Südafrika geht mit einem grossen Militäreinsatz mit rund 30'000 Soldaten gegen die Unruhen und Plünderungen vor, die nun bereits eine Woche andauern.
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Zwei Personen räumen in Vosloorus (Südafrika) nach Ausschreitungen vor einem zerstörten Einkaufszentrum den Gehweg auf. Foto: Themba Hadebe/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Südafrika mobilisiert weitere 20'000 Soldaten, um die Unruhen im Land zu beenden.
  • Seit bereits einer Woche kommt es täglich zu Plünderungen und Gewalttaten.

Südafrikas Rechtsstaat wird durch tagelange Proteste und Plünderungen erschüttert. Ganze Industriegebiete gingen in Flammen auf, nun setzt die Verzweiflung durch akute Versorgungsengpässe ein. Mit einem der grössten Militäreinsätze seit Bestehen seiner jungen Demokratie will Südafrika die seit Tagen andauernde Gewalt in Teilen des Landes eindämmen.

Nach einer Woche der Plünderungen und Brandstiftungen sollen nun zusätzlich zu den bereits mobilisierten 5000 Soldaten weitere 25'000 Militärangehörige zum Einsatz kommen. Alle verfügbaren Reservisten erhielten einen Marschbefehl, hiess es in einer Erklärung der Armee. Sie sollten sich am Donnerstag mit all ihrer Ausrüstung bei ihren Einheiten melden.

Behörden melden 117 Tote

Obwohl es noch vereinzelte Hinweise auf Plünderungen gab, setzten am Donnerstag an vielen Orten Aufräumarbeiten ein. Erste Schätzungen gehen von einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe und rund 20'000 vernichteten Jobs aus. Die Behörden sprechen bislang von 117 Toten und vielen Verletzten.

Südafrika
Bewaffnete Soldaten patrouillieren ausserhalb eines Einkaufszentrums. In Südafrika gibt es seit Tagen gewalttätigen Proteste. - sda

Auf TV-Bildern eines geplünderten Baumarkts in Pietermaritzburg war die Bergung mehrerer Leichen zu sehen – Augenzeugen sprachen von mindestens sieben Toten. Mehr als 2200 Südafrikaner seien festgenommen worden, teilte am Donnerstag die Ministerin im Präsidialamt, Khumbuzo Ntshaveni, mit.

«Eine gefährliche Situation»

Die von Präsident Ramaphosa angekündigten Versorgungsengpässe machten sich in dem bei Johannesburg gelegenen Township Alexandra, aber auch in der Hafenstadt Durban bemerkbar. Dort gab es kilometerlange Schlangen vor noch offenen Tankstellen.

Nach Prügeleien um das knappe Benzin sicherten Soldaten den Ort. Auf Luftbildern waren zudem lange Warteschlangen von mehr als hundert Metern vor den noch offenen Lebensmittelgeschäften zu sehen.

Ausschreitungen in Durban
Ausschreitungen in Durban - AFP

Polizeiminister Bheki Cele hatte am Mittwochabend in einem Vorort von Durban den Fund Zehntausender Schuss scharfer Munition bekanntgegeben. Dem TV-Sender Newzroom Africa sagte er: «Einige Leute bereiten sich auf einen Krieg vor.» Es sei falsch, dass Menschen nur aus Hunger plünderten - einige bewaffneten sich auch. «Eine gefährliche Situation», sagte er ohne weitere Erklärung.

Angriffe auf Minderheiten

Cele kündigte in den betroffenen Gebieten auch Hausdurchsuchungen an, die in der Gauteng-Provinz rund um Johannesburg begonnen hätten. «In vielen Haushalten, in vielen Häusern in Südafrika wird es ziemlich harte Zeiten geben, weil wir rein kommen und Quittungen verlangen werden», sagte er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Phoenix.

Die Provinz KwaZulu-Natal an der Ostküste sowie das Ballungsgebiet um die Grossstädte Johannesburg und Pretoria (Gauteng-Provinz) sind von der Gewalt besonders schwer betroffen. Die Regierung mobilisierte das Militär, weil die Polizei den Plünderern zahlenmässig unterlegen war.

Mittlerweile formieren sich Nachbarschaftsgruppen und zivile Bürgerwehren. Auch die einflussreichen Taxi-Gesellschaften versuchen nun, Übergriffe auf wichtige Infrastruktur zu verhindern. Sie hatten sich auch gegen Kliniken, Drogerien und sogar Schulen gerichtet.

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