Japan hat nach mehr als 30 Jahren den kommerziellen Walfang wieder aufgenommen.
Walfangschiff mit bedeckter Harpune
Walfangschiff mit bedeckter Harpune - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Experte sieht in Entscheidung «Anfang vom Ende» des Walfangs in Japan .

Fünf Walfangschiffe liefen am Montag mit laut ertönenden Schiffshörnern aus dem Hafen der nordjapanischen Stadt Kushiro aus, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Stunden später kehrten sie mit zwei erlegten Zwergwalen zurück. Auch von anderen Häfen des Landes starteten Walfangschiffe.

Der Vorsitzende eines Walfänger-Verbands äusserte sich in Kushiro «überglücklich» und «zutiefst bewegt» über die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs. «Das ist eine kleine Branche, aber ich bin stolz auf den Walfang», sagte Joshifumi Kai vor dutzenden Politikern, Behördenvertretern und Walfängern. «In meiner Heimatstadt jagen die Menschen seit mehr als 400 Jahren Wale.»

Durch ein Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) ist der kommerzielle Walfang seit 1986 international verboten. Japan scheiterte im September 2018 in der IWC mit einem Antrag auf eine Rückkehr zum kommerziellen Walfang. Daraufhin kündigte das Land im Dezember seinen Rückzug aus der Kommission an. Die Entscheidung löste in mehreren Ländern und bei Aktivisten heftige Kritik aus.

Japan hatte schon vor seinem Austritt eine Lücke in der IWC-Vereinbarung genutzt, wonach Wale zu Forschungszwecken getötet werden dürfen. Ein Teil des Fleisches der getöteten Wale wurde anschliessend zum Verzehr verwendet, woraus Japan nie einen Hehl machte.

Die japanische Fischereibehörde hat Quoten für den Walfang festgelegt. Bis Ende Dezember dürfen demnach 227 Wale erlegt werden: 52 Zwergwale, 150 Brydewale und 25 Seiwale. Das seien weniger Tiere, als bisher für Forschungszwecke gejagt wurden, sagte ein Regierungsvertreter am Montag. Er wies zudem darauf hin, dass der Walfang künftig nur noch in japanischen Hoheitsgewässern zugelassen ist - und nicht mehr in der Antarktis.

Während viele Aktivisten gegen den kommerziellen Walfang Sturm laufen, begrüssen einige Experten die Massnahme. Dass Japan die Hochseejagd aufgegeben habe, sei ein «gewaltiger Schritt» auf dem Weg zum endgültigen Ende der Waljagd, sagt der Leiter des Meeresschutzprogramms der Tierschutzorganisation Ifaw, Patrick Ramage.

Mit ihrer Strategie des schleichenden Ausstiegs sei es der Regierung gelungen, ihr Gesicht zu wahren, sagt Ramage weiter. Angesichts des schrumpfenden Absatzes für Walfleisch und sinkender Subventionen glaube er kaum, dass der kommerzielle Walfang in Japans Gewässern noch eine lange Zukunft habe: «Was wir sehen, ist der Anfang vom Ende des japanischen Walfangs».

Heute gibt es nur noch rund 250 Walfänger in Japan. Das Fleisch wird vorwiegend von Älteren gegessen. Sie erinnern sich noch an die Hungerjahre nach dem Zweiten Weltkrieg, wo es für sie die einzige proteinreiche Nahrungsquelle war. Diese alte Tradition auf Druck von aussen aufzugeben, wäre für sie unvorstellbar.

Viele jüngere Japaner denken inzwischen anders. «Als ich klein war, wurde uns Walfleisch noch in der Kindergarten-Kantine serviert. Doch ich glaube nicht, dass ich es heute wieder essen würde», sagte eine Mittdreissigerin in Tokio. Sie fügte hinzu, das Land sollte sich bei seinen Entscheidungen auch um die Meinung der «restlichen Welt» kümmern, die nun einmal nichts davon halte.

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