Tabubruch im israelischen Rundfunk: Ein Klassiksender hat Ausschnitte aus Richard Wagners Oper «Götterdämmerung» gespielt - und sich daraufhin entschuldigt.
Neuinszenierung der Wagner-Oper «Götterdämmerung» im Festspielhaus in Bayreuth 2006.
Neuinszenierung der Wagner-Oper «Götterdämmerung» im Festspielhaus in Bayreuth 2006. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein israelisches Radio hat Richard Wagners «Götterdämmerung» gespielt.
  • Wagner war Adolf Hitlers Lieblingskomponist und gilt als Antisemit.

Eine Sprecherin des Medienunternehmens Kan verwies am Sonntag auf den «Schmerz, den eine solche Ausstrahlung bei den Holocaust-Überlebenden unter unseren Hörern auslösen könnte». Der zuständige Musikredakteur habe eine falsche künstlerische Entscheidung getroffen, für die sich der Sender entschuldige.

Die Musik des deutschen Komponisten ist in der israelischen Öffentlichkeit weitgehend tabu, weil seine Werke durch antisemitische Rhetorik geprägt sind. Kritiker sehen Wagner, der als Adolfs Hitlers Lieblingskomponist galt, als einen der Wegbereiter des Nationalsozialismus.

Götterdämmerung-Trauermarsch von Richard Wagner. Aufgeführt in Stockholm Ring, dirigiert von Gregor Bühl.

In Israel ist die Aufführung seiner Musik zwar nicht verboten, Musiker und Sender verzichten aber in der Regel darauf. Die Sendersprecherin sagte, die Ausstrahlung der »Götterdämmerung« habe gegen interne Richtlinien verstossen, denen zufolge Wagner nicht öffentlich gespielt werden solle.

Allerdings hat der deutsche Opernkomponist in Israel durchaus Anhänger. Der Vorsitzende der Israelischen Wagner-Gesellschaft, Jonathan Livni, begrüsste die Ausstrahlung im Rundfunk. »Wir spielen ja nicht Wagners Weltsicht, sondern nur seine wunderbare Musik«, erklärte Levi. »Wer das nicht hören will, kann immer das Radio ausschalten.«

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