In Indien sind zwei Personen an dem Nipah-Virus gestorben. Die Ausbrüche gelten als gefährlich, aber selten.
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In Indien tritt das Nipah-Virus auf. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit 2001 tritt das Virus in Indien auf, dort starben insgesamt etwa 50 Menschen daran.
  • Die Ausbreitung neuer Viren wird durch den Eingriff des Menschen in die Natur begünstigt.

Der erneute Ausbruch des Nipah-Virus schreckt derzeit die Behörden in Indien auf. Nach zwei Todesfällen im südlichen Bundesstaat Kerala steht das öffentliche Leben in den betroffenen Regionen weitgehend still. Das Virus hat eine hohe Sterblichkeitsrate, einen Impfstoff gibt es noch nicht.

Der erste Nipah-Ausbruch wurde 1998 verzeichnet: Damals hatte sich das Virus unter Schweinezüchtern in Malaysia verbreitet. Das Dorf, in dem das Virus damals entdeckt wurde, ist auch sein Namensgeber.

Ausbrüche sind selten

Obwohl Nipah-Ausbrüche selten sind, führt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Virus als gefährlichen Krankheitserreger, der ebenso wie etwa das Ebola- oder Zika-Virus oder auch Covid-19 als Auslöser grosser Epidemien oder Pandemien in Frage kommen könnte – und deshalb vorrangig erforscht werden sollte.

Nipah wird in der Regel von Tieren oder durch kontaminierte Lebensmittel auf den Menschen übertragen, kann aber auch direkt von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Flughunde sind die natürlichen Überträger des Virus. Sie gelten als die wahrscheinlichste Ursache von späteren Ausbrüchen.

Zu den Symptomen zählen hohes Fieber, Erbrechen und Atemwegsinfektionen. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen und Gehirnentzündungen bis hin zum Koma kommen. Einen Impfstoff gibt es nicht. Die Sterblichkeitsrate liegt laut WHO bei 40 bis 75 Prozent.

Entwicklung früherer Ausbrüche

Beim ersten Nipah-Ausbruch 1998 starben mehr als 100 Menschen in Malaysia. Um das Virus einzudämmen, wurden eine Million Schweine gekeult. Das Virus breitete sich auch in Singapur aus, dort waren Schlachthofarbeiter in Kontakt mit aus Malaysia eingeführten Schweinen gekommen. Elf von ihnen erkrankten, einer starb.

Seit 2001 gab es dann Ausbrüche in Bangladesch und Indien. Seitdem starben allein in Bangladesch mehr als hundert Menschen an Nipah, doppelt so viele wie in Indien. Dort gelang es den Behörden in der Regel, die Ausbrüche durch strikte Massnahmen binnen weniger Wochen unter Kontrolle zu bringen.

Auf die jüngste Infektionswelle im Bundesstaat Kerala reagierten sie nun mit der Schliessung zahlreicher Schulen und dem Verbot von öffentlichen Zusammenkünften. Zudem veranlassten sie Massentests und stellten hunderte Menschen unter Beobachtung. Es ist inzwischen bereits der vierte Nipah-Ausbruch in dem Bundesstaat binnen fünf Jahren.

Massentierhaltung erhöht Zoonosen-Gefahr

Zoonosen – Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können – sind bereits vor Tausenden von Jahren aufgetreten. Doch in den vergangenen 20 bis 30 Jahren haben sie sich vervielfacht. Dass sie sich rascher rund um den Globus verbreiten, liegt auch an der Zunahme des internationalen Reiseverkehrs.

Dass die Menschen zunehmend mehr Platz auf dem Planeten benötigen, im industriellen Massstab Landwirtschaft betreiben und immer mehr Wälder und damit den Lebensraum vieler Tiere zerstören, erhöht die Gefahr von Zoonosen. Auch der Klimawandel zwingt immer mehr Tiere zur Flucht aus ihren gewohnten Lebensräumen.

Laut einer im Jahr 2018 in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlichten Schätzung gibt es 1,7 Millionen unbekannte Viren in Säugetieren und Vögeln. 540'000 bis 850'000 von ihnen haben demnach das Potenzial, Menschen zu infizieren.

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