Am Freitag hat der oberste US-Gerichtshof das Abtreibungsrecht gekippt. Experten erklären. Ein Grund sind Trumps Konservative – aber auch Christen.
Abtreibung USA
Die Abtreibungsrechtlerin Eleanor Wells wischt sich während einer Demonstration in Los Angeles die Tränen ab. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag hatte das oberste Gericht der USA das Recht auf Abtreibung gekippt.
  • Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Amerikaner Abtreibungen legal halten will.
  • US-Experten erklären, wie es trotzdem zum Urteil kommen konnte.
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In Amerika hat das oberste Gericht das Recht auf Abtreibung gekippt. So entschieden hat der Supreme Court am Freitag. Damit ist es nun den einzelnen Bundesstaaten freigestellt, Abtreibungen zu erlauben, sie einzuschränken oder gänzlich zu verbieten.

Neun konservativ dominierte Bundesstaaten verhängten daraufhin umgehend Abtreibungsverbote. Sechs weitere sollen bald folgen. Das Urteil hat die Menschen in US-Bundesstaaten zu Zehntausenden auf die Strassen getrieben.

Denn: «Umfragen zeigen deutlich, dass die Mehrheit der Amerikaner für die Ermöglichung von Abtreibungen ist.» Das erklärt US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin auf Anfrage von Nau.ch.

Thomas Greven
Thomas Greven ist Privatdozent am John-F.-Kennedy-Institut in Berlin. - zVg

Wie konnte es also überhaupt so weit kommen?

Die Abtreibungsregeln in den USA basierten bis dato auf dem Urteil «Roe vs. Wade» aus dem Jahre 1973. Dieses erklärte die Abtreibung grundsätzlich als legal. Nachdem dieses Urteil gesprochen worden war, fand eine gewaltige Mobilisierung der Abtreibungsgegner statt.

Konservative und Abtreibungsgegner taten sich zusammen

USA-Experte Josef Braml präzisiert. Die Liberalisierung des Abtreibungsrechts könne man als Geburtsstunde der politischen Bewegung der Christlich Rechten und Konservativen bezeichnen.

abtreibungsverbot
Tausende von Demonstranten versammelten sich etwa in Georgia vor dem Regierungsgebäude, um für das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren.
Supreme Court Abortion California
Das gleiche Bild in Kalifornien: Befürworter von Abtreibungsrechten marschieren während einer Demonstration in West Hollywood, Kalifornien, eine Strasse entlang.
Supreme Court Abortion California
Auch in San Diego gingen Tausende Menschen auf die Strassen, nachdem der oberste Gerichtshof das Recht auf Abtreibung gekippt hatte.
Abortion rights activists rally at San Francisco City Hall
Auch in San Francisco wurde demonstriert.

Seither hätten sich Abtreibungsgegner, katholische Interessensgruppen und Aktivisten gegen die Schwulenbewegung zusammengetan. «Sie sahen die traditionellen Werte als gefährdet an. Sie engagieren sich seither im Sinne einer ‹moralischen Mehrheit› verstärkt für die Republikaner», so Braml.

In den weiteren Jahrzehnten habe die republikanische Partei zusätzlich Aufwind erhalten. Dieser Aufstieg gipfelte mit Donald Trump in der Position als US-Präsident. «Trump hielt sein Versprechen. Er nominierte drei Richter an das Oberste Gericht, die den Ausschlag für die Aufhebung des Rechts auf Abtreibung gaben.»

USA Trump
Josef Braml ist Autor des Blogs «Der USA-Experte». - Twitter

Ab 1973 durften in den USA Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Kindes vorgenommen werden. Damals lag dies bei der 26. Schwangerschaftswochen, heute zwischen Woche 22 und 24.

Befürworten Sie das Recht auf Abtreibung?

In der Schweiz besteht ein Recht auf Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. Zu einem späteren Zeitpunkt kann in der Schweiz nur bei Vorliegen von medizinischen oder psychischen Gründen abgetrieben werden.

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