Armenien und Aserbaidschan veröffentlichen Friedensvertrag
Die Südkaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan haben einen Vertragstext zur Friedens-Einigung veröffentlicht.

Nach monatelangen Verhandlungen über ein Friedensabkommen haben die verfeindeten Südkaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan den Vertragstext der Einigung veröffentlicht.
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan und der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev liessen das Abkommen mit insgesamt 17 Punkten zeitgleich veröffentlichen. Festgeschrieben ist dort unter anderem, dass beide ihre Souveränität und territoriale Unversehrtheit in den geltenden Grenzen anerkennen.
Paschinjan und Aliyev hatten das Abkommen am Freitag im Beisein von US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus unterzeichnet. Für ein Inkrafttreten sind noch die Ratifizierungen durch die Parlamente nötig, was für Aliyev, der Aserbaidschan mit harter Hand ohne Opposition regiert, kein Problem sein dürfte.
Im demokratisch regierten Armenien hingegen, wo es immer wieder Massenproteste gegen Paschinjan gab, dürfte das kein Selbstläufer werden. Viele Armenier, besonders die etwa 100'000 Vertriebenen aus der von Aserbaidschan in einem kurzen Krieg zurückeroberten Region Berg-Karabach, werfen Paschinjan vor, das Land verraten zu haben bei den Verhandlungen.
Kritik an Paschinjans Führungsrolle
Der Text des Abkommens wurde ohne Unterschriften, Datum und mit Lücken veröffentlicht. Beide Seiten verpflichten sich darin zu einem friedlichen Miteinander. Nach einem Inkrafttreten ist demnach auch die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen geplant.
Zudem verpflichten sich Eriwan und Baku etwa, bei der Aufklärung von Vermisstenfällen zusammenzuarbeiten und Klagen vor Gerichten zurückzuziehen sowie auf immer wieder geltend gemachte Forderungen nach Schadenersatz und Wiedergutmachung zu verzichten.
Die lange Geschichte eines Konflikts
Das christlich geprägte Armenien und das überwiegend muslimische Aserbaidschan waren seit langem verfeindet. Streitpunkt war die von Armeniern bewohnte Enklave Berg-Karabach in Aserbaidschan. Nach dem Ende der Sowjetunion 1993 besetzte Armenien grosse Teile des Nachbarlandes, um seine Karabach-Landsleute zu schützen.
Über die Jahrzehnte rüstete das ölreiche Aserbaidschan unter Aliyev hoch. Erst verdrängte es 2020 die armenischen Truppen, dann eroberte es 2023 Berg-Karabach zurück. Armenien steckt seither in einer schweren politischen Krise. Mehr als 100'000 ethnische Armenier mussten aus der Konfliktregion ins Mutterland fliehen.