Das israelische Parlament hat wichtige Teile der umstrittenen Justizreform weiter vorangetrieben.
Der Premierminister von Israel: Benjamin Netanjahun. Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa
Der Premierminister von Israel: Benjamin Netanjahun. Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Ohad Zwigenberg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die israelische Regierung hat die Justizreform im Parlament weiter vorangebracht.
  • Die Politik soll mit einer Mehrheit Entscheide des Höchsten Gerichts aufheben können.
  • Die geplanten Änderungen hatten zuletzt grosse Proteste im Land ausgelöst.

61 der 120 Abgeordneten der Knesset in Jerusalem stimmten in der Nacht zum Dienstag nach einer Debatte für weitere Gesetzesänderungen. Diese sollen es dem Parlament ermöglichen, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Ausserdem soll die Fähigkeit des Höchsten Gerichts einschränkt werden, Gesetze aufzuheben. Es sind noch zwei Lesungen notwendig, damit die Änderung endgültig in Kraft tritt.

Kritiker werfen der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, die unabhängige Justiz des Landes gezielt schwächen zu wollen und damit faktisch die demokratische Gewaltenteilung aufzuheben.

Parlament will Gerichts-Urteile aufheben können

Nach Medienberichten will die Regierung noch in diesem Monat die Kernelemente der kontroversen Reform im Schnellverfahren durchsetzen. Die Änderungen könnten Netanjahu auch in dem Korruptionsverfahren, das gegen ihn läuft, in die Hände spielen.

Am Montagabend hatte das Parlament bereits in erster Lesung eine andere Gesetzesänderung gebilligt, die es deutlich schwerer machen soll, einen Ministerpräsidenten für amtsunfähig zu erklären. Diese legt fest, dass für die Amtsenthebung eines Ministerpräsidenten eine Dreiviertelmehrheit im Parlament notwendig wäre. Diese Enthebung wäre zudem nur wegen psychischer oder anderer Gesundheitsgründe möglich. Mit dem Schritt soll eine Einflussnahme des Höchsten Gerichts oder der Generalstaatsanwaltschaft bei einer Amtsenthebung verhindert werden.

Seit zehn Wochen gibt es massive Proteste gegen die Justizreform, Bemühungen um einen Kompromiss waren aber bisher erfolglos. Es mehren sich die Warnungen, Israel steuere auf eine gefährliche Staatskrise hin. Israels Präsident Izchak Herzog sagte am Montagabend: «Wir sind in einer schlimmen, sehr schlimmen Lage». Es müsse mit aller Macht eine Einigung erzielt werden, um Israel aus der Krise zu führen. Er spreche dafür mit Gegner und Befürwortern der Reform.

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