Seoul: Polizei muss Rechenschaft für Fehler bei Massenpanik ablegen
Nach einer Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit über 150 Todesopfern, fordert die Regierung von den zuständigen Behörden Erklärungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag ist es in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul zu einer Massenpanik gekommen.
- Mehr als 150 Menschen sind dabei ums Leben gekommen.
- Die Regierung will nun die Behörden zur Verantwortung ziehen.
Nach der Massenpanik in Seoul mit mehr als 150 Todesopfern hat die Regierung von der Polizei Erklärungen für ihre schweren Versäumnisse im Umgang mit den Menschenmassen verlangt.
«Die Regierung wird die Verantwortlichen strikt zur Rechenschaft ziehen, sobald die Untersuchung abgeschlossen ist», sagte Ministerpräsident Han Duck Soo am Mittwoch bei einer Kabinettssitzung.
Menschen warnten bereits Stunden vorher
Mitschriften von Notrufen belegen, dass viele Menschen schon Stunden vor der Massenpanik wegen der vielen Teilnehmer der Halloween-Feiern vor einer Katastrophe gewarnt hatten – und dass die Menschen vor Ort immer verzweifelter wurden.
Die Anrufer hätten «furchtbar dringend Hilfe oder ein Einschreiten der Polizei» gebraucht, hob Regierungschef Han hervor. Das Innenministerium kündigte eine Reform der Notrufzentralen an. Die Regierung werde aus dem Unglück ihre Lehren ziehen und «ihr Bestes tun, um eine sicherere Gesellschaft zu schaffen», erklärte ein Ministeriumsvertreter.
Innenminister Lee Sang Min hatte am Dienstag im Parlament um Verzeihung für das Unglück gebeten. Auch Südkoreas Polizeichef und der Bürgermeister von Seoul entschuldigte sich öffentlich.
Polizei war nicht vor Ort
Am Samstagabend waren mindestens 156 vorwiegend junge Menschen bei den ersten Halloween-Feiern in Seouls beliebtem Ausgehviertel Itaewon seit Beginn der Corona-Pandemie ums Leben gekommen. Etliche weitere wurden verletzt.
Zu dem Zeitpunkt waren rund 100'000 Menschen in die engen Gassen geströmt; da die Feiern aber nicht offiziell angemeldet waren, waren weder Polizei noch Vertreter der örtlichen Behörden vor Ort, um die Menge zu kontrollieren.
Zu dem Unglück wurde eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Am Mittwoch durchsuchten Ermittler mehrere Polizeigebäude. Wie ein Sprecher der nationalen Polizei AFP sagte, wurden unter anderem Büros in dem Stadtbezirk durchsucht, in dem sich die Massenpanik ereignet hatte.