Kurz vor einer gemeinsamen Militärübung der USA und Südkoreas hat Nordkorea nach Angaben von Seoul und Tokio eine Interkontinentalrakete aufs Japanische Meer abgefeuert.
TV-Berichterstattung in Südkorea
TV-Berichterstattung in Südkorea - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Abschuss kurz vor einem gemeinsamen Manöver der USA und Südkoreas.

Die japanische Regierung bezeichnete den ersten Raketentest Pjöngjangs seit sieben Wochen am Samstag als «absolut unverzeihlich» und kündigte eine engere Zusammenarbeit mit den USA und Südkorea an. Die G7-Staaten verurteilten den Test in einer gemeinsamen Erklärung.

«Pjöngjang hat eine ICBC-Rakete in Richtung Osten abgeschossen. Sie flog für 66 Minuten», sagte der japanische Regierungssprecher Hirokazu Matsuno. Das Geschoss sei vermutlich von einer Plattform abgeschossen worden, rund 900 Kilometer auf einer Höhe von 5700 Metern geflogen und westlich der Insel Hokkaido im Meer gelandet.

Japan habe über diplomatische Kanäle bereits gegen den Test protestiert und wolle sich im UN-Sicherheitsrat und beim Treffen der G7-Aussenminister «eng mit der internationalen Gemeinschaft einschliesslich den USA und Südkorea abstimmen». Das Vorgehen Nordkoreas bedrohe «den Frieden und die Stabilität Japans», sagte der Sprecher.

Der Test sei «eine unverhohlene Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats» und bedrohe den regionalen und internationalen Frieden und die Sicherheit, erklärte der japanische Vorsitz der Gruppe der wichtigen Industriestaaten (G7). Das «rücksichtslose Verhalten» Nordkoreas verlange eine geschlossene Antwort der internationalen Gemeinschaft, darunter weitere deutliche Massnahmen des UN-Sicherheitsrats.

Auch das Weisse Haus verurteilte den Raketentest scharf. Dieser erhöhe «unnötigerweise die Spannungen» und drohe die Sicherheitslage in der Region zu destabilisieren, hiess es in einer Erklärung. Die Vereinigten Staaten würden «alle notwendigen Massnahmen» ergreifen, um sich selbst sowie die Verbündeten Südkorea und Japan zu schützen.

Nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Kazuya Hamada hatte die Rakete eine Reichweite von rund 14.000 Kilometern und hätte damit theoretisch auch das Festland der USA erreichen können. Im November hatte Nordkorea bereits eine Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-17 mit ähnlicher Flugzeit abgefeuert, die ebenfalls westlich der Insel Hokkaido im Meer niederging.

Der Abschuss der Rakete vom Samstag fand nur Tage vor einem geplanten gemeinsamen Manöver Südkoreas und der USA statt. Erst am Freitag hatte Nordkorea mit einer «beispiellosen» Reaktion auf die geplante Militärübung gedroht, bei denen die USA und Südkorea eigenen Angaben zufolge ihre Reaktion auf einen Atomwaffeneinsatz durch Pjöngjang üben wollen.

Die regelmässigen Militärübungen der beiden Länder werden von Nordkorea scharf verurteilt, das Aussenministerium in Pjöngjang bezeichnete die für dieses Jahr geplanten Manöver am Freitag «als Vorbereitungen für einen Angriffskrieg». Nachdem sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zuletzt drastisch verschärften, hatten die USA und Südkorea Ende Januar angekündigt, ihre Manöver auszuweiten.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im November erklärt, er wolle sein Land zur «stärksten Atommacht der Welt» machen. Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea eine nie dagewesene Zahl an Waffentests vorgenommen, darunter der Start seiner bisher am weitesten entwickelten Interkontinentalrakete im November.

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