Der Schütze der Bluttat in einem kalifornischen Tanzlokal ist tot. Wie nun bekannt wird, lernte er dort einst seine Frau kennen. Das Motiv ist weiterhin unklar.
Die Leiche des mutmasslichen Todesschützen wird vom Gerichtsmediziner des Bezirks Los Angeles aus einem Lieferwagen in Torrance, Kalifornien, geholt. Foto: Damian Dovarganes/AP/dpa
Die Leiche des mutmasslichen Todesschützen wird vom Gerichtsmediziner des Bezirks Los Angeles aus einem Lieferwagen in Torrance, Kalifornien, geholt. Foto: Damian Dovarganes/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Damian Dovarganes
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schütze des Massakers in Kaliforniern war im Tat-Lokal offenbar einst Stammgast.
  • Quellen zufolge lernte er dort sogar seine Ex-Frau kennen, mit der er regelmässig tanzte.
  • Die grausame Bluttat forderte zehn Todesopfer und mindestens ebensoviele Verletzte.

Am Tag nach der grausamen Bluttat in einem Tanzlokal im US-Bundesstaat Kalifornien gibt es Gewissheit: Der mutmassliche Täter ist tot.

Kalifornien
Am Samstag fahndte die kalifornische Polizei noch vor dem Schützen – nun ist Huu Can Tran tot aufgefunden worden - Los Angeles County Sheriff's Department

Die Polizei fand den 72-Jährigen namens Huu Can Tran am Sonntagnachmittag nach stundenlanger Suche leblos in seinem Lieferwagen, wie Sheriff Robert Luna bei einer Pressekonferenz mitteilte.

Er habe sich mit einer Waffe das Leben genommen, als eine Sondereinheit der Polizei seinen Wagen umstellte. Weitere Verdächtige gebe es nicht.

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, der 72-Jährige habe möglicherweise versucht, sich kurz vor seinem Suizid in einem Krankenhaus medizinische Hilfe zu holen. Er sei in die Notaufnahme gekommen, um eine Behandlung für Verletzungen zu erhalten, die von einem Kampf stammten.

Täter verliess Spital ohne Behandlung

Der Mann wartete einige Zeit und verliess dann das Spital, ohne behandelt zu werden, sagten die Quellen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber nicht.

Der mutmassliche Schütze war einst während Jahren ein regelmässiger Gast des Tanzlokals. Dort gab er selbst Tanzunterricht und traf regelmässig seine Ex-Frau, wie Informanten gegenüber CNN sagen. Kennengelernt habe Tran seine Frau in eben diesem Tanzlokal vor rund 20 Jahren.

Damals habe er sie beim Tanzen gesehen und ihr kostenlosen Unterricht angeboten. Nur wenig später hätten die beiden geheiratet, wie die Ex-Frau in einem anonymen Interview verrät.

Mutmasslicher Täter hatte cholerische Ader

Gewalttätig soll Tran nie gewesen sein, lediglich schnell wütend geworden sei er hin und wieder. Wenn sie etwa einen Stepptanz verpasste, habe er sich gekränkt gefühlt und sei sehr aufgewühlt gewesen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre habe Tran das Interesse an ihr verloren – so ihr Eindruck. 2005 reichte der mutmassliche Täter schliesslich die Scheidung ein.

Die Tat hatte sich am Samstagabend am Rande einer Feier zum chinesischen Neujahrsfest in Monterey Park ereignet, einer östlichen Vorstadt der Pazifikmetropole Los Angeles, wo viele Menschen asiatischer Herkunft leben. Der Täter eröffnete das Feuer auf Feiernde: Mindestens zehn Menschen, fünf Männer und fünf Frauen, starben. Zehn weitere wurden mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Nach Polizeiangaben war der Täter gegen 22.22 Uhr (Ortszeit) in das Lokal eingedrungen und hatte mit einer Waffe um sich geschossen. «Als die Beamten am Tatort eintrafen, sahen sie, wie zahlreiche Personen, Besucher des Lokals, schreiend aus dem Lokal strömten», schilderte Andrew Meyer vom Sheriffs-Büro des Los Angeles County. Der Täter flüchtete. Die Polizei riegelte die Gegend rund um den Club ab.

Bluttat Kalifornien
Laut der Polizei ist das Motiv des mutmasslichen Todesschützen von Monterey Park noch unklar. - Keystone

Der Besitzer eines Restaurants in der Nähe des Tatorts berichtete der «Los Angeles Times», drei Menschen seien in sein Lokal gerannt und hätten ihn gebeten, die Tür zu verriegeln. Sie sagten demnach, der Schütze trage so viel Munition bei sich, dass er immer wieder nachladen könne. Monterey Park hat etwa 60'000 Einwohnern und liegt etwa 13 Kilometer von der Innenstadt von Los Angeles entfernt.

«Es hätte noch viel schlimmer kommen können»

Die Polizei bestätigte am Sonntag, dass der Täter etwa 20 Minuten nach der Bluttat in einem weiteren Lokal in der benachbarten Stadt Alhambra aufgetaucht sei. Zwei Besuchern sei es gelungen, ihm seine Waffe abzunehmen. «Sie haben Leben gerettet. Es hätte noch viel schlimmer kommen können», sagte Sheriff Luna.

Die Suche nach dem Flüchtigen dauerte bis zum Sonntagnachmittag (Ortszeit) an. Mithilfe gepanzerter Fahrzeuge umstellten Spezialkräfte den Lieferwagen des Mannes auf einem Parkplatz rund 40 Kilometer entfernt vom Tatort, wie auf Luftaufnahmen im US-Fernsehen zu sehen war. Zunächst sei nicht klar gewesen, ob von dem Mann noch eine Gefahr ausgehe, sagte Sheriff Luna.

USA neujahr
Die Bluttat in Kalifornien ereignete sich an Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr. - Keystone

In Montery Park hatte am Wochenende anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes ein grosses Festival stattgefunden. Es sollte eigentlich bis zum Sonntag dauern, wurde nach den schrecklichen Ereignissen am Samstag aber abgebrochen. Nur wenige Stunden vor der Tat hatten die Menschen auf den Strassen noch friedlich zusammen gefeiert.

Keine Angaben zum Motiv des Täters

«Es bricht mir das Herz, zu hören, dass wir zehn Menschenleben verloren haben – kurz nach einer so schönen Veranstaltung, an der viele von uns hier gestern teilgenommen haben», sagte Bezirksleiterin Hilda Solis. Der Tag habe eine wichtige Bedeutung für die Community. US-Präsident Joe Biden ordnete eine viertägige Trauerbeflaggung an.

Zum Motiv des mutmasslichen Täters, selbst asiatischer Herkunft, konnten die Ermittler zunächst keine Angaben machen. Alle verfügbaren kriminellen oder psychischen Gesundheitsvorgeschichten würden bei der Ermittlung berücksichtigt, so die Behörden. Ausserdem sei ein Durchsuchungsbefehl erlassen worden, um weitere Details zu finden.

Tatwaffe war laut Polizei eine halbautomatische 9-mm Cobray M11.

Bluttat Kalifornien
Trauernde legen Blumen in Gedenken an die zehn Opfer nieder. - Keystone

Die USA haben seit langem mit einem gigantischen Ausmass an Waffengewalt zu kämpfen. Tödliche Angriffe dieser Grössenordnung gehören in den USA zur traurigen Normalität. Die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive registrierte allein seit Anfang dieses Jahres 36 Angriffe mit Schusswaffen mit vier oder mehr Opfern.

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