Nach Epstein-Artikel: US-Zeitung darf nicht auf Trump-Reise
Wegen eines kritischen Artikels über Trump und Epstein darf das «Wall Street Journal» nicht mit auf Präsidentenreise – der Ausschluss sorgt für heftige Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Weisse Haus schliesst das «Wall Street Journal» von Trumps Schottlandreise aus.
- Die Zeitung schrieb über ein angebliches Glückwunschschreiben Trumps an Epstein.
- Die Journalistenvereinigung warnt vor politisch motivierter Vergeltung.
Nach einem Bericht über Donald Trump und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein schliesst das Weisse Haus das «Wall Street Journal» (WSJ) von der Präsidentenreise nach Schottland aus. Die US-Zeitung soll von einer entsprechenden Liste der begleitenden Reporter gestrichen werden. Die Journalistenorganisation der Weissen-Haus-Berichterstatter WHCA forderte, der Zeitung den Platz im Regierungsflieger Air Force One zurückzugeben. Trump fliegt am Freitag nach Schottland.
Trump-Sprecherin Karoline Leavitt teilte zu den Gründen des drastischen Schrittes mit: «Aufgrund des falschen und verleumderischen Verhaltens des »Wall Street Journals«, wird es nicht Teil der 13 Medien sein, die an Bord sind.» Zuerst hatte «Politico» über den Ausschluss berichtet.
Das WSJ hatte vor Tagen einen Artikel über Trump und Epstein veröffentlicht – dagegen wehrt sich der US-Präsident mit einer Milliardenklage. Epstein, der über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht hatte, beging 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle nach offiziellen Angaben Suizid.
Von der White House Correspondents' Association (WHCA) hiess es zum Ausschluss des «Wall Street Journals»: «Dieser Versuch des Weissen Hauses, ein Medium zu bestrafen, dessen Berichterstattung ihm nicht gefällt, ist zutiefst beunruhigend». Und: «Vergeltung der Regierung gegen Medien aufgrund des Inhalts ihrer Berichterstattung sollte alle beunruhigen, die Wert auf freie Meinungsäusserung und unabhängige Medien legen.»
Trump unter grossem Druck
Der US-Präsident steht wegen der Epstein-Affäre unter grossem Druck. Die US-Zeitung hatte von einem angeblichen Glückwunschschreiben an Epstein zu dessen 50. Geburtstag im Jahr 2003 berichtet, das den Namen Trumps tragen soll. Die Zeitung stellt so eine weitere Verbindung zwischen den beiden her.
In dem Brief mit schlüpfrigem Inhalt sollen mit einem Marker die Umrisse eines Frauenkörpers mit Brüsten gezeichnet worden sein – die Zeitung beruft sich auf Einblick in Dokumente. Veröffentlicht wurde der Brief selbst bislang nicht. Trump bestreitet, Urheber gewesen zu sein. Er überzog nur einen Tag danach die Zeitung und Medienmodul Rupert Murdoch, zu dessen Portfolio das WSJ zählt, mit einer Klage und fordert Milliarden.
Trumps Versprechen
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die Epstein-Akten zu öffnen. Weil er dies bislang nicht tat, wuchs der Druck auch aus dem eigenen Lager. Kurz nach dem Erscheinen des WSJ-Berichts machte Trump dann plötzlich bekannt, dass er einige Unterlagen offenlegen lassen wolle. Es ist aber nicht die Veröffentlichung aller Ermittlungserkenntnisse zu Epstein, die von einigen Trump-Anhängern gefordert wird.

Epstein war im Jahr 2019 verhaftet und dann angeklagt worden. In Teilen der US-Gesellschaft sorgte Epsteins Tod für wilde Spekulationen, weil er beste Kontakte in die amerikanische High Society hatte. Prominente und Milliardäre gingen bei ihm ein und aus – auch Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen.
Erschwerter Zugang für Journalisten
Es ist nicht das erste Mal, dass das Weisse Haus unter der Trump-Regierung Journalisten Zugang verwehrt oder erschwert. Bekannt wurde vor Monaten der Fall der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press, die etwa von Mitflügen in Trumps Präsidentenmaschine Air Force One ausgeschlossen wurde. Hintergrund des Streits damals: AP übernahm nicht die von Trump verfügte Neubezeichnung für den Golf von Mexiko – «Golf von Amerika». Der Fall beschäftigt inzwischen Richter.