So hetzte Charlie Kirk (†31) US-Jugend gegen Frauen auf

Rowena Goebel
Rowena Goebel

USA,

Charlie Kirk sollte die amerikanische Jugend für Trumps konservative Politik begeistern – jetzt ist er tot. Sein Vermächtnis: Ein Kampf gegen die moderne Frau.

Charlie Kirk
Charlie Kirk (rechts) war ein Anhänger von Donald Trump. Eines seiner wichtigsten Anliegen: Die Rolle der Frau zu verändern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der konservative US-Podcaster Charlie Kirk ist im Alter von 31 Jahren getötet worden.
  • Er wollte die amerikanische Jugend für Donald Trumps Werte begeistern.
  • Eines seiner grössten Feindbilder: Die moderne Frau.

Das Attentat erschüttert die USA: Der einflussreiche Trump-Aktivist Charlie Kirk ist am Mittwoch im Alter von 31 Jahren erschossen worden.

Kirk wollte besonders junge Menschen für die Positionen der Republikaner gewinnen. Er war bekannt für seine radikalen Thesen und aggressiven Auftritte – ein besonderes Feindbild für ihn: Die moderne Frau.

Ein Blick auf eine Auswahl seiner kontroversesten Aussagen zu Gleichstellung, Abtreibung und Genderrollen.

1. Sogar Kinder sollen nach Vergewaltigung gebären müssen

In einer Debatte wird Kirk gefragt, was wäre, wenn seine zehnjährige Tochter vergewaltigt würde und schwanger wäre.

Seine Antwort: «Die Antwort ist ja, das Baby würde geboren werden.» Darüber berichtete unter anderem der britische «Guardian».

Kirk
Erika und Charlie Kirk haben zwei kleine Kinder, eine dreijährige Tochter und einen einjährigen Sohn. - Instagram/mrserikakirk

Kirk war tatsächlich Vater einer dreijährigen Tochter.

2. Abtreibung ist «schlimmer als der Holocaust»

Der US-Sender «ABC News» zitiert Kirk: «Es ist niemals richtig, die Massenvernichtung oder Tötung von Menschen unter dem Vorwand zu rechtfertigen, sie seien ‹unerwünscht›. So kommt es zu Auschwitz.»

Mit «Massenvernichtung» meint er Abtreibungen. In den USA wurden 2024 rund 1,04 Millionen Abtreibungen durchgeführt. Das entspricht einer Abtreibungsrate von 15,4 Abtreibungen pro 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren.

Bereitet dir das politische Klima in den USA Sorgen?

Diese Zahlen vergleicht er mit einem der schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte: Über 1,1 Millionen Menschen töteten die Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz.

Und Kirk haute noch einen drauf: Als er gefragt wurde, ob er Abtreibung mit dem Holocaust vergleiche, antwortete er: «Es ist schlimmer, es sind 45 Millionen Babys. Es ist fast achtmal schlimmer als der Holocaust.»

Die 45 Millionen, von denen Kirk spricht, dürften sich auf politische – nicht wissenschaftliche – Schätzungen von Abtreibungsgegnern berufen.

Sie gehen davon aus, dass seit der Einführung des Abtreibungsgesetzes Roe v. Wade 1973 45 Millionen Abtreibungen stattgefunden haben.

3. Eine Abtreibung kann Frauen «nie» vor dem Tod retten

Ein virales Video zeigt Kirk bei einer Diskussion mit dem Publikum. Ein junger Mann argumentiert: ist das Leben einer Frau durch die Schwangerschaft gefährdet, sollte eine Abtreibung erlaubt sein.

Kirk unterbricht ihn: «Das passiert nie.»

Josseli Barnica Abtreibungsverbot
Josselin Barnica starb 2021 wegen des in Texas geltenden Abtreibungsverbots nach der sechsten Schwangerschaftswoche. - Pro Publica

Das ist eine Lüge. Laut allgemeiner medizinischer Lehrmeinung gibt es mehrere Komplikationen, bei der eine Schwangerschaft abgebrochen werden muss, um die Mutter zu retten.

Beispiele sind Eileiterschwangerschaften, Schwangerschaftsvergiftungen oder Herzkreislauferkrankungen der Mutter.

In den USA gibt es bereits mehrere Beispiele, in denen strenge Abtreibungsgesetze Frauen das Leben gekostet haben. In Texas etwa starb 2021 eine 28-Jährige, weil eine lebensnotwendige Abtreibung stundenlang herausgezögert wurde.

4. «Unterwirf dich deinem Ehemann»

In seiner «Charlie Kirk Show», sprach der Podcaster über die Verlobung von US-Megastar Taylor Swift und Travis Kelce.

Taylor Swift
Als eine der mächtigsten Frauen der USA ist Taylor Swift (hier mit ihrem Verlobten Travis Kelce) Konservativen wie Donald Trump ein Dorn im Auge. - keystone

Sein Kommentar dazu: «Lehne den Feminismus ab. Unterwirf dich deinem Ehemann, Taylor. Du hast nicht das Sagen.»

