Einsatzkräfte von Militär und Polizei haben am Wochenende erneut hart durchgegriffen. Dabei sollen am Sonntag mindestens 38 Demonstranten gestorben sein.
Myanmar (birma)
Protestanten gehen in Myanmar mit Plakaten auf die Strasse. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Myanmar attackierten am Wochenende Einsatzkräfte erneut Demonstranten.
  • In Stadtteilen von Yangon wurde das Kriegsrecht ausgerufen.

Die Lage in Myanmar spitzt sich nach dem brutalen Durchgreifen der Einsatzkräfte gegen Demonstranten vom Wochenende weiter zu. Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP und lokalen Medien zufolge sollen Militär und Polizei allein am Sonntag mehrere Dutzend Menschen getötet haben. AAPP sprach von mindestens 38 Opfern, viele Beobachter bezifferten die Zahl am Montag aber noch weit höher.

Kriegsrecht in Teilen von Yangon

Das Nachrichtenportal Myanmar Now schrieb unter Berufung auf drei Krankenhäuser in einem Tweet von 59 Toten und 129 Verletzten. Diese Zahl betrifft allein die ehemaligen Hauptstadt Yangon (früher: Rangun). Hier verhängte das Militär in mehreren Stadtteilen das Kriegsrecht, wie das staatliche Fernsehen mitteilte.

Zuvor hatte es Brandanschläge auf mehrere chinesische Textilfabriken in Yangon gegeben. Zahlreiche chinesische Arbeiter seien dabei verletzt worden, teilte die chinesische Botschaft auf Facebook mit. Sie forderte die Behörden auf, chinesische Geschäfte und chinesische Staatsbürger zu beschützen. Wer für die Brandanschläge verantwortlich war, ist unklar.

Mit der Verhängung des Kriegsgrechts müssen Soldaten bei Einsätzen nicht mehr auf einen Befehl der Militärführung warten. Stattdessen können sie in den betroffenen Viertel schiessen oder Häuser besetzen, wenn sie dies für richtig halten.

Seit erstem Februar Demonstrationen

«Das Militär hat Angst vor der chinesischen Regierung, deshalb beschützt es Eigentum Chinas, nicht aber die Leben von uns Zivilisten». Dies sagte Nay Min Khant, ein Bürger aus Yangon, der Deutschen Presse-Agentur. Der Demonstrant Htoo Htoo betonte: «Die Zahl der Toten von gestern liegt viel höher, als wir bisher wissen. Einige Leichen wurden in Krankenhäuser gebracht, andere haben die Familien mit nach Hause genommen.»

Die Militärjunta hatte nach dem Putsch vom 1. Februar einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Freilassung der unter Hausarrest gestellten Regierungschefin Aung San Suu Kyi und die Wiedereinsetzung ihrer zivilen Regierung. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen.

Suu Kyi sollte derweil am Montag erneut von einem Gericht verhört werden. Es ist ihre dritte Anhörung per Videoschalte aus dem Hausarrest. Bei den ersten beiden Gerichtsterminen war kein Anwalt zugelassen. Der Politikerin werden mehrere Vergehen zur Last gelegt, darunter Verstösse gegen die Aussenhandelsgesetze des Landes.

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