Gazastreifen: Rückkehr in eine Trümmerlandschaft

Keystone-SDA
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Palestina,

Tausende Palästinenser kehren in den Norden des Gazastreifens zurück. Ihre Heimat ist eine Trümmerlandschaft.

Gaza Stadt Ruinen Zerstörung
Tausende Bewohner kehren in das in Trümmern liegende Gaza-Stadt zurück. - keystone

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg sind bereits Hunderttausende Palästinenser in den weitgehend zerstörten Norden des Gazastreifens zurückgekehrt. Viele reagierten schockiert auf das Ausmass der Zerstörungen – zahlreiche Menschen haben ihr Zuhause verloren.

Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes sind seit Freitag mehr als 300'000 Menschen in den Norden des Küstenstreifens zurückgekehrt.

Rückkehr in eine Stadt in Trümmern

Umm Hassan Tafisch erzählt, sie sei nach einem Jahr aus dem Süden in die Stadt Gaza zurückgekommen. «Doch mein Haus, in dem ich 30 Jahre gelebt habe, ist nur ein Haufen Steine und verbogenes Metall», sagte die 48-Jährige.

An dem Überrest einer Wand hänge noch das Hochzeitsfoto ihres Sohnes. «Ich weinte nicht nur um das Haus, sondern um all die Jahre, die in einem Moment des Bombardements verschwanden.»

Doch auch inmitten der Trümmer fühle sie wieder «Luft in meinen Lungen». Trotz der Zerstörung bedeute die Rückkehr für sie «ein neues Leben, denn wir können nicht fernab von Gaza leben».

«Papa, wo ist unser Haus?»

Der 35-jährige Mohammed Abu Auda erzählt von der Rückkehr in seine Heimatstadt Bet Hanun im Norden des Gazastreifens: «Vor Tagesanbruch machten wir uns auf den Weg nach Norden – meine Frau, vier Kinder und viele andere Familien.»

Die Strassen seien voller Menschen gewesen, die zu Fuss unterwegs waren. «Als wir unser Zuhause erreichten, sahen wir nur Ruinen. Selbst die Bäume, die ich gepflanzt hatte, waren verbrannt.»

Die Kinder hätten gefragt: «Papa, wo ist unser Haus?» Er habe erwidert: «Hier, das ist unser Zuhause – wir werden es wieder aufbauen.»

Trauer und Hoffnung

Der 19 Jahre alte Student Rawan al-Atar erzählt von seiner Rückkehr in das Flüchtlingsviertel Dschabalija: «Was ich sah, war anders als erträumt.»

Wo früher das Haus seiner Familie gestanden habe, sei nur noch ein «leeres, staubiges Stück Land» zurückgeblieben. Trotz der Trauer bedeute die Rückkehr aber auch Hoffnung:

«Ich habe mich selbst nicht verloren. Ich will mein Studium in Gaza fortsetzen, hier leben und die Stadt aus den Trümmern auferstehen sehen.»

Rund 80 Prozent des Gazastreifens beschädigt

Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA sind etwa 83 Prozent aller Gebäude in der Stadt Gaza beschädigt worden; das sind rund 81'000 Wohneinheiten.

Basierend auf Satellitenbildern vom Juli dieses Jahres hatte das UN-Satellitenzentrum UNOSAT demnach 192'812 betroffene Gebäude im gesamten Gazastreifen identifiziert, was etwa 78 Prozent aller Gebäude entspricht.

Zudem berichtete UNOSAT über einen erheblichen Rückgang des Zustands und der Dichte von 86 Prozent der landwirtschaftlichen Anbauflächen und schätzte, dass rund 77 Prozent des gesamten Strassennetzes beschädigt seien.

Hoffnung auf Hilfe

Seit Beginn der Waffenruhe hat Israel gemäss der von den USA, Katar, Ägypten und der Türkei vermittelten Vereinbarung die Einfuhr von Hilfsgütern in grösserem Umfang in den Küstenstreifen erlaubt.

Täglich sollen rund 600 Lastwagen mit humanitärer Hilfe in das Gebiet fahren. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, auch der freie Verkehr von Hilfslastwagen zwischen dem Norden und Süden des Gazastreifens sei wieder erlaubt.

Es werde auch die Reparatur kritischer Infrastrukturen wie Wasserleitungen, Abwassersystemen und Bäckereien ermöglicht.

Kommentare

User #3969 (nicht angemeldet)

Warum kann ich nie irgendwo lesen, wer denn den ganzen Wiederaufbau, die ganze Infrastruktur und schlicht und einfach alles wieder bezahlen soll? Die selbst und ihre Machthaber ja wohl kaum! Also, woher soll all da dafür nötige Geld herkommen?

User #4863 (nicht angemeldet)

Der einzige Grund, zurück zu kehren ist nur, weil sie ein Stück Land haben. Ich würde das meinen Kindern nicht antun.

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