In Saudi-Arabien ist ein Mann hingerichtet worden, der zum Zeitpunkt seines mutmasslichen Vergehens womöglich noch minderjährig war.
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Ein zum Tode verurteilter Mann (Symbolbild). - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Saudi-Arabien wurde ein Mann hingerichtet, der zum Tatzeitpunkt noch minderjährig war.
  • Mustafa al-Darwisch nahm als 17-Jähriger an einem regierungskritischen Protest teil.
  • Ein laut Behörden «beleidigendes Foto» kostete ihn schliesslich das Leben.

In Saudi-Arabien ist ein 26-Jähriger hingerichtet worden, der zum Zeitpunkt seines mutmasslichen Vergehens noch minderjährig war. Der Mann namens Mustafa al-Darwisch wurde am Dienstag exekutiert, wie das saudische Innenministerium mitteilte.

Nach offiziellen Angaben war der Iraner wegen Bildung eines Terrornetzwerks und Teilnahme an einem bewaffneten Aufstand zum Tode verurteilt worden.

Amnesty International geht hingegen davon aus, dass der Mann festgenommen wurde, weil er 2011 an regierungskritischen Unruhen teilnahm. Er soll damals erst 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein. Offenbar wurde auf seinem Handy ein entsprechendes Foto entdeckt.

Iran Hinrichtung
Mustafa al-Darwish (†26) wurde am Dienstag in Saudi-Arabien hingerichtet. - Reprieve

Er wurde demnach im Jahr 2015 verhaftet und in Einzelhaft gesteckt. Seine Familie sagte, er habe während der brutalen Verhöre mehrmals das Bewusstsein verloren. Den Menschenrechtlern zufolge beruhte sein Prozess auf einem Geständnis, das durch Folter erzwungen wurde.

Dies sagte Mustafa al-Darwisch laut Berichten auch selbst am Gerichtsprozess, wo er seine «Verbrechen» widerrief. Nach seiner Verurteilung verbrachte er sechs Jahre im Todestrakt, bevor er am Dienstag hingerichtet wurde.

«Lebendiger Tod für die ganze Familie»

Seine Familie, die erst durch einen Bericht in einer Online-Zeitung von der Hinrichtung erfuhr, erklärte gegenüber den Medien: «Vor sechs Jahren wurde Mustafa mit zwei seiner Freunde in den Strassen von Tarout verhaftet. Die Polizei liess ihn ohne Anklage frei, beschlagnahmte aber sein Telefon

Iran Hinrichtung
Mustafa al-Darwish soll als Minderjähriger bei Protesten gegen die Regierung teilgenommen haben und wurde deswegen im Iran zum Tode verurteilt. - Reprieve

Später hätten sie herausgefunden, dass sich darauf ein Foto befand, dass die Beamten «als Beleidigung» empfanden. Die Polizei habe schliesslich die Familie angerufen und gesagt, Mustafa könne sein Telefon abholen. Anstatt dieses aber zurückzugeben, hätten sie ihn festgehalten und ihr Leiden habe begonnen.

«Wie können sie einen Jungen wegen eines Fotos auf seinem Telefon hinrichten? Seit seiner Verhaftung kennen wir nichts als Schmerz. Es ist ein lebendiger Tod für die ganze Familie.»

Saudi-Arabien hätte eigentlich Justizreformen angekündigt

In den letzten fünf Jahren hat Saudi-Arabien wiederholt versprochen, niemanden für Straftaten hinzurichten, die er als Kind begangen hat. Es gab einen grossen Aufschrei, als trotz dieser Versprechen sechs junge Männer bei einer Massenhinrichtung mit 37 Menschen im April 2019 getötet.

Vergangenes Jahr hatte das islamisch-konservative Königreich dann Justizreformen angekündigt, darunter eben die Abschaffung der Todesstrafe für Minderjährige.

Mustafa al-Darwish
Die Familie von Mustafa al-Darwish erfuhr von der Hinrichtung erst in einem Internetbericht. - Reprieve

Im Februar 2021 teilten die Behörden in Riad dem UN-Menschenrechtsrat mit, dass «jeder, der als Kind ein todeswürdiges Verbrechen begeht», mit «einer Höchststrafe von zehn Jahren in einer Jugendstrafanstalt» belegt wird.

Nach Mustafas Hinrichtung befürchten Aktivisten nun aber, dass auch andere Jugendliche, darunter etwa einer, der zur Zeit seiner angeblichen Verbrechen gerade einmal 14 Jahre alt war, getötet werden könnten.

Saudi-Arabien gehört zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit.

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