Am Sonntag wählt Brasilien Fernando Haddad von der Arbeiterpartei oder den rechten Jair Bolsonaro zum Präsidenten. Sicherheit ist ein wichtiges Wahlkampfthema.
Verkäuferin Deise Oliveira (36) sieht die Ursache für die Gewalt in Brasilien in der Arbeitslosigkeit.
Verkäuferin Deise Oliveira (36) sieht die Ursache für die Gewalt in Brasilien in der Arbeitslosigkeit. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Themen Korruption und Kriminalität dominieren den brasilianischen Wahlkampf.
  • Morgen wird gewählt. Favorit ist der «Tropen-Trump» Jair Bolsonaro.

Es waren zwei Themen, die den brasilianischen Wahlkampf massgeblich geprägt haben. Einerseits Korruption und andererseits Sicherheit, beziehungsweise Kriminalität. Die Medien haben sehr ausführlich zum Thema Korruption berichtet, insbesondere über die Anklage und Verhaftung des Ex-Präsidenten der Arbeiterpartei PT, Luiz Inácio «Lula» da Silva wegen Korruptionsverdacht. Dies schadete der PT im Wahlkampf massiv und verhalf gleichzeitig Kandidat Jair Bolsonaro zu mehr Ansehen, da sein Name bisher im Zusammenhang mit Korruptionsfällen nicht auftauchte.

2017 mehr als 60'000 Menschen ermordet

Das zweite Hauptthema im Wahlkampf ist die Kriminalität und fehlende Sicherheit im Land. Mit dem Smartphone in der Hand herumzulaufen, ist in den meisten Städten, je nachdem, in welchem Viertel man sich aufhält, grobfahrlässig. In Brasilien wurden im Jahr 2017 mehr als 60’000 Menschen ermordet. Für die hohe Opferzahl sind sowohl kriminelle Banden als auch Polizeikräfte verantwortlich. Und unter der Gewalt leiden vor allem die Ärmsten der brasilianischen Bevölkerung.

Unterschiedliche Lösungsvorschläge

Die beiden Kandidaten für das Amt des Präsidenten von Brasilien haben sehr unterschiedliche Lösungsvorschläge für das Gewaltproblem. Während Fernando Haddad von der Arbeiterpartei auf mehr Bildung und eine bessere Vernetzung der verschiedenen nationalen und regionalen Polizeieinheiten setzt, propagiert der rechte Kandidat Jair Bolsonaro die Bewaffnung der Bevölkerung und will der Polizei das Recht geben, auch ohne Verfahren zu töten. Gewalt mit Gewalt bekämpfen, wie er das Konzept selbst auch schon nannte.

Jair Bolsonaro jubelt in Brasilien vor seinen Unterstützern.
Jair Bolsonaro jubelt in Brasilien vor seinen Unterstützern. - Keystone

Angst in Städten ist gross

Insbesondere in den grösseren Städten ist die Angst davor, Opfer einer Gewalttat zu werden, allgegenwärtig. Die Bevölkerung hat genug davon, sagt Uber-Fahrer Marcio Souza (30). Er stammt ursprünglich aus São Paulo und lebt seit kurzem in Salvador (Bahia). «Ich habe in São Paulo gelebt, als Haddad Bürgermeister war und er hat die Stadt in ein Chaos gestürzt. Ich denke, dass Bolsonaro als Exmilitär eher das Zeug dazu hat, das Problem in den Griff zu kriegen.» 

Der Brasilianer Fernando Haddad, linker Präsidentschaftskandidat, hört während einer Pressekonferenz den Frage der Journalisten zu.
Der Brasilianer Fernando Haddad, linker Präsidentschaftskandidat, hört während einer Pressekonferenz den Frage der Journalisten zu. - Keystone

Die Idee, die gesamte brasilianische Bevölkerung zu bewaffnen, hält er hingegen nicht für sinnvoll. «Nein, da bin ich dagegen. Dafür gibt es zu viele Verrückte. Aber ich bin sicher, dass er das noch einschränken wird und nicht wirklich jeder eine Waffe tragen darf.» Marcio meinte, dass er gerne zitiert werden darf, aber lieber nicht fotografiert werden möchte. «Im Moment ist die Stimmung so angespannt, dass man aufpassen muss, was man in der Öffentlichkeit sagt.»

Ursache Arbeitslosigkeit 

Auch Verkäuferin Deise Oliveira (36) sieht die Gewalt in Brasilien als grosses Problem. Die Ursache sieht sie in der hohen Arbeitslosigkeit. «Das ist das Hauptproblem. Wenn die Leute Arbeit haben, dann sind sie nicht auf der Strasse oder fangen an, Drogen zu verkaufen.» Auch sie findet es keine gute Idee, die Bevölkerung zu bewaffnen. «Auf keinen Fall, das wird Krieg», sagt sie. Es wird sich zeigen, ob der künftige Präsident Brasiliens für mehr Sicherheit sorgen kann. Eines ist sicher: Er wird es auf jeden Fall versuchen.

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