Wegen seiner mutmasslichen Rolle bei einem Massaker an Jesuitenpriestern im Bürgerkrieg in El Salvador ist gegen den ehemaligen Präsidenten Alfredo Cristiani Haftbefehl erlassen worden. Ein Richter in der Hauptstadt San Salvador erliess am Freitag auch Haftbefehle gegen fünf weitere Beschuldigte, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Darunter war auch der frühere Oberst und Vize-Verteidigungsminister Inocente Montano, der wegen des Falls bereits eine gut 133-jährige Haftstrafe in Spanien verbüsst.
El Salvador Alfredo Cristiani
Gegen El Salvadors Ex-Präsident Alfredo Cristiani wurde ein Haftbefehl erlassen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Massaker fand im November 1989 auf dem Campus der Universidad Centroamericana UCA in San Salvador statt.

Dabei wurden sechs Jesuitenpater, darunter fünf Spanier, sowie die Haushälterin der Gruppe und deren 16-jährige Tochter ermordet. Den Opfern waren Verbindungen zu den linken Rebellen nachgesagt worden. Im Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, rechten Todesschwadronen und den Rebellen zwischen 1980 und 1992 kamen etwa 75 000 Menschen ums Leben. Nach Einschätzung einer UN-Kommission wurden mehr als 80 Prozent der Verbrechen von den Sicherheitskräften verübt.

Cristiani, der von 1989 bis 1994 regierte, beteuerte in einem offenen Brief über das Twitter-Konto seiner Tochter, er habe das Massaker weder angeordnet noch vertuscht. Der Prozess sei politisch motiviert, schrieb er. Im Januar hatte der Oberste Gerichtshof des mittelamerikanischen Landes die Wiederaufnahme des Prozesses angeordnet, nachdem dieser zunächst wegen Verjährung eingestellt worden war. Die Taten könnten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit betrachtet werden, die nicht verjähren, hiess es.

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