Russland und die Türkei kontrollieren nun gemeinsam, ob die Waffenruhe von den Konfliktparteien in Berg-Karabach eingehalten wird.
Berg-Karabach konflikt
Blick auf die Gebietshauptstadt Stepanakert in Berg-Karabach. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Berg-Karabach herrscht seit mehreren Wochen Waffenruhe.
  • Die Einhaltung wird von Russland und der Türkei kontrolliert.
  • Beim Bruch sollten «geeignete Massnahmen geprüft» werden.

In der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus wollen Russland und die Türkei die Waffenruhe nun gemeinsam kontrollieren. Dazu nahm am Samstag gut elf Wochen nach Ende der Kämpfe ein Überwachungszentrum beider Länder seine Arbeit auf.

Türkische Soldaten seien in Aserbaidschan eingetroffen, meldete die aserbaidschanische Staatsagentur Azertac. Auf Bildern waren Streitkräfte vor in Wohncontainern eingerichteten Büros zu sehen.

Konflikt in Berg-Karabach
Russische Friedenssoldaten passieren in gepanzerten Fahrzeugen einen armenischen Checkpoint unweit der neuen Grenze. Aserbaidschan hat in der Konfliktregion Berg-Karabach ein Gebiet kampflos von Armenien zurückbekommen. - dpa

Das Kontrollzentrum auf aserbaidschanischem Gebiet ist Bestandteil einer Friedensvereinbarung. Auf die hatten sich aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev und der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan unter Vermittlung Russlands verständigt.

Überwachungszentrum und Drohnen

Kernpunkt des Abkommens ist die Entsendung von fast 2000 russischen Friedenssoldaten, die die Waffenruhe in der Region seit Wochen kontrollieren.

Die neuen Kämpfe um Berg-Karabach hatten am 27. September begonnen und dauerten bis zum 9. November vergangenen Jahres. Es gab nach bisherigen Angaben weit mehr als 4700 Tote.

Die Zahl dürfte weiter steigen, weil noch immer Leichen geborgen werden. Aserbaidschan hatte sich weite Teile des Anfang der 1990er Jahre verlorenen Gebiets zurückgeholt. Das Land wurde von seinem «Bruderstaat» Türkei unterstützt. Armenien setzte auf Russland als Schutzmacht.

republik arzach
Ein Soldat aus Russland bewacht ein armenisches Kloster, nachdem eine Region in Berg-Karabach in aserbaidschanische Kontrolle übergeben wurde. - dpa

Nach russischen und türkischen Angaben soll das Überwachungszentrum Informationen darüber sammeln, ob die Waffenruhe von den Konfliktparteien eingehalten wird. Beim Bruch sollten «geeignete Massnahmen geprüft» werden. Bis zu 60 Soldaten sollen von jeder Seite gestellt werden. Zum Einsatz kommen demnach auch Drohnen.

Putin hofft auf Stabilisierung

Russlands Präsident Wladimir Putin äusserte die Hoffnung, dass das Zentrum zu einer weiteren Stabilisierung der Lage in Berg-Karabach beitrage. Das teilte der Kreml am Samstag nach einem Telefonat Putins mit Aliyev mit. Dessen Büro erklärte, die Einrichtung werde einen «nachhaltigen Frieden gewährleisten». Zuletzt hatte es keine grösseren Verstösse gegen die Waffenruhe gegeben.

Berg Karabach
Fahrzeuge des russischen Militärs fahren über eine Strasse in Richtung der separatistischen Region Berg-Karabach. - sda

Das Friedensabkommen hat in Armenien heftige Strassenproteste ausgelöst. Die Opposition macht Paschinjan für die Niederlage gegen Aserbaidschan verantwortlich.

Erst am Donnerstag gab es bei neuen Demonstrationen mehr als 20 Festnahmen. Menschen hatten versucht, in Regierungsgebäude einzudringen. Die Polizei hinderte sie aber daran.

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