Der Verfassungskonvent in Chile hat gewählt. Neu ist eine indigen Frau an der Spitze.
Chile
Elisa Loncon, indigene Vertreterin vom Volk der Mapuche, hebt ihre Arme, nachdem sie zur Präsidentin der Verfassungsgebenden Versammlung von Chile gewählt wurde. - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verfassungsgebende Versammlung hat eine indigene Frau an ihre Spitze gewählt.
  • Elisa Loncon ist die neue Präsidentin des chilenischen Verfassungskonvent.
  • Bis in einem Jahr soll in Chile eine neue Verfassung ausgearbeitet sein.

Die Mitglieder der Verfassungsgebenden Versammlung in Chile haben eine Indigene vom Volk der Mapuche zu ihrer Vorsitzenden gewählt. Elisa Loncón erreichte bei der konstituierenden Sitzung des Verfassungskonvents am Sonntag die absolute Mehrheit.

«Ich möchte allen dafür danken, dass sie eine Mapuche und eine Frau gewählt haben». Dies sagte die Wissenschaftlerin in ihrer ersten Rede nach der Wahl. Die Rede hielt sie auf Mapudungun, der Sprache der Mapuche, und auf Spanisch. «Dieser Konvent wird Chile in ein plurinationales Chile, in ein interkulturelles Chile verwandeln.»

Auch der gewählte Vize-Präsident Jaime Bassa steht für eine neue Politik im Land. Parteilose Kandidaten und linke Oppositionsparteien hatten bei der Wahl zum Verfassungskonvent im Mai gut abgeschnitten. Sie haben rund 40 Prozent der Sitze geholt.

Eines der ersten Themen soll die Freilassung für die 2019 bei den Massenprotesten gegen soziale Ungerechtigkeit Festgenommenen sein.

Nach einem Jahr soll der Verfassungskonvent eine neue Verfassung vorlegen. Über diese Chile in einem Referendum abzustimmen hätte. Im Oktober hatten sie mit grosser Mehrheit für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung votiert. Der aktuelle Text stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet.

Eine neue Verfassung gehörte zu den Hauptanliegen der Demonstranten, die Ende 2019 zu Tausenden auf die Strasse gingen. Um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung zu fordern. Mehr als 30 Menschen kamen bei den Protesten ums Leben.

Der Polizei wurde exzessive Gewaltanwendung vorgeworfen. Auch am Sonntag kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten, wegen derer die konstituierende Sitzung unterbrochen werden musste.

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