Mit einem Messerangriff auf den Bischof der assyrischen Gemeinde in Sydney hat ein Jugendlicher schwere Krawalle in der australischen Küstenmetropole ausgelöst.
Kirche
Sicherheitsbeamte stehen Wache vor der orthodoxen assyrischen Kirche in Sydney. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Messerangriff auf einen Bischof in einem Vorort Sydneys eskalierte die Situation.
  • Ein wütender Mob attackierte Polizeibeamte und Sanitäter.
  • Erst nach Stunden geriet die Situation wieder unter Kontrolle.
Ad

Nach der live im Internet übertragenen Tat zog am Montagabend (Ortszeit) ein wütender Mob vor die Kirche im Vorort Wakeley. Die Lage eskalierte, aus Dutzenden Krawallmachern wurden schnell Hunderte, die sich Strassenschlachten mit der Polizei lieferten.

Am Tag darauf appelliert der Premierminister an seine Landsleute, keine Selbstjustiz zu üben. Doch was genau ist passiert – und wie konnte es dazu kommen?

Am frühen Abend hält Bischof Mar Mari Emmanuel eine Messe in der Christ the Good Shepherd Church in Wakeley.

Ein Teenager, laut Polizeiangaben gerade einmal 16 Jahre alt, läuft auf den bärtigen Bischof zu. In seiner Hand: die Tatwaffe, offenbar ein Klappmesser. Der Jugendliche sticht mehrmals auf Kopf und Oberkörper des Bischofs ein.

sydney
In einer Kirche in Sydney kam es am Montag zu einer Messerattacke auf einen Geistlichen. - Youtube

Er verletzt auch einen zu Hilfe eilenden Priester schwer. Augenzeugen stürmen nach vorn, überwältigen den Jungen mit dem markanten Wangenbart.

Polizei geht von «religiös motiviertem Extremismus» aus

Als die Polizei eintrifft und den Täter festnimmt, muss er selbst schwer verletzt im Krankenhaus operiert werden. Medienberichten zufolge sollen ihm mehrere Finger abgeschnitten worden sein.

Beim Tatmotiv des Teenagers sei man sich sicher: Alles deute auf «religiös motivierten Extremismus» hin, sagte Polizeichefin Karen Webb.

«Plötzlich standen sie selbst in der Schusslinie»

Bischof und Priester seien nach dem Angriff operiert worden.

Angesichts der aufgebrachten Menge vor der Kirche verschanzten sich die Sanitäter in dem Gotteshaus. Sie trauten sich über Stunden nicht nach draussen.

Währenddessen gerieten vor der Tür die zahlenmässig weit unterlegenen Polizisten ins Visier der Krawallmacher. «Plötzlich standen sie selbst in der Schusslinie», schilderte Webb. «Aus 50 wurden 500 Leute, für ein paar Stunden war die Lage ziemlich unkontrollierbar.»

Polizeiauto
Ein Polizeifahrzeug mit zertrümmerter Windschutzscheibe, nachdem die Beamten den wütenden Mob zurückgehalten hatten. - keystone

Mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen seien die Beamten attackiert worden. Erst mit Verstärkung anrückender Hundertschaften und Spezialeinheiten gewannen die Sicherheitskräfte wieder die Oberhand.

Muslimische Minderheit fühlt sich bedroht

Auch eine andere Gruppe fühlte sich in dieser Nacht bedroht: die muslimische Minderheit. Der Imam der Moschee im Stadtteil Lakemba berichtete: Nach dem Angriff auf den Bischof sei mit einem Brandbombenanschlag auf das islamische Gotteshaus gedroht worden.

Am Samstag hatte in einem Einkaufszentrum zudem ein psychisch kranker Mann mit einem Messer auf Passanten eingestochen. Premierminister Anthony Albanese habe Verständnis für die Verunsicherung: «Aber es ist inakzeptabel, Polizisten an ihrer Arbeit zu hindern und zu verletzen.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

InternetMoschee