In den USA verbreitet sich die Sublinie XBB.1.5 der Corona-Variante Omikron. Erste Nachweise gibt es auch in Deutschland. Welche Entwicklung ist abzusehen?
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Die Sublinie hat in den USA schnell an Häufigkeit gewonnen. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sublinie von Omikron könnte laut Experten auch hier dominant werden.
  • Die in den USA stärker verbreitete Sublinie sei ansteckender als die Bisherigen.
  • Der Schweregrad der Infektionen bleibe aber möglicherweise gleich.

Man könne relativ sicher sagen, dass XBB.1.5 auch hier dominant werden wird. So beschrieb der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb die Entwicklungen. Es gebe aber keinen Anlass zu grosser Sorge. Man sehe mehr Fälle in den USA, eine «riesige Welle» sei es jedoch nicht.

Im Nordosten der USA habe sich XBB.1.5 schnell verbreitet und dominiere dort seit Mitte Dezember die Infektionen. Dies meinte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien der Universität Basel. Ausserhalb des Nordostens der USA sei die Variante seltener verbreitet, der Anteil nehme aber zu.

«Die grundsätzliche Variante ist seit Oktober bekannt», sagte Zeeb, der Leiter des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung ist. «Da wurde erstmalig gesehen, dass die Kombination von Untervarianten aufgetreten ist.» Die Besonderheit von XBB.1.5 sei die noch mal höhere Infektiosität. «Die war bei Omikron schon entwickelt, XBB.1.5 toppt das jetzt noch mal.»

XBB.1.5 ist leichter übertragbar

Die Sublinie sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, hatte die Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in Genf gesagt.

Es werde angenommen, dass XBB.1.5 einen «grossen Wachstumsvorteil» gegenüber den zuvor zirkulierenden Linien in Nordamerika und Europa habe, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Donnerstag mit. Diese Annahme sei aber noch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.

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Maskenpflicht auf einem Markt in Genf. - keystone

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äusserte sich bereits besorgt. Am Donnerstag twitterte er: «Hoffentlich kommen wir durch den Winter, bevor eine solche Variante sich bei uns ausbreiten kann.»

Neher zufolge gibt es bisher wenig Informationen über den Schweregrad von Erkrankungen mit der neuen Sublinie. Fälle und Krankenhausaufenthalte hätten in den gesamten USA zugenommen, nicht nur in Regionen, in denen XBB.1.5 vorherrsche, sagte der Experte.

Das sei zumindest ein erster Hinweis darauf, dass sich der Schweregrad von XBB.1.5-Infektionen nicht wesentlich von dem anderer aktuell kursierender Varianten unterscheide.

Nachweise von XBB.1.5 in Deutschland noch gering

«XBB.1.5 trifft auf eine wieder nachlassende Immunität von Menschen, deren Impfung oder Infektion schon länger zurückliegt», erklärte Zeeb. «Erst in den USA und in der Folge dann auch bei uns in Deutschland.»

Allerdings sei die Zahl der Nachweise von XBB.1.5 in Deutschland zurzeit noch sehr gering. Über neue Massnahmen müsse man noch nicht nachdenken.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurde die Sublinie Ende November das erste Mal in einer Stichprobe in Deutschland nachgewiesen. Laut ECDC könnte sie zunehmenden Einfluss auf die Zahl der Corona-Fälle in Europa haben. Dies wäre aber nicht schon im nächsten Monat der Fall, da sie derzeit erst in geringem Umfang vorkomme.

Die Häufigkeit von XBB.1.5 habe sich etwa jede Woche verdoppelt, teilte Neher mit. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könne man in der ersten Januarhälfte einen Anteil von drei bis sechs Prozent erwarten.

Wichtig sei, die Entwicklung genau zu beobachten, sagte Zeeb. Die fortlaufende Sequenzierung von Proben sei sehr wichtig und müsse auf hohem Niveau beibehalten werden.

Dafür müsse man europaweit zusammenarbeiten. «Es sollte ein guter Anteil von Fällen aus allen Ländern sequenziert werden. Das ist wichtig, um dann wirklich relevante Veränderungen möglichst frühzeitig zu erkennen.»

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