Während das Feuer in Australien wütet, zeigte sich Premierminister Morrison abwesend. Nun hat er ein Werbevideo publiziert – und die Gemüter noch mehr erhitzt.
Feuer Australien
In der Küstenstadt Mallacoota bringt die Marine Menschen in Sicherheit, die sich an den Strand gerettet hatten. Foto: Pois Helen Frank/Royal Australian Navy/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit zwei Monaten wüten in Australien beispiellose Brände.
  • Premierminister Scott Morrison kam wegen seinem Krisen-Management in die Kritik.
  • Nun hat seine Regierung ein Werbevideo gedreht – und erntet noch mehr Kritik.

Australien brennt. Unter den Flammen leiden die Menschen, die Tiere, die Natur – mit anderen Worten: Das ganze Land. Um Schaden und Leiden einigermassen einzudämmen, packen alle mit an. Alle?

«Nicht ganz», finden viele Australier. Ihr Premierminister Scott Morrison nämlich tue viel zu wenig – und das schon viel zu lange. Sie fordern mehr Unterstützung im Kampf gegen die Flammen. Mehr Geld für die freiwilligen Wehren. Und ein Umdenken in der Klimapolitik.

Regierung zeigt sich zurückhaltend

Doch bisher glänzte Premierminister Morrison in erster Linie mit Stille und Abwesenheit. #WhereTheBloodyHellAreYou trendete wochenlang auf Twitter. Nun meldet die Regierung sich bei ihrem Volk – mit einer Werbeanzeige.

«Das muss ein Witz sein», schreibt ein Twitter-User unter das Video. «Warum wird das Geld nicht für den Kampf gegen das Feuer genutzt», fragt ein anderer.

«Tja, er hat nun alles getan, was er nur irgendwie konnte. Eine Werbeanzeige.», schreibt ein Twitter-User. «Scotty kommt halt aus dem Markting», mokiert sich ein anderer über den ehemaligen Chef der Tourismusbehörde.

Das Feuer wütet überall

Fünf Millionen Hektaren Land sind verbrannt, darunter Regenwälder, die sonst nie brennen. 17 Menschen starben, etliche werden vermisst. Längst wüten die Flammen auch im Küstengebiet, wo rund 85 Prozent der Australier leben.

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Ein Buschfeuer in Australien kostete Heidi und Hans Tribolet beinahe ihr Hab und Gut. - ZVG

Als die ersten Menschen in den Flammen starben, schickte Morrison «Gedanken und Gebete». Die Australier aber hätten lieber mehr Schläuche und Löschflugzeuge gehabt. Während das Land lichterloh brannte, flog sein Premierminister mit seiner Familie nach Hawaii in die Ferien.

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Kampf gegen das Feuer: Ein Mitarbeiter der Forest Corporation in der Nähe von Moruya. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Die schiere Ausbreitung der Brände und das gleichzeitige Entzünden so vieler Brandherde sei in Australiens Geschichte beispielslos. Das betonen die Feuerwehrchefs, die am Ort des Geschehens sind. Morrison hingegen will die Feuer nicht mit dem Klima in Zusammenhang bringe. Lieber wiegelt er ab.

«Hatten schon immer Waldbrände»

Noch in seiner Neujahrsansprache erklärte er: «Wir hatten schon immer Waldbrände.» Gerade das gemeinsame Überstehen von Katastrophen mach doch den «Aussie spirit» aus, ihn gelte es zu feiern.

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Scott Morrison hat Forderungen für mehr Klimaschutz angesichts der in seinem Land wütenden Buschfeuer zurückgewiesen. - dpa

Das sehen die Aussies selber allerdings anders. Sydney und Canberra sind seit Wochen in Russwolken gehüllt. Bundestaat um Bundestaat ruft den Notstand aus. Tausende Bewohner – und Touristen – fliehen oder werden evakuiert.

Dann endlich tritt der Premierminister hinaus. Besucht betroffene Gebiete, schüttelt Hände, hört zu. Stets mit dabei: Die Kamera des PR-Teams. War jeder Besuch vor allem ein potenzielles Bild für den Werbeclip? Davon zumindest geht die Bevölkrung Australiens aus.

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