Tag zwei des Lateinamerika-Besuches von Aussenministerin Baerbock und Arbeitsminister Heil: Es geht zu einem deutschen Hersteller, der Elektrobusse baut. Und mal wieder um Abhängigkeit von China.
Nach ihrem Besuch in Brasilia reisen Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) weiter nach São Paulo.
Nach ihrem Besuch in Brasilia reisen Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) weiter nach São Paulo. - Annette Riedl/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem Besuch in der Wirtschaftsmetropole São Paulo setzen Bundesaussenministerin Annalena Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil heute ihren gemeinsamen Besuch in Brasilien fort.

Unter anderem wollen die Grünen-Politikerin und ihr SPD-Kollege ein brasilianisches Werk von Mercedes-Benz besuchen, in dem Busse mit Elektroantrieb gebaut werden. Dabei sollte es auch um Probleme bei der Fertigung der Batterien sowie um Abhängigkeiten von China gehen.

Brasilien ist das fünftgrösste Land der Erde, nimmt fast die Hälfte der Fläche des südamerikanischen Kontinents ein und ist mit seinen etwa 215 Millionen Einwohnern wichtigster Handelspartner Deutschlands in Südamerika. Es ist zudem das einzige Land in der Region, mit dem Deutschland seit 2008 per strategischer Partnerschaft verbunden ist. Brasilien verfügt über immense Rohstoffvorräte und ist deswegen auch für die deutsche Industrie wichtig. Dies gilt auch für spezielle Metalle und Mineralien, die in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektromobilität und Leichtbau gebraucht werden.

Die Region São Paulo gilt mit etwa 1000 deutschen Unternehmen als einer der grössten deutschen Industriestandorte im Ausland. Insbesondere Unternehmen aus der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie, viele deutsche Konzerne, aber auch das Goethe-Institut, politische Stiftungen und deutsche Auslandsschulen sind dort vertreten.

Mercedes fertigt in São Paulo Elektrobusse

Mercedes-Benz do Brasil ist der grösste Bus- und Lkw-Produzent in Lateinamerika. Das Bus-Werk in São Bernardo do Campo im Bundesstaat São Paulo wurde 1956 eröffnet und ist auf die Entwicklung und Produktion von Omnibus-Fahrgestellen spezialisiert.

Mercedes-Benz fertigt dort etwa den Elektro-Bus eO500U. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Nachfrage nach Elektrobussen in Brasilien von derzeit rund 1000 im Jahr 2024 auf 3000 Fahrzeuge ansteigen wird. Die meisten E-Busse in Brasilien sind in der Millionenmetropole São Paulo unterwegs: Die Stadt will bis 2024 bereits 2600 Elektrobusse einsetzen.

Bei dem Besuch von Baerbock und Heil dürfte es auch um die starke Abhängigkeit Brasiliens von China im Wirtschaftsbereich gehen. China ist seit 2009 wichtigster Handelspartner des Landes. Bei einem Besuch von Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in China Mitte April gab es eine weitere deutliche Annäherung mit einer Unterzeichnung von 20 bilateralen Abkommen. Für China ist Brasilien in erster Linie für die Rohstoffbeschaffung, aber auch für landwirtschaftliche Produkte bedeutsam.

«Festival der digitalen Demokratie»

Baerbock und Heil wollten zum Auftakt ihrer Termine in São Paulo bei einem «Festival der digitalen Demokratie» in einer der wichtigsten Denkfabriken Lateinamerikas, der FGV, Reden zum Thema Demokratie und Digitalisierung halten. Die Fundação Getulio Vargas (FGV) ist eine Hochschule für Verwaltung, Wirtschaftswissenschaften und Jura.

Am Nachmittag (Ortszeit) stand ein Treffen von Baerbock und Heil mit dem Gouverneur von São Paulo, Tarcisio de Freitas, auf dem Programm. Freitas gehört zur republikanischen Partei von Ex-Präsident Jair Bolsonaro und war unter diesem Minister für Infrastruktur. Anschliessend war die Unterzeichnung eines Umweltabkommens durch Vertreterinnen und Vertreter deutscher Unternehmen vorgesehen.

Vor dem Flug in die nordbrasilianische Stadt Belém am Abend wollten sich die deutschen Minister in einem Krankenhaus unter anderem mit Pflegerinnen und Pflegern einer Intensivstation unterhalten. Auch hier soll es wie am Vortag in der Hauptstadt Brasília um die Anwerbung von Pflegefachkräften für Deutschland gehen.

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