UN-Bericht prangert Menschenrechtsverletzungen in Chile an
Ein Bericht der Uno prangert Menschenrechtsverletzungen bei den regierungskritischen Protesten in Chile an.

Das Wichtigste in Kürze
- Chiles Sicherheitskräfte haben Demonstranten bei den Protesten ungerechtfertigt verletzt.
- So lauten Einschätzungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte.
Die chilenischen Sicherheitskräfte haben bei der regierungskritischen Protestwelle der letzen Monate friedliche Demonstranten ungerechtfertigt verletzt, gefoltert, vergewaltigt, misshandelt und getötet. So lauten die Einschätzung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte.
«Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass seit dem 18. Oktober zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begangen wurden», heisst es in einem am Freitag in Genf veröffentlichten Bericht des Hochkommissariats. Er stützt sich unter anderem auf fast 300 Interviews mit Opfern und Polizisten.
26 Todesopfer bei Protesten
Polizisten und Militärs seien direkt verantwortlich für die kriminelle Tötung von mindestens vier Menschen. Insgesamt wurden 26 Todesopfer während den Protesten in Oktober und November verzeichnet.

Die Protestwelle begann mit Kundgebungen gegen eine Erhöhung der U-Bahn-Preise. Schnell ging es aber um soziale und andere Missstände im Land. Erst nachdem sich die Parteien Mitte November auf eine tiefgreifende Verfassungsreform einigten, legte sich der Protest.
Laut UN-Bericht hat die Polizei nicht zwischen friedlichen und gewalttätigen Demonstranten unterschieden. Ausserdem hat sie einen unangemessenen Gebrauch von Tränengaswerfern und Gummigeschossen gemacht. Über 50 der mehr als 4000 Verletzten erlitten Schusswunden, 1554 wurden von Pellet-Munition getroffen.
Viele Festnahmen ungerechtfertigt
Rund 350 Menschen erlitten Augenverletzungen, was nach Angaben des UN-Berichts auf einen unangebrachten Gebrauch von Gummigeschossen und Tränengaswerfern hinweise.

Von den über 28'000 Festnahmen seien ebenfalls viele ungerechtfertigt gewesen, hiess es. Neben Plünderern und gewalttätigen Demonstranten seien auch viele Menschen festgenommen worden, die ihr Demonstrationsrecht ausübten oder sich nur in der Umgebung befanden.
Die chilenische Regierung erklärte am Freitag, sie nehme die Empfehlungen des UN-Berichts zur Kenntnis. Sie beanstandete jedoch, dass Menschenrechtsverletzungen angeprangert würden, bevor die laufenden Ermittlungen der chilenischen Justiz abgeschlossen worden seien. UN-Hochkommissarin für Menschenrechte ist die chilenische Ex-Präsidentin Michelle Bachelet.