Der brasilianische Präsident Bolsonaro und sein Gesundheitsminister haben gegenteilige Ansichten in Bezug auf die Bekämpung der Corona-Pandemie. In den vergangenen Wochen verschlechterte sich ihr Verhältnis.
«Ich habe von Präsident Jair Bolsonaro gerade die Mitteilung über meine Entlassung gehört», schreibt Luiz Henrique Mandetta auf Twitter. Foto: Marcello Casal Jr/Agencia Brazil/dpa
«Ich habe von Präsident Jair Bolsonaro gerade die Mitteilung über meine Entlassung gehört», schreibt Luiz Henrique Mandetta auf Twitter. Foto: Marcello Casal Jr/Agencia Brazil/dpa - dpa-infocom GmbH

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus hat der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta entlassen. Dies gab Mandetta selbst auf Twitter bekannt.

«Ich habe von Präsident Jair Bolsonaro gerade die Mitteilung über meine Entlassung gehört», schrieb er nach einem Treffen mit Bolsonaro am Regierungssitz in Brasília. «Ich möchte mich für die Gelegenheit bedanken, den Umgang mit der Pandemie zu planen, die grosse Herausforderung, die vor unserem Gesundheitssystem steht.»

Auf die Bekanntgabe hin demonstrierten Brasilianer in verschiedenen Städten des Landes. Bei sogenannten panelaços etwa in Rio de Janeiro und São Paulo schlugen die Menschen aus Protest auf Töpfe und Pfannen, auch «Bolsonaro raus» -Rufe wurden aus offenen Fenstern laut. Wie oft in Lateinamerika ist die Solidarität unter den Menschen gross, wer kann, folgt den internationalen Empfehlungen und bleibt zu Hause. Just davon hatten Bolsonaro und Mandetta unterschiedliche Auffassungen. Der Präsident verharmloste das Coronavirus als «gripezinha», löste Massenansammlungen aus und rief zur Rückkehr zur Normalität auf.

Der Gesundheitsminister, seit Beginn der Regierung im Januar 2019 im Amt, vertrat Einschränkungen des öffentlichen Lebens und soziale Distanzierung. Ihre Positionen machten beide öffentlich in Pressekonferenzen und Fernsehinterviews deutlich, woraufhin sich ihr Verhältnis in den vergangenen Wochen verschlechterte. «Die Brasilianer wissen nicht, ob sie auf den Präsidenten oder den Minister hören sollen», sagte Mandetta in der beliebten TV-Sendung «Fantástico» am Sonntag.

Bolsonaro hatte Mandetta «fehlende Bescheidenheit» vorgeworfen. Der Gesundheitsminister übertraf den Präsidenten an Beliebtheit. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha aus der vergangenen Woche zufolge befanden 33 Prozent der Befragten Bolsonaros Umgang mit der Corona-Krise für gut, 76 Prozent den von Mandetta. Seine Entlassung war im politischen Brasília seit geraumer Zeit erwartet worden. Als Nachfolger wurde der Krebsarzt Nelson Teich gehandelt.

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