5. Frauen sollen nur studieren, um einen Mann zu finden

In einem weiteren viralen Video einer Fragerunde in Dallas bittet eine 14-Jährige Kirk um Rat: Sie interessiere sich für ein Studium in politischem Journalismus. Was seien die Pros und Contras?

Zunächst bittet Kirk alle Schülerinnen im Publikum, ihre Hand hochzustrecken, wenn Heiraten und Kinderkriegen für sie oberste Priorität seien. Viele Hände gehen hoch.

Charlie Kirk
In dieser Fragerunde erklärt Kirk Schülerinnen, sie gingen eh nur Studieren, um einen Mann zu finden. - Turning Point USA

Dann sagt er: «Interessanterweise gibt es meiner Meinung nach gute Gründe dafür, den ‹M-R-S-Abschluss› wieder einzuführen.»

Das «M-R-S-Degree» (Deutsch: «Ehefrauen-Abschluss») ist ein abwertender Ausdruck für Frauen, die angeblich nur studieren, um einen Ehemann zu finden.

Was hältst du von den Geschlechter-Rollenbildern, die Charlie Kirk hatte?

Kirk weiter: «Und seid euch darüber im Klaren, dass ihr deshalb aufs College geht, oder? Belügt euch nicht selbst mit Aussagen wie: ‹Ach, ich gehe aufs College, ich studiere Soziologie.›»

In Wirklichkeit nur zu studieren, um einen Ehemann zu finden, sei «ein wirklich guter Grund, aufs College zu gehen».

6. Frauen Anfang 30 haben ihre beste Zeit hinter sich

In einer anderen Fragerunde seiner Organisation «Turning Point USA» behauptet er, viele Frauen über 30 würden keinen Partner finden.

Aber das sei einfach, weil sie nicht mehr in ihrer Blütezeit seien, so Kirk. «Die Leute werden sauer, wenn ich das sage. Es ist halt einfach wahr», meint er.

charlie kirk
Charlie Kirk wurde angeschossen. - keystone

«Du bist Anfang 30, sorry, du bist nicht mehr so attraktiv in der Dating-Welt wie Anfang 20.»

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup sind es aber in den USA nicht hauptsächlich die Frauen, die einsam sind. Sondern die Männer.

Die Studie aus diesem Jahr zeigte, dass junge US-Amerikaner zu den einsamsten jungen Männern im Westen gehören.

7. Verhütung macht junge Frauen «verbittert» und liberal

In einer anderen Fragerunde wird Kirk gefragt, warum Frauen in den USA seltener konservativ eingestellt sind als Männer.

Als einen Grund sehe er Abtreibungen, meint er darauf. Zudem habe die Kultur Frauen eingetrichtert, dass Männer «immer das Problem sind».

Und weiter: «Viele von ihnen nehmen auch Verhütungsmittel. Und Verhütungsmittel bringen übrigens das weibliche Gehirn wirklich durcheinander.»

Abtreibung USA
US-Amerikanerinnen protestieren gegen verschärfte Abtreibungsgesetze. In den USA sind Frauen generell liberaler als Männer. (Archivbild) - keystone

Sie würden Depressionen, Angstzustände und Selbstmordgedanken verstärken. Und sie «schaffen sehr wütende und verbitterte junge Frauen. Diese Verbitterung manifestiert sich dann in einer politischen Partei, die die Partei der Verbitterten ist.»

Damit meint er die Demokraten.

Es ist wahr, dass hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille Auswirkungen auf die Psyche haben können. Zwei dänische Studien zeigen, dass das Depressionsrisiko besonders in den ersten zwei Jahre der Einnahme erhöht ist.

Bist du in den letzten Jahren linker oder rechter geworden?

Dass Frauen wegen Verhütungsmitteln liberaler werden, ist hingegen eine haltlose Behauptung.

Die Gründe für die Entwicklung sind vielfältig und werden in der Wissenschaft heiss diskutiert. Doch Verhütungsmittel spielen dabei keine Rolle.

Mutmasslicher Kirk-Schütze gefasst

Kirk stammte aus der Nähe von Chicago und galt als Sprachrohr der Trump-nahen Jugendbewegung. Ein Studium schloss er nie ab. Stattdessen wurde er früh durch medienwirksame Auftritte bekannt – unter anderem bei Fox News.

Nur wenige verfügten über eine so starke Online-Präsenz wie Charlie Kirk. Auf X folgten ihm über fünf Millionen Menschen, auf Tiktok über sieben Millionen.

Kirk-Attentat
Beim Tatverdächtigen soll es sich um den 22-jährigen Tyler Robinson aus Utah handeln. - FBI

Mit seinem Podcast «The Charlie Kirk Show» erreichte er täglich Millionen von Hörern und verbreitete regelmässig rechte bis extremistische Thesen.

Am Mittwoch wurde er bei einer Veranstaltung an der Utah Valley University erschossen. Heute Freitag wurde bekannt, dass ein Tatverdächtiger verhaftet wurde.

Wie die «New York Post» schreibt, soll es sich beim tatverdächtigen Festgenommenen um den 22-jährigen Tyler Robinson aus Utah handeln.

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