In der sibirischen Stadt Norilsk sind über 20'000 Tonnen Öl in einen Fluss gelangt. Grund für die Ölkatastrophe dürfte der Klimawandel gewesen sein.
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Ein Luftbild vom 4. Juni zeigt die Ölschlieren, welche nach dem Unglück in Norilsk anliegende Gewässer schädigen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der sibirischen Industriestadt Norilsk gelangten 20'000 Tonnen Öl in die Umwelt.
  • Grund dafür ist ein Öltank: Die Fundamente wurden aufgrund schmelzender Böden instabil.
  • Norilsk gilt als eine der schmutzigsten Städte der Welt.

In Sibirien kam es am 29. Mai zu einem schweren Ölunglück: Schätzungsweise 21'000 Tonnen Öl gelangten in der Stadt Norilsk in die Umwelt.

Erst Tage später erfuhr die Welt von der Katastrophe: Der russische Präsident Wladimir Putin wurde erst zwei Tage nach dem Unglück vom Gouverneur der Provinz Krasnojarsk informiert. Dies schreibt das Newsportal «meduza» in Russland. Zuvor hatte die lokale Bevölkerung bereits auf Twitter über das Unglück berichtet.

Klimawandel als Grund für Ölkatastrophe

Die rund 21'000 Tonnen Diesel drangen aus einem Tank des lokalen Kraftwerks aus und flossen in den nahegelegenen Fluss. Gemäss Angaben des Kraftwerk-Betreibers «Nornickel» war das Auftauen des Permafrost-Bodens für den Unfall verantwortlich: Die Stützpfeiler des Dieseltanks konnten ihre Aufgabe nach dem Schmelzen des Bodens nicht mehr erfüllen.

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Eine Luftaufnahme des leckgeschlagenen Dieseltanks vom 3. Juni: Die Fundamente des Tanks sind aufgrund des Schmelzens des Permafrostbodens instabil geworden. - Keystone

Das Auftauen der Permafrost-Böden ist in Sibirien ein grosses Problem: Aufgrund des durch den Klimawandel bewirkten Temperaturanstiegs schmelzen viele Böden, die sonst das ganze Jahr gefroren waren. Dies hat Folgen für die Vegetation, aber auch für Bauwerke: Der geschmolzene Boden ist deutlich instabiler, infolgedessen stürzen Bäume um, Fundamente werden instabil.

Russland: Notstand in der Region ausgerufen

Mittlerweile hat Wladimir Putin in der Region den Notstand ausgerufen. Der Präsident Russlands soll bereits Experten in die Region gesendet haben. «Die wichtigste Frage ist jetzt, wie wir das Leck beseitigen. Ich denke, wir haben eine Lösung gefunden», so Putin.

Mittlerweile sind rund 500 Fachkräfte vor Ort, wie «Interfax» meldet. Das verantwortliche Unternehmen «Nornickel» hat nach eigenen Angaben 250 Angestellte zur Bekämpfung der Ölpest mobilisiert.

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Schwimmbarrieren sollen das Öl, welches auf der Gewässeroberfläche schwimmt, zurückhalten. Der Einsatz in Fliessgewässern ist jedoch weniger effizient als im Meer. - Keystone

Rund 5000 Tonnen Diesel versickerten im Boden, ein Grossteil der 20'000 Tonnen Öl floss in anliegende Gewässer. Der Fluss Ambarnaja soll besonders schwer betroffen sein. Dass sich das Öl in Fliessgewässern befindet, macht die Bekämpfung der Ölpest besonders schwierig. Bei der Bekämpfung sollen chemische Bindemittel zum Einsatz kommen, welche das Öl unschädlich machen.

Greenpeace: Grösste Arktis-Katastrophe seit Exxon Valdez

Laut Greenpeace Russland handelt es sich um die grösste Ölkatastrophe in der Arktis seit der Havarie der «Exxon Valdez»: 1989 flossen rund 37'000 Tonnen Öl vor Alaska ins Meer.

Öltanker
1989 lief der Öltanker «Exxon Valdez» vor der Küste Alaskas auf Grund – 37.000 Tonnen Öl flossen ins Meer. Es handelt sich bis heute um die schwerste Ölkatastrophe in der Arktis. - Keystone

Öl ist nur sehr schlecht biologisch abbaubar. Die grossen Mengen an Öl können lange im Ökosystem verbleiben und verursachen bei Kontakt mit Tieren und Pflanzen grosse Schäden. Die arktischen Gewässer reagieren besonders empfindlich auf Öl: Aufgrund der niedrigen Temperaturen wird das Öl dort besonders langsam abgebaut.

Schmelzen der Permafrost-Böden: Welche Gefahren drohen uns noch?

Die Ölpest in Norilsk ist die bislang schlimmste Katastrophe, die durch das Schmelzen der Permafrost-Böden verursacht wurde. Doch es dürfte nicht die letzte gewesen sein: In grossen Teilen Sibiriens sind Permafrost-Böden die vorherrschende Bodenform. Das Schmelzen der Böden und das damit verbundene Absacken sorgt bereits jetzt in Sibirien für strukturelle Schäden an Gebäuden.

Werden dadurch Industrieanlagen beschädigt, in denen giftige Substanzen lagern, können die Schäden katastrophales Ausmass annehmen. Auch militärische Einrichtungen der Nuklearmacht Russland befinden sich im Permafrost-Bereich.

Doch die Gefahr ist näher, als man denkt: Experten warnen auch in den Schweizer Alpen vor den Gefahren der Permafrost-Schmelze: Permafrost-Böden speichern grosse Mengen an gefrorenem Wasser. Beim Schmelzen entsteht ein feuchter, morastiger Boden. Gerät dieser in Bewegung, können grosse Schlammlawinen ausgelöst werden.

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