Nach der umstrittenen Entscheidung zum Abtreibungsrecht in den USA hat der Supreme Court nun Bidens Klimapolitik ins Visier genommen.
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Der Supreme Court bremst die Klimapolitik von Joe Biden aus. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der oberste Gerichtshof der USA bremst Joe Bidens Klimapolitik aus.
  • Die Epa überschreitet mit ihren Regeln zu Treibhausgasemissionen ihre Befugnisse.
  • Das ist nach der Abschaffung des Rechts auf Abtreibung erneut ein umstrittener Entscheid.

Der Supreme Court urteilte in Washington, dass weitreichende Regeln zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen die Befugnisse der US-Umweltbehörde Epa überschreiten. Hintergrund ist eine Klage der Kohlelobby. Für die USA dürfte es nach der aktuellen Entscheidung sehr schwer werden, ihre Klimaziele zu erreichen. Selbst die Vereinten Nationen bewerteten das Urteil als «Rückschlag in unserem Kampf gegen den Klimawandel».

Biden nennt Entscheidung des Supreme Court «verheerend»

Schon vor rund einer Woche hatte das Gericht mit seiner konservativen Mehrheit ein politisches Erdbeben ausgelöst: Das Recht auf Abtreibung wurde gekippt. Die Entscheidung zur Klimapolitik nannte Biden nun ebenfalls «verheerend». Sie werde das Land zurückwerfen.

Das Gericht stelle sich auf die Seite von Sonderinteressen, so der US-Präsident. Man werde die Gefahr für die öffentliche Gesundheit und die existenzielle Bedrohung, die die Klimakrise darstellt, nicht ignorieren. Er kündigte an Gesetze zu verabschieden, die dem Handlungsdruck infolge der dramatischen Erderwärmung gerecht würden.

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Die aktuellen Richter des Supreme Court - Keystone

Der entschiedene Fall begann als Streit darüber, inwieweit die Epa befugt ist, Kraftwerke dazu zu zwingen, ihre Umweltverschmutzung zu reduzieren. Mittlerweile geht es aber vielmehr darum, wie viel Macht Bundesbehörden haben sollen die der Regierung unterstehen. Bislang konnte Biden versuchen, über solche Bundesbehörden die Umweltverschmutzung zu regulieren. Das wird nun erschwert.

Biden hatte als eine seiner ersten Amtshandlungen die Rückkehr der Vereinigten Staaten ins internationale Klimaabkommen verfügt. Demnach sollen die USA bis 2035 Strom ohne Kohlendioxid-Ausstoss erzeugen und spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto Null drücken. Er kündigte ausserdem an, bis 2030 den Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen im Vergleich zu 2005 mindestens halbieren zu wollen. Die Umsetzung dieser Ziele ist jedoch ein Problem.

Klimapaket liegt derzeit auf Eis

Der US-Kongress hat sich bisher wenig dem Thema Klimawandel befasst und die Befugnisse an Behörden mit Spezialwissen delegiert. Bidens grosses Sozial- und Klimapaket wurde ausserdem im Senat blockiert und liegt auf Eis. Die in dem Paket vorgesehenen Massnahmen sollten den Ausstoss der Treibhausgase stark reduzieren. Ebenso sollen sie den USA helfen, die Ziele des 2015 verabschiedeten Pariser Abkommens zu erfüllen.

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John Roberts, ein Richter des Supreme Court - Keystone

Die Auflagen zur Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstosses so zu verschärfen, dass in der Folge weniger Kohle verbrannt werde, könne zwar eine vernünftige Lösung sein. Das hiess es in der vom konservativen Richter John Roberts verfassten Urteilsbegründung. Aber es sei nicht plausibel, dass der Kongress der Umweltbehörde eine solche Befugnis erteilt habe.

«Eine Entscheidung von solcher Tragweite und Konsequenz obliegt dem Kongress selbst. Oder einer Behörde, die auf der Grundlage einer klaren Anweisung dieses repräsentativen Organs handelt.»

Die drei als liberal geltenden Richterinnen und Richter stimmten gegen die konservative Mehrheit. «Das Gericht ernennt sich selbst - und nicht den Kongress oder die zuständige Behörde - zum Entscheidungsträger in der Klimapolitik. Ich kann mir nicht viele Dinge vorstellen, die angsteinflössender sind», schrieb Richterin Elena Kagan.

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