In einem Rückschlag für Peking hat William Lai von der bislang regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) die Wahl in Taiwan gewonnen.
Der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), William Lai (l.), hält eine Rede. Foto: Johannes Neudecker/dpa
Der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), William Lai (l.), hält eine Rede. Foto: Johannes Neudecker/dpa - sda - Keystone/dpa/Johannes Neudecker

Das Wichtigste in Kürze

  • William Lai von der DPP gewinnt Wahl in Taiwan - Rückschlag für Peking.
  • Fortschrittspartei setzt neue Bestmarke mit drei aufeinanderfolgenden Amtszeiten.
  • Lai will Taiwan verteidigen und den Status quo in der Taiwanstrasse aufrechterhalten.
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«Ich möchte den Menschen in Taiwan dafür danken, dass sie ein neues Kapitel in unserer Demokratie schreiben», sagte der 64-Jährige am Samstagabend (Ortszeit) in Taipeh. Die Gegenkandidaten hatten zuvor ihre Niederlage eingeräumt.

Nach Auszählung eines überwiegenden Teils der Wahlzettel erreichte der bisherige Vizepräsident laut lokalen Medien rund 40 Prozent der Stimmen. Dahinter rangierten sein Herausforderer Huo Yu-ih von der chinafreundlichen und konservativen Kuomintang (KMT) mit etwa 33 Prozent. Ein weiterer Anwärter von der Taiwanischen Volkspartei (TPP), Ko Wen-je, kam nach Zahlen der Sender auf ungefähr 26 Prozent.

Taiwan wählt heute einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament.
Taiwan wählt heute einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. - Johannes Neudecker/dpa

Das offizielle Endergebnis wurde für den späten Abend erwartet. Parallel entschieden die 19,5 Millionen Wahlberechtigten über das neue Parlament, den Legislativ-Yuan, in dem die DPP bislang die absolute Mehrheit hatte.

Sieger-Partei setzt neue Bestmarke

Die Fortschrittspartei, die klar auf Distanz gegen China geht, setzte mit dem Wahlergebnis eine neue Bestmarke. Sie ist die erste Partei, die drei aufeinanderfolgende Amtszeiten gewinnen konnte – seit Taiwan im Jahr 1996 begann, den Präsidenten direkt zu wählen. Das Staatsoberhaupt benennt in dem Inselstaat den Ministerpräsidenten und ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Eine weitere Regierung unter einer DPP-Präsidentschaft dürfte bedeuten, dass sich Taiwan weiter an die USA annähert, während die Spannungen mit China anhalten und sich möglicherweise verschlimmern. Das Verhältnis Taiwans zu China war im Wahlkampf ein bestimmendes Thema. Lai hatte angekündigt, die Linie seiner – von Peking scharf kritisierten – Vorgängerin Tsai Ing-wen, die nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte, weiterzuführen.

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Militärübungen Chinas in der Taiwanstrasse. - AFP/Archiv

Der bisherige Vizepräsident hatte auch erklärt, «das Überleben des Landes und das Leben der Menschen» schützen zu wollen. Lai will die Landesverteidigung weiter stärken, mit dem demokratischen Lager enger zusammenarbeiten und Abschreckung nutzen, um den Status Quo in der Taiwanstrasse – der Meerenge zwischen China und Taiwan – aufrecht zu erhalten. «Frieden beruhe auf Stärke, nicht auf dem Wohlwollen der Invasoren», sagte er.

DPP steht für ein unabhängiges Taiwan

Peking zählt Taiwan zum Territorium Chinas, obwohl die Insel seit Jahrzehnten eine unabhängige, demokratische Regierung hat. Die DPP steht allerdings für eine Unabhängigkeit Taiwans, obwohl Lai diese offiziell nicht erklären will. Für China könnte jener Fall Grundlage sein, um die Lage in der Taiwanstrasse eskalieren zu lassen.

Mehrfach hatte Peking bereits gedroht, militärische Mittel einzusetzen, sollte eine «Wiedervereinigung» Taiwans scheitern. Ein Konflikt in der wichtigen Schifffahrtsroute hätte enorme Folgen für den Welthandel und würde die USA als Verbündete Taiwans in den Konflikt hereinziehen.

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