: In den letzten Stunden sind erneut zwei Flugzeuge der Bundeswehr mit mehr als 360 Menschen an Bord von Kabul abgehoben.

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Ankunft einer Bundeswehr-Maschine in Taschkent - BUNDESWEHR/AFP/Archiv

23.55: Die Briten wollen bald schon ihre Evakuierungsflüge beenden. Wie die «Times» berichtet, will die Regierung den Zeitplan für den Abzug beschleunigen. Bereits nächsten Dienstag soll der letzte Flug stattfinden.

21.40: Am Flughafen Kabul warten nach Angaben des US-Aussenministeriums inzwischen rund 6000 Menschen. Sie alle würden Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen und bald ausgeflogen werden. «Wir erwarten, dass heute Nacht etwa 20 Flüge starten werden», sagte Sprecher des Konsular-Ministeriums, Ned Price.

Taliban fackeln Freizeitpark nach Scooter-Vergnügen ab

20.00: In Afghanistan herrscht nach der Übernahme durch die Taliban in der Bevölkerung Angst und Schrecken. Die Islamisten kümmert dies offensichtlich wenig. Sie selbst hatten am Dienstag sichtlich Spass daran, sich in einem Freizeitpark auf Autoscootern die Zeit vertreiben – samt Gewehr.

Der Journalist Emir Nader teilt das Video auf Twitter und schreibt dazu: «Die Taliban spielen auf einem Jahrmarkt in Kabul. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich eine militante Gruppe mit einem Autoscooter fahren sehe.»

Nun aber ist ein neues Twitter-Video aufgetaucht, das einen Freizeitpark in Sheberghan zeigt, der lichterloh brennt. Beim Park soll es sich um ein und denselben handeln, indem sich die Taliban am Tag zuvor vergnügten.

Der Twitter-Nutzer, der das Video geteilt hat, schrieb dazu: «Der Grund dafür ist, dass die dort stehenden Götzen in der Öffentlichkeit stehen. Götzenbilder sind im Islam verboten. Das ist die Logik des brutalen Taliban-Emirats.»

19.40 Uhr: Das US-Militär sollte nach Ansicht von Trump seine früheren Stützpunkte in Afghanistan in Grund und Boden bombardieren. Zunächst sollten alle US-Bürger und alle Ausrüstung ausser Landes gebracht werden, erklärte Trump am Donnerstag.

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Ex-US-Präsident Donald Trump steht wegen des Sturms aufs Kapitol scharf in Kritik. - Keystone

«Dann bombardiert man die Stützpunkte in Bruchstücke.» Damit gäbe es «kein Chaos, keine Toten», und die Afghanen «wüssten nicht mal, dass wir weg sind», behauptete Trump.

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