Der superreiche und gut vernetzte US-Geschäftsmann Epstein sass wegen Missbrauchsvorwürfen in Haft - dann nahm er sich in seiner Zelle das Leben. Details zum Verhalten der Wärter, die ihn eigentlich beaufsichtigen sollten, werfen neue Fragen auf.
Stacheldraht am Metropolitan Correctional Center in Lower Manhattan. Foto: Emily Michot/TNS via ZUMA Wire
Stacheldraht am Metropolitan Correctional Center in Lower Manhattan. Foto: Emily Michot/TNS via ZUMA Wire - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die beiden Wärter, die den Milliardär Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle in seiner Todesnacht beaufsichtigen sollten, schliefen laut einem Medienbericht während der Arbeit.

Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten in der Gefängniseinheit Epsteins eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert, berichtete die «New York Times» am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Ermittlungs- und Gefängnisbeamte.

Epstein nahm sich mutmasslich in dieser Zeit das Leben. Er wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am vergangenen Samstagmorgen gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt. Die Wärter stünden ausserdem unter Verdacht, ihren Arbeitsbericht gefälscht zu haben, um ihr fatales Versäumnis zu verschleiern, heisst es in der US-Zeitung. Demnach sollen beide Wärter, ein Mann und eine Frau, in der Zeit im Gefängnis Überstunden wegen Personalknappheit gemacht haben.

Beide sind nach Angaben des US-Justizministeriums mittlerweile beurlaubt, auch der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Minister William Barr versetzt. Barr hatte «schwere Unregelmässigkeiten» in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen.

Zu den Ungereimtheiten im Umgang mit dem Inhaftierten gehört, dass für den schwerreichen Ex-Investmentbanker nur kurz eine besondere Beobachtung angeordnet wurde - obwohl er offenbar schon im Juli nach der Ablehnung seines Antrags auf Kautionsfreilassung einen Suizidversuch unternommen hatte und Wiederholungsgefahr bestand.

Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Epstein sass in einer Haftanstalt in Manhattan ein, wo er bis zum Beginn seines Prozesses bleiben sollte. Den Prozessauftakt hatte das Gericht vorläufig auf Anfang Juni 2020 festgelegt. Der Geschäftsmann wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklageschrift baute Epstein zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring auf.

Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Grossbritannien. US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte.

Trump spielte derweil eine Twitter-Nachricht mit einer Verschwörungstheorie herunter, die er weiterverbreitet hatte. Am Samstag hatte er den Beitrag eines Kommentators retweetet, die Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückt. Am Dienstag sagte Trump dazu vor Journalisten, es habe sich um den Tweet eines «hoch angesehenen konservativen Experten» gehandelt - «das war nicht von mir, das war von ihm», fügte er hinzu. Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass die Clintons in den Tod von Epstein involviert seien, sagte Trump: «Ich habe keine Ahnung.»

Die US-Bundespolizei FBI untersuchte unterdessen Medienberichten zufolge Epsteins Anwesen auf den Amerikanischen Jungferninseln. Der «Miami Herald» berichtete, es sei die erste Durchsuchung auf dessen Privatinsel Little St. James gewesen.

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