Der aus dem Film «Hotel Ruanda» bekannte Regierungskritiker Paul Rusesabagina ist nach Angaben der ruandischen Behörden wegen Terrorvorwürfen festgenommen worden.
Paul Rusesabagina
Paul Rusesabagina - BELGA/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Scharfer Kritiker von Präsident Kagame lebte in Belgien.

Inzwischen befinde sich Rusesabagina im Polizeigewahrsam in der ruandischen Hauptstadt Kigali, sagte ein Sprecher des ruandischen Ermittlungsbüros (RIB) am Montag. Rusesabagina hatte als Hotelmanager während des Völkermords in Ruanda 1994 mehr als 1200 Menschen das Leben gerettet. Er lebte zuletzt in Belgien.

Rusesabagina sei im Rahmen einer «Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft» festgenommen worden, sagte der RIB-Sprecher Thierry Murangira. Weitere Angaben zum Ablauf der Festnahme oder der Rolle internationaler Behörden machte er nicht, weil dies «Ermittlungen gefährden könnte».

Eric Van Duyse von der belgischen Staatsanwaltschaft sagte der Nachrichtenagentur AFP, seine Behörde sei von der Festnahme informiert worden. «Uns liegen aber keine Einzelheiten zu den Umständen vor», sagte Van Duyse.

Rusesabagina, der sich aus dem Exil für politischen Wandel und gegen den langjährigen Präsidenten Paul Kagame ausgesprochen hatte, sei mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden, sagte Murangira. Ihm werde Terrorismus, Brandstiftung und Entführung sowie Mord in zwei Fällen vorgeworfen. Die Morde sollen sich demnach im Juni und Dezember 2018 in Ruanda ereignet haben.

Rusesabagina hatte als Manager eines Hotels in Kigali seine Verbindungen zu Behörden genutzt, um während des Völkermords 1994 mehr als 1200 Tutsi und gemässigten Hutu das Leben zu retten. 2004 wurde seine Geschichte in dem Oscar-nominierten Film «Hotel Ruanda» verfilmt.

Später emigrierte Rusesabagina nach Belgien, von wo aus er für einen politischen Wandel in seinem Heimatland warb. Der Regierung des nach dem Völkermord 1994 an die Macht gekommenen ruandischen Präsidenten Paul Kagame warf er wiederholt vor, brutal gegen die Opposition vorzugehen. Unter anderem sprach Ruseabagina von Morden an Oppositionellen im Auftrag der Regierung sowie von Festnahmen von Aktivisten durch ruandische Sicherheitskräfte im In- und Ausland. Die von ihm mitbegründete Bewegung für Demokratischen Wandel (MRCD) wird von der RIB als «extremistische Terrorgruppe» bezeichnet.

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