Im Jahr 2003 marschierte das US-Militär im Irak ein. Dies, weil die amerikanische Regierung Massenvernichtungswaffen in den Händen Saddam Husseins vermutete.
Irak
US-Soldaten stehen, während Bulldozer Schutt und Trümmer auf dem Luftwaffenstützpunkt Ain al-Asad in der irakischen Region Anbar beseitigen, Montag, 13. Januar 2020. Der Luftwaffenstützpunkt Ain al-Asad wurde am Mittwoch von einem Sperrfeuer iranischer Raketen getroffen, als Vergeltung für den US-Drohnenangriff, bei dem der oberste iranische Befehlshaber, General Qassem Soleimani, getötet wurde, dessen Tötung Befürchtungen über einen größeren Krieg im Nahen Osten aufkommen ließ. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor 20 Jahren marschierten US-Streitkräfte in den Irak ein.
  • Dies, weil Diktator Saddam Hussein angeblich Massenvernichtungswaffen besass.
  • Bis heute wurden diese allerdings nie gefunden.

Die Hälfte der heutigen irakischen Bevölkerung war noch nicht auf der Welt, als der Irak-Krieg vor 20 Jahren begann.

Wie das Leben unter Saddam Hussein war, kennen sie nur aus Überlieferungen. Denn noch vor ihrer Zeit wurde der Diktator von einer US-geführten internationalen Koalition gestürzt. Bis heute sind die Folgen des US-Einmarsches im Land zu spüren.

Reale Machtverhältnisse ändern sich kaum im Irak

Den USA ist es nicht gelungen, im Irak Stabilität oder gar eine funktionierende Demokratie zu etablieren. Wahlen im Land ändern an den realen Machtverhältnissen nur wenig. Das erinnert an die Lage in Afghanistan: Auch dort strebten die Amerikaner eine politische Umgestaltung an – und scheiterten. Nach dem chaotischen Abzug der Nato-geführten Truppen übernahmen dort die Taliban wieder die Macht.

Auch im Irak ist die Lage trotz langjähriger US-Präsenz alles andere als rosig. Die Menschen sind frustriert über die weit verbreitete Korruption und Misswirtschaft. Obwohl der Irak zu den ölreichsten Ländern der Welt gehört, fällt ständig der Strom aus.

Immer wieder kommt es zu Massenprotesten gegen die Führung und ihre Klientelpolitik. Wohl auch deshalb stellen Iraker eine grosse Gruppe unter den Schutzsuchenden, die in Deutschland Asyl beantragen.

Iran profitierte vom US-Militäreinsatz

Der US-Militäreinsatz änderte das Kräftegleichgewicht im Irak – und der gesamten Region. Nutzniesser war das schiitische Nachbarland Iran, das mit Hilfe von Milizen grossen Einfluss im Irak gewann. Diese Milizen stehen auch im Verdacht, Stellungen der US-geführten Koalition anzugreifen, die sie aus dem Land drängen will.

Schiitische Muslime stellen im Irak die Mehrheit. Seit der US-Invasion dominieren sie – gespaltenen in verschiedene Lager – die Politik. Für viele zuvor privilegierte Sunniten waren die Umbrüche frustrierend. In den Reihen des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) fanden sich auch viele Sunniten, die früher in Saddams Armee gedient hatten.

Als die USA nach dessen Sturz das Militär auflösten, fühlten sich die Soldaten gedemütigt. Der IS nutzte zudem das Chaos nach der US-Invasion aus, um sich im Land auszubreiten.

Erster Abzug im Jahr 2011

Die amerikanischen Truppen waren 2011 zunächst aus dem Irak abgezogen. Sie kehrten aber knapp drei Jahre später wieder zurück, um die örtlichen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den IS zu unterstützen.

Die Terroristen töteten, verschleppten und versklavten im Irak auch Tausende Angehörige der jesidischen Religionsgemeinschaft. Noch immer leben seitdem etliche vertriebene Jesiden in Flüchtlingslagern.

US-Militär schwächte den IS

Das US-Militär habe den IS durch den Einsatz geschwächt. Das betonte kürzlich der Befehlshaber des für die Region zuständigen Kommandos des US-Militärs (Centcom). Die andauernde Truppenpräsenz sei essenziell, um die Sicherheit in der Region und den Schutz der USA zu erhalten.

Trotz der militärischen Niederlage verüben IS-Zellen weiterhin Anschläge in der Region und auch darüber hinaus. Einige Experten fürchten, der IS könne wieder erstarken, sollten die US-Truppen irgendwann aus dem Irak abziehen. Und damit eine noch grössere Flüchtlingsbewegung Richtung Europa auslösen.

Das US-Militär bildet heute vor allem Iraks Armee aus. Rund 2500 amerikanische Soldaten sind noch im Land stationiert. In der amerikanischen Bevölkerung findet der begrenzte Einsatz kaum noch Unterstützer – ist aber auch kein politischer Zankapfel mehr.

Angebliche Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden

Am 20. März 2003 waren US-Truppen in den Irak einmarschiert. Der damalige US-Aussenminister Colin Powell behauptete, Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen, gefunden wurden diese jedoch nie. Hunderttausende Menschen kamen in dem Krieg ums Leben.

«Der US-Militäreinsatz im Irak war in den ersten Jahren von sehr vielen Fehlschlägen gekennzeichnet». Das sagt der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger der Deutschen Presse-Agentur. Die USA hätten die gesellschaftliche Situation sowie den Zustand des Staates völlig fehleingeschätzt.

Dennoch seien nicht alle aktuellen Probleme im Irak auf die Fehler der USA zurückzuführen. Das betont der Wissenschaftler der Universität Wien, der derzeit als Gastprofessor in Erbil ist. Der Irak sei heute ein sichereres Land als noch vor dem US-Einsatz. Schmidinger zufolge ist es auch «gut vorstellbar, dass die US-Truppen hier wesentlich geregelter abziehen werden als aus Afghanistan.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Islamischer StaatSaddam HusseinKorruptionRegierungTalibanKriegStaatSchweizer ArmeeNATO