Der Krieg hat den Jemen bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet. Kinder hungern, Heiratende werden bombardiert, ein Volk stirbt. Friedensgespräche geben Hoffnung.
Eine Frau hält die Hand eines unterernährten Kindes in einem Krankenhaus in der Provinz Hadscha (JEM).
Zwölf Millionen Menschen stehen im Jemen vor einer Hungersnot. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute beginnen in Schweden die Friedensgespräche zwischen Jemens Konfliktparteien.
  • 28 Millionen Menschen sind dem Bürgerkrieg im Land schon zum Opfer gefallen.

Mohammed Ismail ist eines von 28 Millionen Opfern. Er leidet unter den Kämpfen in seinem Heimatland Jemen, unter den Luftangriffen, dem Nahrungsmangel, der fehlenden medizinischen Versorgung im Bürgerkrieg.

Der Beamte aus der Hauptstadt Sanaa wird schon lange nicht mehr für seine Arbeit bezahlt. Wie er seine Familie mit Taxifahren durchbringen soll, weiss er oft selbst nicht. Und damit gehört er im Jemen noch zu jenen, die Glück gehabt haben.

Hoffung auf Gespräche

Denn das Leid vieler Jemeniten, deren Familien in vier Jahren Krieg zerrissen, deren Kinder verhungerten und deren Eltern an Seuchen starben, ist unvorstellbar. Doch die Hoffnung der Menschen inmitten der grössten humanitären Krise der Welt flammt dieser Tage wieder auf.

Das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel blickt nach Schweden, wo heute Donnerstag neue Friedensgespräche zwischen Regierung und Rebellen starten. Ein Ende des Desasters scheint möglich.

«Es gibt grossen Optimismus dieses Mal, was den Erfolg der Konsultationen angeht», sagt Ismail. «Die Konfliktparteien sehen sich genötigt, diese Krise zu beenden, die ihnen grosse Erschöpfung auf menschlicher, materieller und psychologischer Ebene eingebracht hat.» Die Katastrophe müsse nun endlich überwunden werden. Daran klammern sich Ismail und seine Landsleute.

Zwölf Millionen vor Hungersnot

Es ist diese Hoffnung, von denen die Menschen im Jemen zehren, denn Millionen haben sonst nichts, an das sie sich noch halten könnten. Mehr als drei Viertel der etwa 28 Millionen Einwohner sind nach Uno-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. In vielen Regionen wurde die Infrastruktur zerstört, Spitäler existieren dort nicht mehr.

«Zwölf Millionen Menschen stehen vor einer Hungersnot. Alle elf Minuten stirbt ein Kind.», sagte der Exekutivdirektor des Uno-Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, zuletzt. In den vergangenen knapp vier Jahren starben in dem Konflikt nach Uno-Angaben allein etwa 10'000 Zivilisten.

Huthis für Frieden

Huthi-Delegationsleiter Mohammed Abdul Salam schlug beim Abflug mit Uno-Vermittler Martin Griffiths nach Schweden dann ungewöhnlich versöhnliche Töne an: «Unsere Hände sind zum Frieden ausgestreckt».

Jemen-Experte Adam Baron vom Europäischen Rat für Auswärtige Beziehungen sieht für die Schweden-Gespräche bessere Voraussetzungen als bei früheren Treffen, doch der Weg zum Durchbruch sei weit. Es gehe nun erst einmal darum, Vertrauen zwischen den entfremdeten Konfliktparteien aufzubauen.

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