Nordkorea sieht nach dem Test einer Interkontinentalrakete (ICBM) Fortschritte beim Ausbau seiner nuklearen Schlagkraft zur Abschreckung der USA.
Kim Jong-un
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. - Lee Jin-Man/AP/dpa

Die Streitkräfte hätten mit der Rakete «neuen Typs» ein weiteres Mittel zur Hand, um «jede atomare Bedrohung abzuschrecken», zitierten staatliche Medien des weithin isolierten Landes am Samstag Machthaber Kim Jong Un. Der Test am Vortag war den Berichten zufolge erfolgreich.

Die USA und Südkorea reagierten mit Militärmanövern. Kampfjets beider Länder eskortierten bei einer Luftübung am Samstag nach Angaben des südkoreanischen Militärs amerikanische B-1B-Langstreckenbomber. Der UN-Sicherheitsrat kündigte an, sich am Montag erneut mit Nordkorea zu befassen. Resolutionen des höchsten UN-Gremiums untersagen Nordkorea die Erprobung von ICBM und anderen ballistischen Raketen, die je nach Bauart mit einem atomaren Gefechtskopf bestückt werden können.

Kim Jong Un hatte den Test beaufsichtigt und sich zum Raketenstart überraschend mit seiner jugendlichen Tochter und Frau Ri Sol Ju gezeigt. Staatsmedien veröffentlichten erstmals Fotos der Tochter. Dass Kim den Waffentest für einen Familienausflug nutzte, werteten Beobachter als Propagandatrick. «Er ist ein guter Vater, der seine Familie schützt, wie er auch die Nation schützt», schrieb der Ostasien-Experte John Delury auf Twitter.

Den USA warf Kim erneut vor, auf Konfrontationskurs zu sein und Südkorea atomar zu bedrohen. Washington weist dies zurück. Kim drohte, «auf Atomwaffen mit Atomwaffen und auf totale Konfrontation mit uneingeschränkter Konfrontation» zu antworten.

Nach Angaben Südkoreas feuerte Nordkorea am Freitag zum zweiten Mal in diesem Monat eine Rakete ab, die theoretisch auch US-Territorium erreichen könnte. Nordkorea identifizierte die Rakete als «Hwasongpho-17». Sie sei nach einem Flug in einer Höhe von bis zu 6040,9 Kilometern und einer Distanz von knapp 1000 Kilometern in einem vorher angepeilten Gebiet im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) ins Wasser gestürzt.

Nordkorea hat seit Beginn des Jahres das Tempo und den Umfang seiner Tests ballistischer Raketen deutlich erhöht. Die EU, die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan verurteilten den jüngsten Raketentest. Die fortgesetzten Bemühungen Pjöngjangs, immer bedrohlichere Trägersysteme für Massenvernichtungswaffen zu entwickeln, gefährdeten alle Länder, hiess es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung der EU. Der neue Raketentest sei rechtswidrig und rücksichtslos.

Die US-Regierung stufte den Test nicht als Gefahr für die Vereinigten Staaten ein. Mit jedem Raketenstart lerne Nordkorea jedoch dazu – und das sei besorgniserregend, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag (Ortszeit) in Washington. Nordkoreas Raketenprogramm wachse weiter, was nicht nur die koreanische Halbinsel, sondern die gesamte Region destabilisiere.

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