USA schieben Sohn von Soldat nach Jamaika ab

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

USA,

Der Sohn eines US-Soldaten wird nach Jamaika abgeschoben. In der Heimat seines Vaters war Jermaine Thomas nie. Das Problem: Er ist eben auch nicht Amerikaner.

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Unter Donald Trump werden massenhaft Menschen abgeschoben. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA haben den Sohn eines US-Soldaten mit US-Staatsbürgerschaft abgeschoben.
  • Jermaine Thomas wurde einst auf einer Militärbasis in Deutschland geboren.
  • Das machte ihn aber nicht zum Amerikaner – und genau das wurde ihm zum Verhängnis.

In den USA kommt es seit Beginn von Donald Trumps zweiter Präsidentschaft zu zahlreichen Abschiebungen. Letzten Monat trifft es auch Jermaine Thomas. Den Vater senden die US-Behörden nach Jamaika – wo er noch gar nie war.

Geboren wird Thomas im Jahr 1986 auf einer US-Basis in Deutschland. Der Vater ist ursprünglich aus Jamaika, dient zu dieser Zeit aber als US-Soldat und ist amerikanischer Staatsbürger. Die Mutter ist Kenianerin.

Für Thomas und seine Familie ist in der Folge klar, dass auch er im Besitz der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft ist – oder sein sollte. Dem ist aber nicht so, wie Gerichte im Laufe seines Lebens entscheiden, darunter das oberste US-Gericht.

Weder Ami noch Jamaikaner oder Kenianer

Die Militärbasis in Deutschland ist nämlich nicht als US-Territorium anerkannt.

Zudem dient Thomas’ Vater zum Zeitpunkt seiner Geburt erste neun Jahre in der Armee. Ein Jahr mehr – und die US-Staatsbürgerschaft des Vaters hätte sich automatisch auf seinen Sohn übertragen.

Abschiebung
Jermaine Thomas lebt seit über einem Monat in Jamaika – laut US-Behörden seine Heimat. - X/@DailyLoud

Jermaine ist auf dem Papier somit nicht Amerikaner – und auch nicht Jamaikaner. Zwar ist dies sein Vater, doch weil er ausserhalb des karibischen Inselstaats zur Welt kommt, müsste Jermaine die jamaikanische Staatsbürgerschaft erst beantragen.

Und: Auch Kenianer ist Jermaine nicht. Denn dort können nur Väter die Staatsbürgerschaft automatisch einem Kind übertragen, das ausserhalb Kenias geboren wird. In Thomas’ Fall ist aber die Mutter Kenianerin.

Heisst: Jermaine Thomas ist tatsächlich staatenlos.

Kriminelle Vergangenheit führt zu Abschiebung

Verwirrung gibt es im Fall Thomas immer wieder, wie CNN berichtet. Drei Jahre nach der Geburt kehrt die Familie in die USA zurück. In einem Dokument wird das Kind als Jamaikaner aufgeführt, mit einer Niederlassungserlaubnis in den USA.

Die Staatenlosigkeit, dessen sich die Familie aber nicht bewusst wird, wird Jermaine Thomas später zum Verhängnis. Er verstösst mehrmals gegen das Gesetz und landet im Gefängnis. Als krimineller Nicht-Amerikaner ist er auf dem Radar der Behörden.

Im Gefängnis landet er auch letzten Winter, nachdem er aus seiner Wohnung geworfen wird. Als er zurückkehrt, wird er wegen Hausfriedensbruchs verhaftet.

Nach Ablauf seiner 30-tägigen Gefängnisstrafe transferieren ihn Beamte der US-Einwanderungsbehörde ICE in ein Migrationszentrum. Schliesslich wird er Ende Mai nach Jamaika geflogen – die Heimat seines Vaters, in der Jermaine Thomas nie war.

Besuch von seinen Bekannten kann der Abgeschobene nicht erwarten. «Es ist, als ob ich ihn für immer verloren hätte», sagt eine verwandte Person zu CNN. «Ich werde nie dorthin gehen, denn möglicherweise werde ich nicht zurückkehren dürfen.»

In Jamaika könnte Thomas nun durch seinen verstorbenen Vater die jamaikanische Staatsbürgerschaft beantragen. Das will er aber nicht, denn «mein Leben, meine Kinder und meine Familie sind in den USA». Er gehöre nicht nach Jamaika.

US-Beamtin: Thomas ist eine «erhebliche Gefahr»

Eine Rückkehr unter Trump scheint jedoch unrealistisch. Zumal die stellvertretende Sekretärin des US-Heimatschutzministeriums, Tricia McLaughlin, Thomas in einer Erklärung als «gewalttätigen, kriminellen illegalen Ausländer aus Jamaika» beschreibt.

Und weiter: Thomas habe «fast zwei Jahrzehnte lang eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit» dargestellt. «Gefährliche kriminelle Ausländer wie Thomas» hätten «keinen Platz in amerikanischen Gemeinden», so McLaughlin.

Laut CNN leidet der Abgeschobene an einer bipolaren schizoaffektiven Störung. In den USA habe er psychiatrische Medikamente eingenommen, die ihm in Jamaika bald ausgehen werden.

Ein Familienmitglied meint, Thomas habe «viele falsche Entscheidungen getroffen». Gewalttätig sei er aber nicht. Er sollte in den USA dafür büssen, statt in ein Land abgeschoben zu werden, aus dem er nicht stammt.

Mit Donald Trump als US-Präsident gibt es vorerst wohl kein Zurück mehr.

Kommentare

User #2567 (nicht angemeldet)

Auf dem Foto sieht man einen bewaffneten Mann mit der Aufschrift "Detention" und voll mit Tattoos. Gut oder böse?

User #5081 (nicht angemeldet)

Sollten Fakenews nicht zensiert werden? Youtube ist da konsequenter.

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