Seit dem Militärputsch Anfang Februar steht Aung San Suu Kyi unter Hausarrest. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe wiegen schwer. Nun durfte die Friedensnobelpreisträgerin erstmals ihre Anwälte sehen - für 30 Minuten.
Aung San Suu Kyi Ende 2019. Foto: Peter Dejong/AP/dpa
Aung San Suu Kyi Ende 2019. Foto: Peter Dejong/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die unter Hausarrest gestellte Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, hat am Montag erstmals seit dem Militärputsch von Anfang Februar Zugang zu ihren Anwälten bekommen.

Vor einem persönlichen Gerichtstermin in der Hauptstadt Naypyidaw habe die 75-Jährige in einem gesonderten Raum eine halbe Stunde Zeit bekommen, um sich mit ihrem Verteidigungsteam zu beraten, sagte der Anwalt Thae Maung Maung der Deutschen Presse-Agentur. «Sie ist bei guter Gesundheit», erklärte der Jurist.

Suu Kyi wurde seit dem Umsturz nicht mehr öffentlich gesehen und wird an einem unbekannten Ort festgehalten. «Sie hat uns gesagt, dass sie nicht einmal weiss, wo sie derzeit genau lebt. Sie hat keinerlei Zugang zu Informationen oder zu Zeitungen, und sie weiss nicht, was in Myanmar derzeit passiert», sagte das Verteidigungsteam am Telefon.

Die Justiz beschuldigt die Friedensnobelpreisträgerin verschiedener Vergehen, darunter Verstösse gegen die Aussenhandelsgesetze, ein Staatsgeheimnisgesetz aus der Kolonialzeit und die Corona-Massnahmen. Am schwersten wiegt bislang der Vorwurf, «Anstiftung zum Aufruhr» betrieben zu haben. Alle bisherigen Gerichtstermine waren per Videoschalte durchgeführt worden, ohne dass Suu Kyi mit ihren Verteidigern reden konnte.

Die entmachtete Politikerin habe betont, dass 30 Minuten nicht ausreichten, um mit ihren Rechtsanwälten alle Fälle zu besprechen. Sie habe diese deshalb gebeten, beim Richter ein weiteres Treffen zu beantragen, hiess es in einer Mitteilung. Auch habe Suu Kyi dem Volk ihre besten Wünsche gesendet. Anschliessend bekamen die Anwälte auch Zugang zum ebenfalls festgesetzten Staatspräsidenten Win Myint. Die eigentliche Anhörung wurde vom Richter auf den 7. Juni vertagt.

Das südostasiatische Land versinkt seit dem Putsch in Chaos und Gewalt. Das Militär unterdrückt jeden Widerstand mit brutaler Härte. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind bereits mindestens 818 Menschen getötet worden. Fast 5400 wurden festgenommen.

Suu Kyi hatte bereits in der Vergangenheit insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden. Nach der Einleitung demokratischer Reformen war sie 2016 faktische Regierungschefin geworden. Sie ist beim Volk sehr beliebt und hatte sich bei der Parlamentswahl im November eine zweite Amtszeit gesichert. Beobachter glauben, dass sie den Generälen, die das frühere Birma Jahrzehnte lang mit eiserner Faust regiert hatten, zuletzt zu gefährlich geworden sein soll. Die Junta begründete den Putsch hingegen mit angeblichem Wahlbetrug.

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