Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed ist der Geduldsfaden gerissen. Die Armee hat nun eine Militäroffensive gegen die abtrünnige Region Tigray gestartet.
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Regierungschef Abiy Ahmed - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die äthiopische Armee hat eine Offensive gegen die abtrünnige Region Tigray gestartet.
  • Regierungschef Abiy Ahmed kündigte die Offensive auf Twitter an.
  • Trotz internationaler Appelle lässt sich der Friedensnobelpreisträger nicht beirren.

Die äthiopische Armee hat im Konflikt um die abtrünnige Region Tigray mit einer Militäroffensive auf die Regionalhauptstadt Mekele begonnen.

Die Stadt wurde nach Angaben von Entwicklungshelfern am Samstag von «schweren Geschossen» getroffen. Die Regionalregierung teilte im Lokalfernsehen mit, dass das Stadtzentrum mit «schweren Waffen und Artillerie» angegriffen werde.

Die Region Tigray rufe «alle, die ein reines Gewissen haben, einschliesslich der internationalen Gemeinschaft», dazu auf, die Angriffe zu verurteilen. Dies hiess es in der Erklärung der Regionalregierung.

Regierungschef kündigt Offensive auf Twitter an

Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed hatte die Offensive am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter angekündigt. Er habe die Armee angewiesen, «die dritte und letzte Phase» im Vorgehen gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF einzuleiten. Bei dem Angriff werde «alles getan», um die Zivilbevölkerung zu schützen. Auch Mekele mit seinen 500'000 Einwohnern solle vor «grösserem Schaden» bewahrt werden, fügte er hinzu.

Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld gewarnt, dass die Bombardierung von Mekele ein Kriegsverbrechen darstellen könnte. Die Organisation Human Rights Watch wies darauf hin, dass Warnungen des äthiopischen Militärs an die Zivilbevölkerung allein nicht ausreichen würden. Dies treffe insbesondere dann zu, wenn Luftstreitkräfte und schwere Waffen in überfüllten städtischen Gebieten eingesetzt werden.

Trotz internationaler Appelle: Abiy Ahmed bleibt stur

In Tigray gibt es bereits seit Monaten Spannungen. Die dort regierende TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor Abiy 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt Abiy nicht an, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.

Anfang des Monats sandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch der Konflikt mit der TPLF vollends entbrannte. Abiy hat die Appelle internationaler Politiker, die Kämpfe einzustellen und einen Vermittler in dem Konflikt zuzulassen, zurückgewiesen. Er werde die Militäroffensive in der Region im Norden des Landes fortsetzen. Dies erklärte er am Freitag nach Gesprächen mit Gesandten der Afrikanischen Union (AU).

Konflikt in Äthiopien
Eine Tigray-Frau, die vor dem Konflikt in der äthiopischen Region Tigray in den Sudan geflohen ist, trägt ihr Baby in der Nähe ihrer Unterkunft im Flüchtlingslager Umm Rakouba in Qadarif, Ostsudan. - dpa

Hunderte Menschen sind Berichten zufolge bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden. Mehr als 40'000 flohen aus dem Konfliktgebiet, meist in den Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnten.

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