Der Weltfrieden ist angeschlagen: In den letzten zehn Jahren hat sich die Lage kontinuierlich verschlechtert.
Ein französischer Soldat streift in Mali durch den Busch. Französische und malische Truppen kämpfen dort gegen islamistische Milizen.
Ein französischer Soldat streift in Mali durch den Busch. Französische und malische Truppen kämpfen dort gegen islamistische Milizen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Welt ist in den letzten zehn Jahren unfriedlicher geworden.
  • Der Global Peace Index zeigt auch, dass Frieden und Wirtschaftsleistung zusammenhängen.

92 Länder wiesen zwischen 2016 und 2017 eine Verschlechterung der Friedenslage auf. 71 der insgesamt 163 Länder zeigten eine Verbesserung. Dies ist das schlechteste Ergebnis der letzten vier Jahre, zeigt der «Global Peace Index» (GPI). Diesen hat das Londoner Institute for Economics and Peace veröffentlicht.

Syrien auf dem letzten Platz

Verantwortlich dafür seien vor allem die Konflikte im Mittleren Osten. Insgesamt ist die Region Mittlerer Osten und Nordafrika laut GPI die am wenigsten friedliche Region der Welt. Am untersten Ende des Rankings stehen Syrien, Afghanistan, Süd-Sudan, Irak und Somalia.

Der GPI für 2018 zeigt eine Welt, in der die Spannungen, Konflikte und Krisen, die in den letzten zehn Jahren aufgetreten sind, ungelöst bleiben, was zu einem allmählichen, nachhaltigen Rückgang des Friedensniveaus führt. Zu der Verschlechterung im letzten Jahr trugen vor allem die Eskalationen bei zwischenstaatlichen und internen bewaffneten Konflikten, wachsender politischer Terror und ein vermindertes Engagement für UN-Friedensmissionen bei. Die friedfertigsten Länder sind Island, Neuseeland, Österreich, Portugal und Dänemark.

Der GPI ist die global führende Bemessungsgrundlage der Friedlichkeit von Ländern auf der ganzen Welt. Der Report erfasst 99,7 Prozent der Weltbevölkerung und verwendet 23 qualitative und quantitative Indikatoren aus renommierten Quellen zur Erstellung des Indexes.

Europa wird unfriedlicher

Obwohl Europa seine Position als friedlichste Region der Welt beibehalten konnte, hat sich die Lage im dritten Jahr in Folge verschlechtert. Zum ersten Mal in der Geschichte des Index ist ein westeuropäisches Land mit unter den fünf stärksten Absteigern - Spanien fällt aufgrund innenpolitischer Spannungen und zunehmender Terrorismusauswirkung um 10 Plätze auf Platz 30 zurück. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich, bedingt durch höhere politische Instabilität, wachsende Auswirkungen des Terrorismus und einer als verstärkt wahrgenommenen Kriminalität 61 Prozent der Länder in Europa rückläufig entwickelt. Auch keines der nordischen Ländern kann ein im Vergleich zu 2008 höheres Friedensniveau verzeichnen.

Steve Killelea, Gründer und Executive Chairman des IEP, erklärt: «Wir sind in den letzten zehn Jahren an vielen Fronten vorangekommen, aber die Zielsetzung von mehr Frieden in der Welt ist schwer fassbar geblieben. Unsere Untersuchungen machen dies deutlich, denn sie zeigen auf, dass es viel schwieriger ist, Frieden zu schaffen, als ihn zu zerstören. Dies erklärt zum Teil, warum die Länder, die am Ende der Liste stehen, auch weiterhin in einem andauernden Konflikt gefangen bleiben. Anhaltende Auseinandersetzungen wie die in Syrien, Jemen, Libyen und Afghanistan haben in den letzten zehn Jahren zu einer deutlichen Zunahme von Gefechtstoten, einer wachsenden Flüchtlingspopulation und Terrorismusanstieg geführt.»

Die stärkste Verbesserung zeigte sich im letzten Jahr überraschenderweise im Anteil der Militärausgaben am BIP, der in 88 Ländern zurückging, in 44 Ländern stieg. Die durchschnittlichen Militärausgaben der Länder in Prozent des BIP setzen ihren jahrzehntelangen Abwärtstrend fort - 102 Länder geben in diesem Bereich weniger aus. Gemessen am BIP zählen drei der fünf skandinavischen Länder zu den grössten Waffenexporteuren.

Gewalt kostete die Weltwirtschaft im Jahr 2017, bezogen auf Kaufkraftparität 14,8 Billionen US-Dollar. Dies entspricht 12,4 Prozent der weltweiten Wirtschaftstätigkeit. Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Gewalt stiegen 2017 um 2 Prozent, da die Kosten für Konflikte und die Ausgaben für die innere Sicherheit gestiegen sind, wobei die grössten Zuwächse bei den Sicherheitsaufwendungen in China, Russland und Südafrika zu verzeichnen waren.

Der diesjährige Bericht stellt ferner fest, dass sehr friedliche Länder auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile gegenüber den am wenigsten friedvollen Ländern haben: Die Inflationsraten sind in Volkswirtschaften mit niedrigem Friedensniveau fast dreimal höher.

Frieden bringt Wohlstand

Killelea kommentiert: «Die langfristigen wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus friedlichen Verhältnissen ergeben, sind im diesjährigen Bericht von besonderem Interesse. Die Länder mit dem höchsten Friedensniveau haben in den letzten sechzig Jahren, im Vergleich zu den am wenigsten friedensorientierten Ländern, zusätzliche zwei Prozentpunkte BIP-Wachstum erzielt. Betrachtet man die wirtschaftlichen Vorteile, die Frieden im letzten Jahrzehnt bewirkt hat, so weisen die Länder, die sich in Bezug auf Friedfertigkeit verbessert haben, fast siebenmal höhere BIP-Wachstumsraten als die Länder auf, die sich im Index rückläufig entwickelten. Dies sind wirklich bemerkenswerte Zahlen, die den wirtschaftlichen Nutzen des Friedens unterstreichen».

Die Punktzahl der USA ging weiter zurück, was auf die zunehmende politische Instabilität zurückzuführen ist, trotz der geringeren Auswirkungen von Terrorismus und Militarisierung. Die USA reihen sich damit nun unter die sieben G20-Mitglieder ein, die sich zu den 50 am wenigsten friedlichen Ländern der Welt zählen, gemeinsam mit Mexiko, Südafrika, Saudi-Arabien, Indien, der Türkei und Russland.

Sechs der neun Weltregionen haben sich in Bezug auf das Friedensniveau verschlechtert, wobei auch die vier friedfertigsten Regionen Europa, Nordamerika, der Asien-Pazifikraum und Südamerika abgebaut haben.

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