Die Bodenoffensive im Israel-Krieg könnte verlustreich werden, warnen Experten. Im dicht besiedelten Gebiet und in den Tunnel lauern viele Gefahren.
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Israelische Soldaten bereiten sich auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Experten warnen vor hohen Verlusten bei einer Bodenoffensive im Gazastreifen.
  • Die Hamas habe Zeit gehabt, sich vorzubereiten, es warteten Hinterhalte.
  • Die Tunnel werden eine Herausforderung für Israel, möglicherweise aber auch für die Hamas.
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Seit der Attacke der Hamas-Kämpfer bereitet sich Israel auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor. 300'000 Reservisten wurden im Israel-Krieg mobilisiert, Panzer und Truppen an der Grenze zusammengezogen. Doch eine Bodenoffensive dürfte schwierig und verlustreich werden.

Der Gazastreifen ist dicht besiedelt: Auf 365 Quadratkilometern, etwas mehr als der Fläche des Kantons Schaffhausen, leben rund 2,3 Millionen Menschen. Panzer sind in so engem Gebiet kaum von Nutzen. Ein weiteres grosses Risiko bergen die Tunnelsysteme, die das Gebiet durchziehen.

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Ein israelischer Offizier zeigt einen Tunnel, den die Hamas mutmasslich verwendet hat. (Archivbild) - keystone

Alexander Grinberg vom Thinktank «JISS» sagt der «Bild», der Kampf werde «lange, schwierig und verlustreich». Und Militärexperte Guy Katz vergleicht ihn mit jenem der US-Truppen in Vietnam: Es würden «viele böse Überraschungen» warten. Die Hamas verfüge über «neue Waffen, Taktiken und Technologien wie Sprengdrohnen oder Terror-Motorräder» – es werde «ungemütlich».

«Jedes Gebäude, jede Etage, jeder Raum, jeder Keller muss geräumt werden», sagt David Petraeus. Der ehemalige Kommandeur der US-Truppen im Irak und Ex-CIA-Direktor gab der britischen «Times» ein Interview. Im dicht besiedelten Gebiet gebe es auch viele Hochhäuser, was die Aufgabe zusätzlich erschwere.

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Schon vor dem Israel-Krieg übten Soldaten einen Bodeneinsatz im Gazastreifen. Die Tunnel waren stets ein Teil des Trainings. - keystone

Israels Truppen konnten den Häuserkampf im Gazastreifen mit der Attrappen-Stadt Baladia üben. Doch auch die Hamas hätten «Monate Zeit, sich vorzubereiten», sagt Petraeus. «Es wird teuflisch schwierige Hinterhalte geben – Räume, die so manipuliert sind, dass sie in die Luft fliegen.»

Der ehemalige britische Offizier Andrew Galer spricht von einem «360-Grad-Schlachtfeld». Die Bedrohung lauere überall, auf den Dächern und in der Kanalisation. Eine Schwierigkeit sei auch die Unterscheidung von Freund, Feind und Zivilist im engen Gebiet.

Israel-Krieg: Tunnels könnten zur Falle für Hamas werden

Katz warnt vor dem Kampf in den Tunnels: Es sei eng, es komme immer nur einer rein, wodurch es sehr lange dauern würde. Bis zu 50'000 Terroristen würden sich im Untergrund verstecken.

Grinberg aber sieht in den Tunnels auch eine mögliche Falle für die Hamas-Kämpfer. Gelinge es der israelischen Armee, die Eingänge zu lokalisieren, könnte sie mit Robotern eindringen.

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Israel hat angekündigt, die Hamas auslöschen zu wollen. Ex-CIA-Direktor Petraeus sieht dies als die schwierigste Kriegsaufgabe in einem Siedlungsgebiet seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Faktoren seien «unvergleichlich und beispiellos».

Ein weiteres Ziel ist die Befreiung der über 100 Geiseln im Israel-Krieg. Auch dieses dürfte schwer zu erreichen sein, da die Hamas mit der Ermordung der Verschleppten gedroht hatte.

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