Seit Mitternacht herrscht eine Feuerpause zwischen Afghanistans Regierung und den Taliban. Dennoch starben mindestens 18 Menschen bei einer Bombenexplosion.
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Die Hauptstadt Kabul wird nicht mehr von der Regierung in Afghanistan kontrolliert. (Archivbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Afghanistan gilt eine Feuerpause zwischen der Regierung und den Taliban.
  • Dennoch wurden bei der Explosion einer Autobombe mindestens 18 Menschen getötet.
  • Die Taliban dementieren, für den Anschlag verantwortlich zu sein,

Trotz einer Waffenruhe für das islamische Opferfest Eid al-Adha reisst die Gewalt in Afghanistan nicht ab. Seit Mitternacht Kabuler Zeit gilt eine Feuerpause zwischen der afghanischen Regierung und den militant-islamistischen Taliban.

Doch nur wenige Stunden zuvor wurden nach Angaben von Provinzräten bei der Explosion einer Autobombe in der Zentralprovinz Logar mindestens 18 Menschen getötet. Dutzende weitere Menschen seien bei dem Anschlag auf einem belebten Platz in der Provinzhauptstadt Pol-e Alam verwundet worden.

Innenministerium macht Taliban für Anschlag verantwortlich

Die Taliban, die auch in Logar aktiv sind, dementierten umgehend, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Doch das Innenministerium machte die militante Gruppe für den Angriff verantwortlich. «Die Taliban sind das Fundament terroristischer Aktivitäten, und sie können sich nicht von solchen Vorfällen freisprechen.» Dies sagte Ministeriumssprecher Tarek Arian.

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Afghanische Armeeangehörige sichern einen Tatort nach einer Explosion. (Symbolbild) - keystone

Unter den Toten sollen auch viele Frauen und Kinder sein. Ein Video, das von Journalisten verbreitet wurde, zeigte chaotische Krankenhaus-Szenen mit zahlreichen Verletzten und blutüberströmtem Boden.

Auch der Freitagmorgen blieb nicht ruhig. Bei einer Explosion in der nordwestlichen Stadt Herat wurde nach Behördenangaben ein Dutzend Menschen verletzt, darunter auch ein Kind. Die Hintergründe der Explosion waren zunächst völlig unklar.

Über 1200 Zivilisten in ersten Jahreshälfte 2020 getötet

Der Afghanistankonflikt ist laut einem Bericht der UN immer noch einer der tödlichsten Konflikte für Zivilisten. Mehr als 1200 Zivilisten wurden demnach in der ersten Jahreshälfte 2020 in Afghanistan getötet. Seit Jahresbeginn flohen laut dem UN-Nothilfebüro mehr als 100'000 Menschen innerhalb des Landes vor Gefechten aus ihren Dörfern.

Am Dienstag hatten sich die Taliban und Kabul auf die dreitägige Waffenruhe verständigt. Die Vereinten Nationen begrüssten die Ankündigung und forderten die Konfliktparteien auf, die Gelegenheit für einen Start des Friedensprozesses zu nutzen. Seit Monaten sind Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung geplant, doch der Konflikt im Land geht brutal weiter.

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Ein afghanischer Soldat in der Ausbildung. (Archivbild) - Keystone

Streit zwischen Taliban und Kabul gab es vor allem um einen Gefangenentausch. Das Abkommen sieht einen Abzug der internationalen Truppen vor. Im Gegenzug hatten die Taliban versichert, ihre Beziehungen mit anderen Terrorgruppen wie Al-Kaida zu beenden. Der Deal sollte auch den Weg für innerafghanische Friedensgespräche ebnen.

Nur wenige Stunden vor der Autobombenattacke am Donnerstag hatten die Taliban verkündet. Mehr als 1000 Gefangene sind auf freiem Fuss. Die afghanische Regierung liess bisher 4600 Taliban frei. Präsident Aschraf Ghani kündigte am Dienstag an, die verbliebenen Taliban freilassen zu wollen.

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