Leichnam: Empörung nach Live-Autopsie gegen Bezahlung in US-Hotel
In den USA wurde ein Leichnam vor rund 70 zahlenden Zuschauenden seziert. Die Angehörigen des Toten sollen nichts von dem Event gewusst haben.

Das Wichtigste in Kürze
- In einem Hotel in Oregon wurde ein Leichnam vor Zuschauern seziert.
- Diese zahlten dafür 500 Dollar Eintritt.
- Die Angehörigen waren jedoch nicht über die kommerzielle Verwendung der Leiche informiert.
Ohne Wissen und Zustimmung der Angehörigen ist in den USA ein Leichnam vor zahlendem Publikum seziert worden. Die Familie war über den kommerziellen Hintergrund nicht informiert.
Viele empörte Reaktionen folgten. Der Organisator der Live-Autopsie gegen Eintritt nahm am Mittwoch (Ortszeit) Stellung dazu. Er beschrieb den Event als «Lehrveranstaltung für Leute, die mehr über die menschliche Anatomie erfahren» wollten.
Rund 70 Zuschauer zahlten für Veranstaltung
Wie der Lokalsender King 5 berichtete, wurde die Leiche eines 98-jährigen Covid-19-Opfers am 17. Oktober im Ballsaal eines grossen Hotels in Portland, Oregon seziert. Es gab etwa 70 zuschauende Gäste, die für die Veranstaltung jeweils 500 Dollar (über 430 Euro) zahlten.
Die Familie des Toten sei davon ausgegangen, dass sein Leichnam der medizinischen Forschung diene. Dies berichtete der Sender unter Berufung auf das zuständige Bestattungsunternehmen weiter.

Laut King 5 wurde die Autopsie von dem Anatomieporfessor im Ruhestand, Colin Henderson, vorgenommen. Während der mehrstündigen Demonstration entnahm er dem Toten die Organe, darunter auch sein Gehirn. Einige Zuschauer aber zogen sich chirurgische Handschuhe über und berührten dann auch offenbar die Leiche. Dies ist auf einem Video des Senders ist zu sehen.
Es sei sehr «lehrreich» und der Umgang mit dem Leichnam «sehr respektvoll» gewesen, zitierte King 5 eine Teilnehmerin namens Monica.
Leichnam konnte «aus nächster Nähe» betrachtet werden
Organisator der öffentlichen Autopsie gegen Bezahlung war die nach eigenen Angaben «unabhängige Bildungsplattform» Death Science. Das Veranstaltungs-Programm wies darauf hin, dass die Leiche auch «aus nächster Nähe» betrachtet werden könne. Dafür werde es «mehrere Gelegenheiten für die Teilnehmer geben». Sie sei «vor, nach und während der Pausen zugänglich.»
Death-Science-Gründer Jeremy Ciliberto erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, Ziel sei es gewesen, Laien die Anatomie des Menschen nahezubringen. Er erhielt die Leiche demnach von Med Ed Labs. Das Unternehmen in Las Vegas ruft laut seiner Website zu Spenden von Leichen zur «Förderung von Medizin und Wissenschaft» auf. Das Unternehmen habe ihm versichert, den Toten «für Forschungs-, medizinische und Bildungszwecke» erhalten zu haben.
Auch Med Ed Labs soll nichts gewusst haben
Der Vertreter von Med Ed Labs, Obteen Nassiri, versicherte hingegen, nichts über den kommerziellen Hintergrund der Veranstaltung gewusst zu haben. Wäre sein Unternehmen darüber informiert gewesen, wäre der Tote nie zur Verfügung gestellt worden.

Nassiri erklärte weiter, er habe mit der Familie des Verstorbenen gesprochen. «Wir werden die volle Verantwortung übernehmen. Auch für die Kosten der Rückführung des Leichnams und für seine Einäscherung werden wir aufkommen», fügte er hinzu. Künftig werde sein Unternehmen nicht mehr mit Death Science zusammenzuarbeiten.
Nach Angaben eines Polizeisprechers in Portland wurden nach dem Vorfall Ermittlungen aufgenommen. Nach Beratungen mit der Staatsanwaltschaft sei jedoch festgestellt worden, dass keine Gesetze gebrochen worden seien.