Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti am Samstag warten viele abgelegene Gemeinden immer noch auf Hilfsgüter. Inzwischen wurden fast 2000 Tote gemeldet.
Erdbeben Haiti
Helfer stehen nach dem Erdbeben in Haiti vor den Trümmern. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Erdbeben der Stärke 7,2 in Haiti wurden inzwischen fast 2000 Tote gemeldet.
  • Viele Länder haben bereits humanitäre Hilfe zugesagt, darunter auch die Schweiz.
  • Die Verteilung der Hilfsgüter in abgelegenere Gemeinden bereitet jedoch Probleme.

Vier Tage nach dem Erdbeben in Haiti mit mehr als 1900 Todesopfern warten viele Überlebende immer noch auf Unterstützung. «Es gibt ein ernstes Problem bei der Verteilung der Hilfe», schrieb die Journalistin Nancy Roc am Mittwoch auf Twitter. Bisher komme diese nur in den zwei grössten Städten des betroffenen Gebiets - Les Cayes und Jérémie - an.

Die anderen Gemeinden würden vernachlässigt, Hilferufe an die nationalen Behörden blieben unbeantwortet, berichtete die Zeitung «Le Nouvelliste». Es fehlte nach Berichten in sozialen Medien vielerorts weiter am nötigsten – an Lebensmitteln und Medikamenten, aber auch an Zelten.

Fast 2000 Todesopfer bisher gemeldet

Die Zahl der bestätigten Todesopfer hatte sich gemäss Haitis Zivilschutzbehörde am Dienstag um mehr als 500 auf 1941 erhöht. Mehr als 9900 Menschen seien verletzt worden, gut 37'000 Häuser zerstört, fast 47'000 Gebäude beschädigt.

Nach Unicef-Angaben waren 1,2 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen. Es werden noch zahlreiche Opfer unter den Trümmern vermutet. Immerhin: Am Dienstag wurden 16 Menschen lebend geborgen.

Haiti
Ein Feuerwehrmann sucht zwischen den Trümmern eines von einem Erdbeben zerstörten Hauses nach Überlebenden. Das Erdbeben der Stärke 7,2 hat Haiti am 14.08.2021 erschüttert. - sda - Keystone/AP/Joseph Odelyn

Das Beben der Stärke 7,2 hatte sich am Samstagmorgen nahe der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud östlich von Les Cayes ereignet. Es traf ein Land, in dem viele Menschen in bitterer Armut leben und das für Naturkatastrophen anfällig ist.

Die Erdbebenregion war schon im Jahr 2016 von Hurrikan «Matthew» verwüstet worden - mehr als 500 Menschen starben. Bei einem Erdbeben der Stärke 7,0 im Januar 2010 waren mehr als 220'000 Menschen gestorben. Der Wiederaufbau litt stark unter Korruption und Verschwendung.

Verzögerungen wegen Tropensturm «Grace»

Der Chef des Zivilschutzes, Jerry Chandler, räumte im Radiosender Magik9 Verzögerungen bei der Verteilung von Hilfsgütern ein. Die Organisation sei durch den Durchzug des Tropensturms «Grace» in der Nacht zum Dienstag zusätzlich erschwert worden. Dieser hatte mancherorts Überschwemmungen verursacht und zahlreichen Menschen zugesetzt, die im Freien schliefen.

Haitis ohnehin stark unterfinanziertes Gesundheitssystem ist durch die sich zuletzt verschlimmernde Corona-Pandemie überstrapaziert. Hinzu kommt eine tiefe politische Krise nach der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse durch eine Kommandotruppe am 7. Juli.

Strasse von Banden blockiert

Kämpfe zwischen Banden legen Teile der Hauptstadt Port-au-Prince immer wieder lahm. Sie trieben im Juni nach UN-Zahlen rund 15'000 Menschen in die Flucht.

Banden kontrollieren auch die Hauptstrasse in den Süden des Landes und blockieren sie. Die Regierung und UN-Vertreter hätten ausgehandelt, dass zwei Hilfskonvois die Strasse befahren dürften. Dies teilte die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Dienstag mit. Am Mittwoch meldete der Zivilschutz, ein Konvoi von acht Lastwagen bringe Lebensmittel, Wasser und andere wichtige Güter in das Erdbebengebiet.

Die Vereinten Nationen (UN) sagten acht Millionen US-Dollar Nothilfe zu, die Europäische Union (EU) drei Millionen Euro. Die Schweiz sprach Hilfsgüter im Wert von insgesamt circa einer Million Franken.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Europäische UnionLebensmittelZivilschutzKorruptionRegierungHurrikanFrankenTwitterUnicefWasserPrinceDollarCoronavirusArmutEuroErdbeben