Putin spricht beim Gipfel in China über europäische Weltordnung
Russlands Präsident Wladimir Putin warb beim SOZ-Gipfel in China für eine Weltordnung, die sich von Europa und den USA distanziert.

Wladimir Putin verkündete beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) Tianjin das Ende einer Ära, so das «Luxemburger Wort». Nach seinen Worten habe sich das eurozentrische und euroatlantische Modell der Weltordnung überlebt und sei nicht mehr zeitgemäss.
An dessen Stelle müsse ein System treten, das die Interessen eines weitaus grösseren Kreises von Nationen berücksichtigt. Putin betonte, dass eine wahrhaft ausbalancierte und gerechtere Ordnung entstehen müsse, die nicht länger von westlichen Mächten dominiert werde.
Die neue Weltordnung solle multipolar gestaltet sein und verschiedene Machtzentren gleichberechtigt einbeziehen. Der Kremlchef sieht in der SOZ bereits einen wichtigen Baustein für diese alternative Struktur der internationalen Beziehungen.
Putin bezeichnet Shanghaier Organisation auf Gipfel als Gegengewicht
Die SOZ vereint mittlerweile zehn Mitgliedstaaten und repräsentiert etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung, berichtet der «Merkur». Diese beeindruckenden Zahlen unterstreichen das Potenzial der Organisation als alternatives Machtzentrum zu westlichen Bündnissen.
Mit einer gemeinsamen Wirtschaftsleistung von fast 30 Billionen US-Dollar demonstriert die Allianz ihre ökonomische Stärke. Die Mitglieder arbeiten laut Putin intensiv an der Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und Drogenhandel zusammen.

Putin würdigte beim Gipfel besonders die Sicherheitskooperation innerhalb der SOZ und deren Fokus auf innere Stabilität. Die Organisation fungiert als Plattform für Länder, die sich von der westlichen Hegemonie emanzipieren wollen.
Chinas Rolle in der neuen Ordnung
Der chinesische Staatschef Xi Jinping unterstützt Putins Visionen einer multipolaren Welt aktiv. Beide Länder arbeiten gemeinsam daran, westliche Sanktionen zu umgehen und alternative Finanzstrukturen aufzubauen.
China präsentiert sich mit Investitionsinitiativen wie der Neuen Seidenstrasse als Alternative zu westlichen Partnern. Xi warnte vor einer Rückkehr zu Blockkonfrontationen und einer Mentalität des Kalten Krieges.
Die «grenzenlose Freundschaft» zwischen Russland und China bilde das Fundament für die angestrebte Transformation der Weltordnung. Beide Nationen sehen sich als Vorreiter einer neuen Ära der internationalen Beziehungen.
Strategische Partnerschaften und Symbolik
Besonders auffällig war «N-TV» zufolge die demonstrative Nähe zwischen Putin und dem indischen Premierminister Modi während des Gipfels. Videos zeigten beide Politiker Hand in Hand durch die Konferenzhalle laufend, was die enge Kooperation symbolisierte.

Diese Geste unterstrich Indiens wachsende Distanz zu westlichen Positionen, insbesondere nach den jüngsten US-Zollerhöhungen. Modi nutzte das Treffen, um Russlands Position im Ukraine-Konflikt zu diskutieren und gleichzeitig die Beziehungen zu China zu verbessern.
Putin plant weitere bilaterale Gespräche mit Schlüsselfiguren wie dem türkischen Präsidenten Erdogan.
Herausforderung des US-Dollar-Systems
Russland und China arbeiten gemeinsam an der Reform internationaler Finanzinstitutionen wie dem Währungsfonds und der Weltbank. Ziel sei es laut dem «Merkur», die Dominanz des US-Dollars als Weltleitwährung zu schwächen und alternative Zahlungssysteme zu etablieren.
Die beiden Mächte haben bereits erfolgreich viele westliche Sanktionen umgangen, insbesondere im Finanzbereich. Neue Handelsrouten und Währungsvereinbarungen sollen die Abhängigkeit vom westlichen Finanzsystem reduzieren.

Diese Strategie ziele darauf ab, eine multipolare Finanzarchitektur zu schaffen. Die BRICS-Staaten spielten dabei eine zentrale Rolle als Gegengewicht zu westlichen Wirtschaftsstrukturen.
Militärische Dimension und Zukunftsperspektiven
Putin plant laut «N-TV» seine Teilnahme an einer Militärparade in Peking zum 80. Jahrestag des Sieges über Japan. An dieser Veranstaltung werden Vertreter der am stärksten sanktionierten Länder der Welt teilnehmen, darunter Nordkorea, Iran und Myanmar.
Diese Zusammenkunft soll die militärische Komponente der neuen Weltordnung unterstreichen. Die «Achse des Umbruchs» aus Russland, China, Nordkorea und Iran könnte die globalen Machtverhältnisse nachhaltig verändern.