19 Festnahmen, 29 Haftbefehle, beschlagnahmtes Vermögen in Millionenhöhe - das ist die Bilanz eines Grosseinsatzes der brasilianischen Polizei gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes.
Eine Stammessiedlung im nördlichen Amazonas
Eine Stammessiedlung im nördlichen Amazonas - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Operation «Archimedes» soll Verantwortliche für Raubbau am Regenwald finden.

Bei Razzien in mehreren Bundesstaaten wurde dabei am Donnerstag nach Polizeiangaben auch ein früherer Leiter der brasilianischen Umweltbehörde festgenommen - wegen illegalen Waffenbesitzes.

Insgesamt ging die Polizei in acht Bundesstaaten und im Hauptstadtdistrikt von Brasília gegen Menschen und Unternehmen vor, die in die «illegale Abholzung, Verwertung und den Verkauf von Holz» verwickelt sein sollen. Dabei lagen 29 Haft- und mehr als 100 Durchsuchungsbefehle vor.

Wegen illegalen Holzhandels wurden den Angaben zufolge Bankvermögen mehrerer Unternehmen im Gesamtwert von 50 Millionen Real (gut elf Millionen Euro) eingefroren. Bei der «Operation Archimedes» sei ein Ex-Direktor der Umweltbehörde Ibama mit einer illegalen Waffe angetroffen worden, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Die Untersuchungen, die zu dem Grosseinsatz geführt hatten, laufen bereits seit längerem. So waren in Manaus, der wichtigsten Stadt im Amazonas, im Dezember 2017 400 Container mit rund 8000 Kubikmetern Holz beschlagnahmt worden. Nach Polizeiangaben waren 140 der Container «für den Export nach Europa, Asien und Nordamerika» vorgesehen gewesen.

Regenwälder sind bekannt für ihren grossen Artenreichtum. Zudem spielen sie eine wichtige Rolle für das Klima, da sie Kohlenstoffdioxid aufnehmen. Von den 120.000 Quadratkilometern Tropenwald, die 2018 weltweit zerstört wurden, lag rund ein Viertel in Brasilien.

Brasiliens Regenwald wird nicht nur durch illegale Abholzung bedroht. Nach Angaben von Umweltschützern hat die Rodung seit dem Amtsantritt des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro im Januar zugenommen. Bolsonaro hat angekündigt, Umweltauflagen zu streichen und in Ureinwohner-Reservaten industrielle Landwirtschaft und Bergbau zuzulassen. In Brasília sind darum derzeit tausende Ureinwohner versammelt, um gegen die Ausbeutung ihrer angestammten Gebiete zu demonstrieren.

Ein am Donnerstag veröffentlichter offener Brief von mehr als 600 Wissenschaftlern in der Europäischen Union greift das Thema ebenfalls auf: Darin fordern die Forscher gemeinsam mit 300 indigenen Gruppen Brasiliens die Europäische Kommission auf, bei den laufenden Handelsgesprächen mit Brasilien auch Umweltschutz und Menschenrechte zu berücksichtigen. Unter Bolsonaros Regierung sei es noch wichtiger geworden, auf nachhaltigem Handel zu bestehen, schreiben sie. Auch deutsche Wissenschaftler haben den Brief unterzeichnet.

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