Blutbad mit mehr als 80 Toten in Myanmars viertgrösster Stadt Bago
Laut Aktivisten haben die Militärs in Myanmar beim Niederschlagen der Proteste in der Stadt Bago über 80 Zivilisten getötet.

Das Wichtigste in Kürze
- In Myanmars Stadt Bago sollen über 80 Menschen getötet worden sein.
- Laut Aktivisten wurden sie von den Militärs bei Protesten umgebracht.
- Scharfe Kritik kam nach 19 Todesurteilen durch das Militärtribunal.
Die Militärs in Myanmar haben in der viertgrössten Stadt des Landes möglicherweise ein Blutbad unter Demonstranten angerichtet: Es dauerte einen Tag, bis die Einzelheiten durchsickerten, aber nach Angaben von Aktivisten wurden beim brutalen Niederschlagen von Protesten am Freitag in der Stadt Bago dutzende Menschen getötet.
Die Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) sprach am Samstag von «über 80» Toten. Da die Militärjunta inzwischen das Mobilfunknetz stark gedrosselt hat, wird es zunehmend schwierig, Nachrichten über Razzien und Tote zu überprüfen.
Von der Nachrichtenagentur AFP überprüfte Videoaufnahmen scheinen das brutale Vorgehen von Militär und Polizei in der rund 65 Kilometer nordöstlich von Yangon gelegenen Stadt jedoch zu bestätigen: Darauf ist zu sehen, wie Demonstranten hinter Sandsackbarrikaden kauern und mit selbstgebauten Gewehren hantieren, während im Hintergrund Explosionen zu hören sind.
Ein Anwohner berichtete AFP, wie Leichen in einen Armeelaster geladen wurden, der kurz darauf wegfuhr. Den Rettungskräften sei es nicht erlaubt worden, in die Nähe der Toten zu kommen. Viele Einwohner seien vor der Gewalt in die nächstgelegenen Dörfer geflüchtet.
Die staatliche Zeitung «New Light of Myanmar» berichtete von einem Toten. Demnach waren die Behörden gegen «Aufrührer» eingeschritten.
Hilfsorganisation zählt 618 tote Zivilisten
Nach einer Zählung von AAPP wurden seit dem Militärputsch Anfang Februar mindestens 618 Zivilisten getötet. Ein Juntasprecher sprach hingegen am Freitag von 248 getöteten «gewalttätigen Terroristen».
Aller Gewalt und Einschüchterungsversuchen zum Trotz gingen die Proteste gegen die Militärherrscher am Samstag weiter, vor allem in der Wirtschaftsmetropole Yangon und der zweitgrössten Stadt Mandalay.
Scharfe Kritik nach Todesurteilen
Für scharfe Kritik sorgten unterdessen Berichte der Staatsmedien, wonach 19 Menschen von einem Militärgericht in Myanmar wegen Raubes und Mordes zum Tode verurteilt worden seien, davon 17 in Abwesenheit. Der Experte Phil Robertson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wies darauf hin, dass in dem südostasiatischen Land seit mehr als 30 Jahren keine Hinrichtungen mehr vorgenommen worden seien.
Da die Fälle vor einem Militärgericht gelandet seien, gebe es keine «Garantien für einen freien und fairen Prozess» und auch keine Berufungsmöglichkeit, sagte Robertson. Er vermutet dahinter eine neue Strategie der Militärs, die Menschen einzuschüchtern, um sie von der Strasse und zurück zur Arbeit zu zwingen.