Das neue Sicherheitsgesetz in Hongkong bedroht die Pressefreiheit. Medienhäuser ziehen sich nun aus der Sonderverwaltungszone zurück.
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Die «New York Times» will einen Teil ihres Nachrichtenbetriebs in Hongkong nach Seoul verlegen. Die US-Zeitung begründet dies mit dem umstrittenen Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit. Foto: Ole Spata/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der in Hongkong ansässige Redaktionsteil der «New York Times» zieht nach Seoul.
  • Das neue Sicherheitsgesetz bedroht die Pressefreiheit in der Sonderverwaltungszone.
  • Nun denken auch andere Medienhäuser darüber nach, sich aus Hongkong zurückzuziehen.

Chinas Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit bedroht die Pressefreiheit in Hongkong. Nach der «New York Times» denken auch andere Medienhäuser an eine Verlegung ihres Betriebs an andere Orte.

Hongkongs Behörden verweigern einem renommierten Korrespondenten und China-Experten der «New York Times» die Arbeitserlaubnis. Dem Australier Chris Buckley sei keine Erklärung gegeben worden, berichtete die Zeitung. Die Entscheidung stiess am Donnerstag auf scharfe Kritik.

Die in New York ansässige Journalistenorganisation Committee to Protect Journalists (CPJ) sah einen Verstoss gegen die wiederholt zugesagte Pressefreiheit in Hongkong. Die Entscheidung «untergräbt den freien Fluss der Informationen, die für den Erfolg Hongkong entscheidend ist».

Arbeitsverbot in Hongkong wegen Sicherheitsgesetz

Der langjährige Korrespondent war zuvor bereits praktisch aus China ausgewiesen worden, indem seine Akkreditierung nicht verlängert worden war. Sein Arbeitsverbot in Hongkong folgt auf den Erlass des Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit in der chinesischen Sonderverwaltungsregion.

Hongkong
Protestler in Hongkong werden nach dem Erlass des neuen Sicherheitsgesetzes von Polizisten abgeführt. - dpa

Das weitreichende und vage formulierte Dekret aus Peking richtet sich gegen Separatismus, Untergrabung der Staatsgewalt, Terrorismus und «geheime Absprachen» mit Kräften im Ausland, die Peking als chinafeindlich betrachtet.

Es ist der bisher weitestgehende Eingriff in die Autonomie der früheren britischen Kronkolonie, die 1997 an China zurückgegeben worden war. Kritiker sehen ein Ende des bisher geltenden Grundsatzes «ein Land, zwei Systeme». Das Gesetz sieht bis zu lebenslange Haft vor und betrifft auch Ausländer. Als Folge der neuen Vorschriften wird eine stärkere Kontrolle ausländischer Medien erwartet.

«New York Times» zieht nach Seoul

So will die «New York Times» einen Teil ihres in Hongkong ansässigen Nachrichtenbetriebs nach Seoul verlegen. «Chinas umfassendes neues nationales Sicherheitsgesetz in Hongkong hat eine Menge Unsicherheit darüber geschaffen, was die neuen Regeln für unseren Betrieb und unseren Journalismus bedeuten werden», hiess es in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. Es sei daher ratsam, die Redaktionsmitarbeiter in der Region zu verteilen.

Das «Wall Street Journal» berichtete am Donnerstag, wie auch andere Medienorganisationen selbst die Möglichkeit zu erwägen, Mitarbeiter aus Hongkong auf andere Büros in der Region zu verlegen. Genannt wurde auch die «Washington Post». Es gebe zunehmend Probleme mit Arbeitserlaubnissen in Hongkong, die früher routinemässig erneuert worden seien, berichtete das Blatt ähnlich wie die «New York Times».

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