Studierende in Teheran setzen Protestaktionen fort
Im Iran kommt es seit über einem Monat zu Protesten gegen die politische Führung des Landes. Auch an den Universitäten wehren sich die Studierenden.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit über einem Monat wird im Iran gegen den Führungskurs des Landes protestiert.
- An mehreren Unis in Teheran kam es zu Aufständen gegen das islamische Regierungssystem.
- Die Protest-Welle wurde durch den Tod von Mahsa Amini losgetreten.
Im Iran haben Studierende an verschiedenen Universitäten ihren Protest gegen den repressiven Führungskurs des Landes fortgesetzt. An mehreren Hochschulen der Hauptstadt Teheran zeigten junge Frauen und Männer am Montag ihren Unmut gegen das islamische Regierungssystem. Das berichten iranische Medien.
Bei einem Vortrag an einer Technischen Universität wurde Irans Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi von Studierenden ausgebuht. «Hört mir zu, hört mir zu», rief Dschahromi, wie die Zeitung «Shargh» berichtete.
Mehrfach waren in einem Video auch die Rufe «Tod dem Diktator» zu hören. Der Regierungssprecher suchte zunächst den Dialog, verliess aber schliesslich die Universität. «Zisch ab», rief die Menge.
Studenten setzen sich über Geschlechtertrennung in Mensa hinweg
An der renommierten Scharif-Universität setzten sich Studierende der obligatorischen Geschlechtertrennung an einer Kantine zur Wehr. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Frauen und Männer auf dem Campus gemeinsam beisammen sassen.
#IranProtests: Students took their food trays out of their university's cafeteria to protest gender barriers. #MahsaAmini #مهسا_امینی
— Center for Human Rights in Iran (@ICHRI) October 10, 2022
Khajeh Nasir Toosi University, Tehran. Oct 10 pic.twitter.com/ojRRhVymVn
Die Mensa der Universität war von der Unileitung geschlossen worden, nachdem am Wochenende bereits Studierende die obligatorische Geschlechtertrennung missachteten. Viele Frauen legten dort auch ihr Kopftuch ab.
Kantine von Basidsch-Milizen abgeriegelt
Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der Kantine in Teheran ab. Schliesslich sollen die Studierenden die Barrikaden wieder entfernt haben. Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Vorstand der Universität an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen der Verstösse gegen die Geschlechtertrennung.

Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigte. «Wir werden nicht zurückkehren», schrieb Mona Chatami. Studierende der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts.
Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem angespannt. Die Hochschulleitung setzte Veranstaltungen in Präsenz danach für einige Zeit aus.
Proteste seit über einem Monat
Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll.
Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. In den vergangenen Wochen wurden bei den Protesten im Land Tausende Menschen verhaftet und mehr als 240 getötet.