Putschversuch in Benin: Militärs scheitern mit Absetzung von Talon

Ines Biedenkapp
Ines Biedenkapp

Benin,

In Benin ist am Sonntag ein Putschversuch gescheitert: Die Armee verhindert den Sturz von Präsident Talon durch eine rebellische Soldatengruppe in Cotonou.

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Ein Militärfahrzeug in Benin. In dem Land kam es zu einem Putschversuch. (Archivbild) - keystone

Im westafrikanischen Benin hat eine Gruppe von Soldaten versucht, Präsident Patrice Talon zu stürzen. Am Sonntagmorgen besetzten Militärs den nationalen Fernsehsender und verkündeten die Absetzung des Staatschefs, berichtet «swissinfo».

Die Putschisten ernannten Oberstleutnant Pascal Tigri zum Präsidenten eines sogenannten Militärischen Wiederaufbaukomitees. Alle staatlichen Institutionen seien aufgelöst und die Grenzen geschlossen, erklärten sie im Staatsfernsehen.

Schüsse nahe Präsidentenpalast gefallen

In der Nähe des Präsidentenpalasts in Cotonou waren laut der französischen Botschaft Schüsse zu hören. Die französische und US-amerikanische Vertretung forderten ihre Bürger auf, in ihren Häusern zu bleiben.

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Das TV-Signal war zeitweise unterbrochen worden. Die Lage im Land blieb zunächst unübersichtlich, schreibt das «SRF».

Innenminister verkündet schnelle Niederschlagung

Innenminister Alassane Seydou erklärte noch am selben Tag, der Putschversuch sei vereitelt worden. Eine kleine Gruppe von Soldaten habe am frühen Morgen gemeutert und den Staat destabilisieren wollen.

Die Streitkräfte seien ihrem Eid treu geblieben und hätten sich für die Republik eingesetzt. Das Eingreifen der loyalen Truppen habe es ermöglicht, die Kontrolle zu behalten, meldet «Euronews».

Präsident dankt treuen Streitkräften

Präsident Talon meldete sich am Sonntagabend im Staatsfernsehen zu Wort. Die Lage sei vollständig unter Kontrolle, versicherte der 67-Jährige übereinstimmenden Medienberichten zufolge.

Er dankte den Streitkräften und der Militärführung, die dem Land und der Verfassung treu geblieben seien. Der Putschversuch werde nicht ungestraft bleiben, kündigte Talon an, berichtet «swissinfo».

Ecowas entsendet Stabilisierungstruppe

Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas verurteilte den Putschversuch scharf. Sie beschloss unmittelbar die Entsendung einer militärischen Eingreiftruppe zur Stabilisierung der Lage.

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Benin gilt als eines der ärmsten Länder der Welt und hat vor allem in den 70er Jahren mehrere Putschversuche hinter sich. (Symbolbild) - keystone

Die Soldaten sollen aus mehreren Ländern kommen, darunter das Nachbarland Nigeria. Sie werden die Regierung unterstützen und die verfassungsmässige Ordnung schützen, meldet «swissinfo».

Nigeria sichert Luftraum von Benin

Nigerias Präsident Bola Ahmed Tinubu erklärte, die nigerianische Luftwaffe sei auf Bitten Benins im Einsatz. Sie kontrolliere den Luftraum und führe schnelle Einsätze in Koordination mit Benin durch.

Patrice Talon ist seit 2016 Präsident von Benin, berichtet «T-Online». Der ehemalige Baumwollbaron gilt als reichster Geschäftsmann des Landes und verfolgt einen autoritären Modernisierungskurs.

Bei der Präsidentschaftswahl 2021 war die Opposition ausgeschlossen. Talon siegte im ersten Wahlgang mit 87 Prozent der Stimmen, berichtet die «taz».

Opposition seit Jahren systematisch ausgeschaltet

Bei Parlamentswahlen 2019 durften nur noch regierungstreue Parteien antreten. Mehrere Oppositionsführer landeten in Haft oder mussten ins Exil fliehen.

Als Präsident reiste Talon früh nach Ruanda zu Paul Kagame. Dessen autoritäres Modernisierungsmodell mit sauberen Strassen und disziplinierter Verwaltung dient ihm als Vorbild.

Hinter jedem Putschversuch in Benin wird der Vorgänger vermutet

Der neue Kurs zeigt sich in brachialer Stadtsanierung, Wirtschaftsreformen und Privatisierungen. Wirtschaftlich und politisch läuft in Benin nichts ohne Talon, analysiert die «taz».

Hinter jedem Destabilisierungsversuch wird Talons Vorgänger Boni Yayi vermutet. Talon hatte zunächst dessen Wahlkämpfe finanziert, später zerstritten sie sich.

Westafrika erlebt Serie von Militärputschen

Dem Putschversuch in Benin gingen mehrere erfolgreiche Militärputsche in Westafrika voraus. In Burkina Faso, Mali, Niger und Guinea-Bissau übernahmen Militärs die Macht.

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Nach einem Putschversuch in Benin soll die Lage wieder stabil sein. Das Land lebt von der Landwirtschaft. (Symbolbild) - keystone

Im November 2025 putschte das Militär in Guinea-Bissau nach einer umstrittenen Wahl. Benin galt bislang als eine der stabileren Demokratien der Region, meldet das «SRF».

Friedlicher Übergang 1991 als Vorbild

Benin gelang 1991 ein friedlicher Wechsel von der Diktatur zur Demokratie. Die frühere französische Kolonie wurde 1960 unabhängig und erlebte besonders in den 70er Jahren mehrere Staatsstreiche.

Mit rund 15 Millionen Einwohnern gehört Benin zu den ärmsten Staaten der Welt. Die Wirtschaft ist stark landwirtschaftlich geprägt, Baumwolle bildet das Rückgrat der Exporteinnahmen.

Präsidentschaftswahl für April 2026 geplant

Das Land bereitet sich derzeit auf Präsidentschaftswahlen im April 2026 vor. Diese sollen das Ende von Talons zweiter Amtszeit markieren, berichtet «T-Online».

Talon hatte angekündigt, nach zwei Amtszeiten abzutreten. Die Regierungskoalition nominierte bereits Finanzminister Romuald Wadagni als Kandidaten für seine Nachfolge.

Kommentare

User #9916 (nicht angemeldet)

Was machen die Franzosen da unten?

User #4039 (nicht angemeldet)

Die schämen sich nicht, sich selbst an die erste Stelle zu setzen.😆

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